Das Labyrinth des Maal Dweb
Bild gemacht hatte, fand ich am Ende einer Straße im Vorstadtgebiet von Oakland, die einen Hügel hinaufführte. Es handelte sich um ein großes zweistöckiges Haus, beschattet von alten Eichen und von einem Kleid wild wuchernden Efeus verdüstert. Es stand zwischen unbeschnittenen Ligusterhecken und Sträuchern, die seit vielen Jahren keine Gärtnerhand berührt hatte. Das Haus wurde auf einer Seite durch ein unbebautes, von Unkraut überwuchertes Grundstück, auf der anderen Seite durch ein Gewirr von Rankengewächsen und Bäumen, welche die schwarzen Ruinen eines abgebrannten Anwesens umstanden, von seinen Nachbarn getrennt.
Selbst wenn man vom Eindruck lang anhaltender Vernachlässigung absah, haftete dem Ort etwas Tristes, Unheilvolles an – etwas, das den efeuumrankten Umrissen des Hauses innewohnte, den elenden, düsteren Fenstern und selbst den verwachsenen Eichen und dem eigenartig wuchernden Gesträuch. Meine Hochstimmung verflüchtigte sich ein wenig, als ich das Grundstück betrat und über einen unbeharkten Pfad zum Vordereingang lief.
Als ich mich dann John Carnby persönlich gegenübersah, flaute meine Begeisterung noch um ein Weiteres ab. Allerdings hätte ich für das vorahnende Erschauern, das unbestimmte, ernüchternde Gefühl der Gefahr und die bleierne Niedergeschlagenheit, die mich befielen, keinen rechten Grund nennen können. Es mochte an der finsteren Bibliothek, in der er mich empfing, oder auch an dem Mann selbst liegen – die düsteren Schatten dieses Raumes ließen sich weder durch die Sonne noch mit Lampenlicht je zur Gänze verscheuchen. Und daran musste es wohl gelegen haben, denn John Carnby entsprach ganz jener Art von Mensch, für die ich ihn auch gehalten hatte.
Ihm hafteten alle Anzeichen eines einsam forschenden Gelehrten an, der einem obskuren Forschungsgegenstand lange geduldige Jahre gewidmet hatte. Er war hager und gebeugt, mit gewaltiger Stirn und grauem Zottelhaar, und auf seinen eingefallenen, glatt rasierten Wangen lag die Blässe der Bücherhallen. Darüber hinaus umgab ihn allerdings ein Eindruck der nervlichen Zerrüttung – eine ängstlich kauernde Haltung, die die übliche Schüchternheit eines Eigenbrötlers noch übertraf.
Hinzu gesellte sich eine stetige Anspannung, die sich in jedem Blick seiner umschatteten, gehetzten Augen und jeder Bewegung seiner knochigen Hände offenbarte. Allem Anschein nach hatte er sich durch übermäßige Studien die Gesundheit ruiniert. Unwillkürlich fragte ich mich nach der Art der Studien, die ihn zu einem zitternden Wrack gemacht hatten. Dennoch hatte er etwas an sich – vermutlich lag es an der Breite seiner gebeugten Schultern und der kühnen Adlerhaftigkeit seiner Gesichtszüge –, das von großer vormaliger Körperkraft sowie einer Energie kündete, welche noch nicht gänzlich erloschen schien.
Seine Stimme war unerwartet tief und klangvoll: »Ich glaube, dass Sie der richtige Mann sind, Mister Ogden«, sagte er nach einigen Prüfungsfragen, die sich vor allem auf meine Sprachkenntnisse und insbesondere auf meine Beherrschung des Arabischen bezogen. »Ihre Dienste werden von nicht allzu schwerer Art sein, aber ich benötige jemanden, der mir zu jeder beliebigen Zeit zur Verfügung steht. Sie werden daher bei mir einziehen müssen. Ich kann Ihnen ein bequemes Zimmer anbieten, und ich garantiere Ihnen, dass meine Kochkunst Sie nicht vergiften wird. Ich arbeite häufig nachts, und ich hoffe, dass die unregelmäßigen Arbeitszeiten Sie nicht zu sehr stören.«
Zweifellos hätte ich über die Zusage, dass die Stellung eines Sekretärs nun also mir gehörte, vor Freude außer mir sein müssen. Stattdessen empfand ich einen unbestimmten, unvernünftigen Widerwillen, und das Gefühl nahenden Unheils beschlich mich, als ich John Carnby dankte und ihm sagte, dass ich ganz nach seinem Belieben jederzeit einziehen könne.
Das schien ihn sehr zu erfreuen, und einen Augenblick lang wich die seltsame Anspannung aus seinem Verhalten: »Ziehen Sie sogleich ein – heute Nachmittag noch, wenn es Ihnen möglich ist«, sagte er. »Ich freue mich schon sehr auf Ihre Gesellschaft, und je eher, desto besser. Ich lebe nun schon seit einiger Zeit ganz alleine; und ich muss gestehen, dass die Einsamkeit für mich allmählich ihren Reiz verliert. Auch kam ich mit meiner Arbeit nicht so recht weiter, weil mir die passende Hilfe fehlte. Früher wohnte mein Bruder bei mir, aber er hat sich auf eine ausgedehnte Reise begeben.«
Ich kehrte
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