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Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition)

Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition)

Titel: Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Aufmerksamkeit auf das Bein richtete, das höllisch schmerzte.
    »Halt«, sagte ich mühsam, als wir das Festungstor erreicht hatten.
    Bekim stützte mich, half mir abzusteigen und mich auf den Boden zu setzen. Er band den Pferden schnell die Zügel zusammen.
    »Was nun?« sagte er. Dann setzte er hinzu: »Herr.«
    »Hast du davon gewußt?«
    »Nein. Beim Blut meiner Vorfahren, nein!«
    Ich überlegte. Nicht bewegen. Nicht noch mehr Blut verlieren. Aber ich mußte mich bewegen, wenigstens bis zum Fuß der Burg. Ich sagte Bekim, was ich tun wollte; er pfiff leise durch die Zähne und brüllte etwas zur Mauer hinauf.
    Einer der spanischen Posten war bereit, den nächsten erreichbaren Offizier zu holen, einen Fähnrich. Nicht Milló; offenbar hatte inzwischen ein Wachwechsel stattgefunden. Natürlich hatten sich die Übergabeforderung und ihre Ablehnung durch Sarmiento bereits herumgesprochen; der Fähnrich kannte meinen Namen und wußte auch, daß ich in Wien gekämpft hatte.
    »Was ist geschehen?« Er hockte sich auf die Fersen.
    Ich saß, den Rücken an einen großen Stein gelehnt, am Rand des Weges und bemühte mich, mein Bein nicht wahrzunehmen. »Bei einigen wilden Völkern gibt es die Gepflogenheit, den Überbringer einer schlechten Nachricht zu köpfen«, sagte ich.
    »Dann könntet Ihr nicht mehr reden, señor .«
    »Sagt mir eines, caballero – wie ich Eure Gebräuche kenne, hätte der Maestre de Campo doch eigentlich einen Offiziersrat einberufen sollen, ehe er die Forderung ablehnte.«
    Der Fähnrich nickte. Im schwachen Licht des eben aufgegangenen Monds sah ich ihn lächeln. »Der Maestre war nicht der Meinung, daß es sich um ein ernsthaftes Angebot handelte. Dazu wäre ein hoher Offizier oder ein Hofbeamter gekommen, mit einem Brief. Deshalb ...«
    »Seid Ihr bereit, mit Don Francisco über mich – für mich zu sprechen?«
    »Was soll ich ihm sagen?«
    »Sagt ihm dies. Meine Frau ist Gefangene des Mannes, der mich geschickt hat; sonst wäre ich nicht gekommen. Er hat dem türkischen Hauptmann, der die Geschützstellung weiter oben leitet, einen Brief geschrieben, in dem steht, daß er mich kampfunfähig und fluchtunfähig machen soll. Ein Messerstich ins Bein ... Ich soll bis zum Ende bei Euch in Castelnuovo bleiben.«
    Er nickte. »Er steiler Weg, señor . Und?«
    »Ich habe nicht vor, Euch zu belästigen. Ich nehme an, die Vorräte sind begrenzt. Bittet Don Francisco, er möge mir und meinem Begleiter gestatten, die Nacht in einer Wachstube zu verbringen und Gold für Brot, Wasser, Verbände und, morgen, einen Karren zu zahlen.«
    »Einen Karren? Wohin wollt Ihr fahren?«
    »Zu den Venezianern, Richtung La Bianca.«
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Das wird nichts, señor . Die sind abgezogen. Darf ich Euch einen Rat geben?«
    »Ich bitte darum.«
    »Schickt Euren Begleiter zum Hafen. Es sind noch genug von den ... Einwohnern in der Stadt. Er soll ein wenig Geld bieten, daß man Euch mit einem Karren oder einer Trage hier abholt. Und laßt Euch morgen oder übermorgen, je nachdem, wie Ihr Euch fühlt, von einem der Fischer über die Bucht bringen, zu den Venezianern nach Rose. Da sind sie noch.«
    Bekim hatte natürlich nichts von der auf spanisch geführten Unterhaltung verstanden. Ich gab ihm Geld und bat ihn, zum Hafen zu gehen. Der Fähnrich kehrte zurück in die Burg, schickte aber einen Mann mit Brot und Wein. Ich bemühte mich, wach zu bleiben, bis Bekim mit ein paar kräftigen Männern und einem Handkarren auftauchte.

VIERUNDZWANZIG
Wunde und Wünsche
    Z wei Tage später brachte uns ein Fischer zu den Venezianern. Der Preis für die Beförderung war hoch – beide Pferde. Ich nahm an, daß der Fischer sie den schlechtversorgten Spaniern für viel Gold zum Schlachten anbieten würde.
    »Wir brauchen sie drüben ohnehin nicht«, sagte ich, als Bekim wieder ellenlange albanische Flüche murmelte.
    »Was hast du vor, Herr? Und was wird aus mir?«
    »Wir werden das bereden, wenn wir drüben sind.«
    Auch auf der anderen Seite der Bucht hatten wir es mit einem Fähnrich zu tun, der sich zum Glück nicht weigerte, ein paar Zechinen anzunehmen und uns dafür ein Dach, ein paar Decken, Nahrung und einen Bader verfügbar zu machen. Der Mann war so etwas wie der Arzt der Festung von Rose und wollte mich zur Ader lassen – wahrscheinlich wußte er nicht viel mehr mit einem Verwundeten anzufangen. Ich gab ihm Münzen für frische Verbände und ein paar Kräuter und schickte ihn weg.
    »Gut so,

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