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Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition)

Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition)

Titel: Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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an den Tag legen, oder Bewaffnete gegenüber Wehrlosen.
    »Kroatisches Pack«, sagte er; »Schmuggler, wie? Für Seeräuber seid ihr zu schlecht gerüstet. Was ...?«
    Er unterbrach sich, als Antonio vor ihn trat und im Tonfall eines weit Höherrangigen sagte: »Was erlaubt Ihr Euch, Herr? Ihr werdet dies lesen« – er hielt ihm ein Papier unter die Nase, das er aus einer der offenbar zahlreichen Innentaschen seiner Jacke gezogen hatte – »und unsere Freunde um Vergebung für groben Unflat bitten!«
    Der Offizier knickte förmlich ein, trat einen Schritt zurück und legte die Hand auf die Brust. »Um Vergebung, Herr! Aber das konnte ich nicht wissen.«
    »Mangelhafte Kenntnisse sind keine Entschuldigung für schlechtes Betragen.«
    »Ja, Herr. Darf ich nach Eurem Ziel fragen?« Er klang nun beinahe unterwürfig.
    »Wir wollen nach Castelnuovo.«
    »Ah. Zu den Spaniern? Das ...« Er zögerte; dann schüttelte er den Kopf und setzte eine Miene des Bedauerns auf. »Das geht nicht, Herr. Ich bedaure es sehr, aber es ist nicht möglich.«
    Ich betrachtete die beiden und sagte mir, daß dies wieder ein neuer Antonio war. Jedenfalls einer, den ich nie gesehen hatte. Und da er es sehr überzeugend machte, hielt ich mich nur zu gern zurück. Was immer auf dem Papier stehen mochte – ich hatte derlei nicht vorzuweisen.
    »Warum ist das nicht möglich? Wir sind doch verbündet mit ihnen. Heilig verbündet, oder?«
    »Vergebt mir, Herr, ich werde den Kapitän befragen.«
    »Nichts da«, sagte Antonio. »Mit dem rede ich selbst.« Er wandte sich um, zwinkerte, sagte leise: »Vielleicht hat der Kapitän ja Schulden bei meinem Vater« und folgte dem Offizier auf die Galeere.
    Wir warteten. Goran sah aus, als wolle er zetern, unterließ es aber. Velimir zischte ihm irgend etwas zu, und die Männer, die die beiden Schiffe vertäut hatten, machten keine Anstalten, unser Boot zu verlassen. Sie waren gründlich bewaffnet.
    Nach einiger Zeit kam Antonio zurück, ohne den jungen Offizier. »Ärgerlich«, knurrte er. »Es gibt Anweisungen.«
    »Es gibt immer Anweisungen, die einen daran hindern, das zu tun, was am sinnvollsten ist«, sagte ich. »Was befindet der edle Herr Kapitän?«
    »Er befindet, daß er uns von einem Beiboot an Land bringen lassen wird. Dort soll einer der anderen Offiziere entscheiden, ob wir zu Land nach Castelnuovo dürfen oder nicht.«
    »Na gut. Was ist mit Goran und den anderen?«
    »Ja, was ist mit uns?« sagte Goran. »Sind wir Pack, das versenkt wird, oder geehrte Gäste, die mitkommen müssen? Oder dürfen wir am Ende gar verschwinden?«
    Antonio grinste. »Ihr seid Pack, das ganz schnell verschwinden soll, ehe man es sich hier anders überlegt.«
    »Dann wollen wir gehorchen.« Goran kam zu mir und klopfte mit der Fingerspitze gegen meine Brust. »Du hast zuviel bezahlt.«
    »Ich weiß. Eine Zechine für dich, je eine halbe für Velimir und die beiden anderen, drei für das Boot?«
    »Fünf für das Boot.« Er grinste.
    »Du übertreibst.«
    Er steckte eine Hand in die Hosentasche und kramte.
    »Laß das«, sagte ich. »Du hast etwas vergessen bei deiner Rechnung.«
    »Was denn?«
    »Siebeneinhalb – na ja, sagen wir sieben Zechinen. Das wäre üppig genug. Aber wahrscheinlich hast du mir das Leben gerettet. Und mein Leben ist mehr wert als dreiundzwanzig venezianische Dukaten.«
    »Siehst du das so? Du übertreibst, finde ich.«
    »Nimm den Rest als Anzahlung. Vielleicht brauche ich deine Hilfe irgendwann noch einmal.«
    »Seid ihr fertig?« Antonio hatte seine Waffe und den Beutel aufgehoben. »Los, Jakko, wir sollten.«

    Der Kapitän der Galeere blickte mißmutig hinter dem kleinen Segler her. »Ein wenig Zerstreuung ...«, murmelte er.
    »Wie wollt Ihr uns zerstreuen?« sagte Antonio.
    »Ich will Euch sammeln, edle Herren. Wir werden Euch an Land bringen, dort vorn, in Rose. Von da wird man Euch nach Cattaro geleiten. Der Provveditore soll entscheiden, was mit Euch geschieht.«
    »Wo ist mein Freund at-Tahir zur Zeit?« sagte ich.
    Der Kapitän musterte mich, als sähe er mich nun zum ersten Mal. »Euer Freund?«
    »Waffengefährte. Nennt es, wie Ihr wollt.«
    »Ah. Das ist natürlich etwas anderes.« Er winkte einen der anderen Offiziere herbei und gab ihm leise ein paar Befehle.
    »Gut gemacht«, sagte Antonio noch leiser, neben meinem rechten Ohr. »Kennst du den wirklich?«
    »Ein wenig.«
    »Mal sehen, was dabei herauskommt.«
    Der Kapitän wandte sich wieder an uns. »Wir werden Euch mit

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