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Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition)

Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition)

Titel: Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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»Bourbon war sein Gegner, oder? Hat sich vom französischen König schlecht behandelt gefühlt und ist zum Kaiser übergelaufen. Ob Bayard ihm einen Gürtel geschenkt hätte? Wahrscheinlich haben die Sieger ihn einfach genommen und behalten, als Bayard tot war. Aber ... sprich weiter.«
    »Angeblich hatte Bourbon diesen Gürtel bei sich, als er bei der Plünderung Roms umgekommen ist. Und ebenso angeblich hat ihn dann ein Landsknecht an sich genommen.«
    Ich seufzte. »Ach ja, eine dieser Geschichten. Durch tausend Hände gegangen und jetzt irgendwo teuer zu kaufen?«
    Boboko gluckste. »Nicht ganz, aber fast. Ich sag ja, ich hab was gehört, aber hab ich denn gesagt, daß alles wahr ist?«
    »Hast du nicht. Red weiter.«
    »Ein Händler hat ihn angeblich hier gehabt, in Dubrovnik. Hat ihn verkauft und vor ein paar Wochen oder Monaten zurückerhalten.«
    »Soll ich ihn jetzt kaufen, oder warum erzählst du mir das?«
    »Was willst du damit – als Musiker? Nein, aber du hast doch irgendwann einmal nach diesem Mauren gefragt, Otero oder so. Angeblich hat ein Maure ihn gekauft, und warum er wieder zurückgegeben wurde oder jedenfalls zurückgekommen ist, weiß keiner.«
    »Wie heißt der Händler?«
    »Weiß ich nicht. Aber, hm, Katona kennt ihn. Vielleicht solltest du mit ihm reden. Falls du vor deinem Aufbruch noch mit jemandem reden willst.«
    »Will ich. Danke, Bruder.«
    »Und schreib uns, was dabei herausgekommen ist, ja?«

    Als ich meine Sachen bei Velimir untergebracht hatte, ging ich nach Dubrovnik, um mit Katona zu sprechen und ihn zu bitten, eine Botschaft nach Venedig zu übermitteln, und zwar an ...
    Ich muß abbrechen. Karim Abbas ist eingetroffen. Wenn nicht mehrere Wunder geschehen, werde ich nicht weiterschreiben können. Vielleicht beendet ein anderer diesen Bericht für mich. Oder nicht.

SIEBENUNDZWANZIG
Die Schlangengrube von Orebić
    N ach all den Tagen des Wartens und Schreibens ist es köstlich, schmerzende Wunden an der linken Seite des Brustkorbs zu spüren, kaum einen Körperteil ohne Pein bewegen zu können (außer der Schreibhand), heißen Kräutersud mit Fruchtstückchen und ein wenig Wein zu trinken und aus dem Fenster über die Meerenge zu blicken – von Korčula nach Orebić. Oder, da ich nun wieder auf venezianischem Gebiet bin, von Curzola nach Sabbioncello. Goran würde mich jetzt wahrscheinlich auffordern, über die Köstlichkeit des Schmerzes zu schreiben, Beweis für Leben nach langer Todeserwartung. Und wenn ich es ohne seine Forderung geschrieben hätte, vielleicht geschmückt mit Erörterungen über die Wonne des Dürstens angesichts des vollen Bechers, der gleich die Wonne mehren und den Durst töten wird, zöge ich mir gewiß seinen Tadel und das Ansinnen zu, derlei zu unterlassen. Nun ja, Goran ... Aber zu ihm später.
    Eigentlich wollte ich dies gar nicht mehr schreiben. Da es als Mitteilung des Toten an seine lebenden Kinder gedacht war, ist es durch mein bloßes Überleben überflüssig geworden. Andererseits widerstrebt es mir, etwas Begonnenes nicht zu beenden. Und da ich es niemandem aushändigen muß, kann ich es später getrost verwenden, um im Winter von Mestre den Ofen anzuzünden und, wohlig gewärmt, den Kindern keine blutigen Mordgeschichten zu erzählen, sondern solche von heiteren Seeungeheuern, munteren Magiern und edlen Fürsten. Wer an edle Fürsten glaubt, wird mit den anderen genannten Figuren auch keine Schwierigkeiten haben.
    Wohlan denn – nicht schreiben, um zu schreiben, sondern beenden, um etwas Neues beginnen zu können.
    Karim Abbas stand auf dem sandigen Weg, am Fuß der fünf Stufen, die zu Gorans Haus führen. Er hatte die Arme verschränkt und starrte mich durchs Fenster an. Hinter mir, am Herd, hörte ich Goran Töpfe verschieben.
    »Er ist da«, sagte ich.
    »Wer?« Das Scheppern und Klirren endete.
    »Karim Abbas.«
    Ich hörte Gorans Schritte näherkommen und seine Stimme, nicht weit hinter mir, als er sagte: »Dann sollten wir wohl hinausgehen.«
    »Willst du ihn nicht hereinbitten?«
    Goran antwortete nicht. Jedenfalls nicht sogleich, und zunächst nicht mit Wörtern. Ich spürte etwas Kaltes an der Kehle. Eine Klinge.
    Er räusperte sich. »Steh langsam auf, Jakko. Dann gehen wir zur Tür und ... zu ihm. Und denk daran, daß ich mit einem Messer umgehen kann.«
    »Warum?« Ich legte die Feder aufs letzte begonnene Blatt und erhob mich. Vorsichtig.
    »Zur Tür.«
    »Warum, alter Mann?«
    Er bewegte das Messer an meinem Hals. »Ein

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