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Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition)

Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition)

Titel: Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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löchrigen Eid. Und keine Löcher im Rücken. Versprich mir, daß du meinen Rücken hütest und mir Bescheid gibst, wenn du gehen willst. Und nenn mich nicht Herr, sondern Jakko.«
    »Ja, Herr Jakko.« Er griff nach meiner Hand und wollte sie küssen.
    »Laß das«, sagte ich. »Gieß mir lieber noch einmal Wein ein.«

    In der Nacht fieberte ich, aber nicht arg. Dabei lag ich wach und dachte an Karims Drohungen; daran, daß ich in Herceg Novi bleiben sollte bis zum bitteren Ende. Aber wie wollte er das überprüfen? Und außerdem hatte ich nicht die Absicht, ihm lange fernzubleiben, sondern etliche andere Wünsche, die nur in seiner unmittelbaren Nähe zu erfüllen waren.
    Morgens kam der Bader wieder vorbei, auf der Suche nach Münzen oder meiner Wunde oder beidem. Er entfernte den Verband und die Kräuterschicht, schnüffelte an meinem Bein, nickte dann und sagte mit einem Lächeln: »Du wirst leben, Herr. Vielleicht sollten wir morgen oder übermorgen hier« – er tippte auf eine Stelle knapp neben der Wunde, und ich knurrte – »einen kleinen Schnitt machen, damit gelber Saft abfließen kann. Sonst? Wenig bewegen, Kräuter und ein Verband.«
    Fünf Tage später lief ein venezianischer Segler aus, eines der gewöhnlichen Nachschubschiffe. Der Kapitän war bereit, uns mitzunehmen und Ragusa anzulaufen. Mein Bein schien zu heilen, und an der Bucht wurde es ungemütlich: Seit zwei Tagen hörten wir gelegentlich Kanonenschüsse.
    Der Fähnrich, der uns die Unterkunft verschafft hatte, geleitete uns zur Mole, an der der Frachter wartete.
    »Das da?« Er blickte hinüber, zur anderen Seite, nach Castelnuovo. »Das ist nichts. Noch nicht jedenfalls.«
    »Probeschüsse?«
    »Zum Ausrichten der Geschütze, ja; und natürlich, um die Spanier zu ärgern.«
    »Dann sind die Türken näher an die Burg gekommen, nehme ich an.«
    »Ja und nein. Die von oben, aus den Bergen kommen ...«
    »Über die Straße nach Trebinje? Die sind wir auch gekommen.«
    »Ja. Soweit wir wissen, haben sie ihre Schanzen weiter vorgeschoben, aber siehst du, da drüben?« Er wies zum Nordende der Bucht. »Die bessere Straße, durch das Hinterland von Ragusa; da sind in den letzten Tagen einige Tausendschaften angekommen, mit Kanonen und Kamelen und allem Zubehör.«
    »Also von Nordosten und Nordwesten werden sie schon belagert? Und wie, meinst du, wird es weitergehen?«
    Er schob die Unterlippe vor. »Khaireddin Barbarossa ist ein erfahrener Mann. Er wird das tun, was sinnvoll ist. Sobald die Flotte kommt, werden sie östlich des Hafens Truppen und Kanonen anlanden. Drei Batterien dann also, und außerdem die schweren Schiffsgeschütze vom Wasser aus.« Er schnalzte leise. »Ich möchte nicht in Castelnuovo sein, wenn das losgeht.«
    »Was würdet Ihr machen?«
    Er kicherte. »Abhauen. Wie unsere Leute drüben bei La Bianca.«
    »Wo Otero zuständig war?«
    »Ja. Guter Mann.« Er seufzte. »Guter Mann, und ein dummes Ende. Die Türken werden die Straßen am Nordrand der Bucht bis Risano nutzen, um Vorräte und Nachschub und alles Nötige zu bewegen. Wir stehen wieder da, wo wir vorher waren – auf dem anderen Ufer. Und wir werden zusehen, wie sie die Spanier vernichten.«
    »Meint Ihr nicht, daß Sarmiento bei der Übermacht und ohne Nachschub aufgeben muß?«
    Der Fähnrich nickte. »Doch, das muß er, aber er wird nicht. Ein spanisches tercio ...«
    »... ergibt sich nicht, ich weiß. Wie lange können sie das denn durchhalten?«
    »Drei Stunden, länger nicht.«
    »Wie sieht es auf dem Meer aus? Ist die Strecke nach Venedig frei?«
    Er lächelte, diesmal beinahe boshaft. »Ihr wißt doch, die Heilige Liga ist aufgelöst. Der neue Doge verhandelt mit dem Sultan, der Kaiser ist dabei, Freundschaft mit dem König von Frankreich zu schließen, der Papst wird wie üblich beten und huren, und die armen Schweine da drüben sind allein. Die Türken werden Euer Schiff nicht aufbringen, keine Sorge; sagen wir es so: Ein furchtbarer Friede ist ausgebrochen.«

    In Dubrovnik angekommen, stellte ich zunächst fest, daß ich langsam und mit Beschwerden, aber immerhin wieder selbst gehen konnte. Bekim beschaffte Träger, die unser Gepäck zum Haus der Musiker bringen sollten, während ich abermals zu Katona ging.
    Der Ungar blinzelte, als er mich sah; er warf einen Blick aus dem Fenster, knurrte etwas wie »durstige Dämmerung« und goß uns Wein ein. Nach dem ersten Schluck sagte er: »Mein Erstaunen und meine Freude kennen keine Grenze. Aber ich habe

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