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Das Labyrinth

Das Labyrinth

Titel: Das Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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schloß Arkadi aus Peters Ton. »Ich bin in Texas ausgebildet worden.«
    »Als Cowboy?«
    »Für die Luftwaffe. Düsenjäger.«
    An einer Kurve fegte ein Schild an ihnen vorbei. Erst bei solchen Geschwindigkeiten, dachte Arkadi, weiß man den guten Belag einer Straße zu schätzen. »Für die deutsche Luftwaffe?«
    »Einige von uns trainieren da. Da gibt es weniger zu treffen, wenn wir abstürzen.«
    »Das leuchtet ein.«
    »Sind Sie vom KGB?«
    »Nein. Hat Federow das behauptet?«
    Schiller lächelte süffisant. »Federow hat geschworen, daß Sie nicht vom KGB wären. Aber wenn Sie es nicht sind, warum sind Sie dann an Radio Liberty interessiert?«
    »Tommy hat ein Fax nach Moskau geschickt.«
    »Welchen Inhalts?« verlangte Schiller.
    »Wo ist der Rote Platz?«
    Sie fuhren schweigend weiter, bis ein rosa Fleck vor ihnen auftauchte.
    »Wir müssen mit Tommy sprechen«, sagte Arkadi. Er zog eine Zigarette aus der Packung. »Haben Sie was dagegen?«
    »Kurbeln Sie das Fenster runter.«
    Luft wirbelte herein und mit ihr ein scharfer Geruch, der ihm die Kehle zuschnürte.
    Schiller sagte: »Jemand verbrennt Plastik.«
    »Und Reifen.«
    Der rosa Fleck wurde größer, verschwand und tauchte wieder auf, größer und intensiver in der Farbe, eine Fackel unter dichtem, aufwallendem Rauch, der vom Wind zur Seite getrieben wurde. Als sie näher kamen, war die Fackel ein Meteor, der sich in die Erde zu graben schien.
    »Ein Trabi«, sagte Schiller, als sie vorbeifuhren.
    Sie kehrten von der dem Wind zugekehrten Seite zurück, ein Taschentuch über Mund und Nase haltend. Der Trabant war an sich schon ein kleiner Wagen, durch den Zusammenstoß mit der Leitplanke aber war er noch kompakter geworden. Die Flammen allerdings waren gewaltig, ein von Chemikalien blau und grün verfärbtes Rot. Der Rauch war schwarz wie Öl. Der Trabi brannte nicht nur von innen aus, er stand auch rundum in Flammen, Wandungen, Kühlerhaube und Wagendach zerschmolzen, und die Flammen schlugen auf die Sitze. Die Reifen brannten wie Spektralringe.
    Sie gingen, so gut sie konnten, um das Wrack herum, um nach Tommy zu suchen.
    Arkadi sagte: »Ich habe so ein Feuer schon mal gesehen. Wenn es ihm nicht gelungen ist, herauszukriechen, ist er jetzt tot.«
    Schiller trat zurück. Arkadi dagegen versuchte, näher an den Trabant heranzukommen und kroch auf allen vieren unter dem Rauch hindurch. Die Hitze war zu stark - ein glühender Atem, der seine Jacke dampfen ließ.
    Der Wind drehte sich, und Arkadi sah im Wagen eine jener Silhouetten, wie Scherenschneider sie aus schwarzem Papier ausschneiden. Der Scherenschnitt brannte ebenfalls.
    Schiller ging wieder zum BMW, setzte den Wagen zurück und suchte die Straße mit seinen Scheinwerfern ab, bis er Bremsspuren fand. Er hielt an, stieg aus und schaltete sein Blaulicht ein. Er ist wahrscheinlich ein guter Polizist, dachte Arkadi.
    Zu spät für Tommy. In violetten Farbtönen schälte sich der Rest einer Tür ab. Als sich schließlich auch das Dach einzurollen begann, ließ der Aufwind die Flammen wie eine Blume aufblühen.
     
    »Wissen Sie, in der guten alten Zeit hätten wir Sie narkotisiert, gefesselt und in einer Kiste zurück nach Hause geschickt. Das machen wir heute allerdings nicht mehr. Jetzt, wo unsere Beziehungen zu den Deutschen soviel besser geworden sind, haben wir das nicht mehr nötig«, sagte Vizekonsul Platonow. »Nein?« fragte Arkadi.
    »Die Deutschen erledigen das für uns. Als erstes verschwinden Sie mal aus dieser Pension.« Platonow nahm ein Hemd von der durch den Raum gespannten Leine, betrachtete eine auf dem Tisch ausgebreitete Karte von München, das Brötchen und den Saft neben dem Ausguß und drückte Federow das Hemd in die Hand. »Renko, ich weiß, daß Sie sich hier bereits wie zu Hause fühlen, aber da das Konsulat diese Räumlichkeiten angemietet hat, können wir damit tun, was wir wollen. Ich werde Sie als Landstreicher festnehmen lassen, denn genau das sind Sie. Ohne Ihren Paß werden Sie hier nirgends eine Unterkunft finden.«
    Federow zog den Reißverschluß von Arkadis Reisetasche auf und stopfte das Hemd in den gähnenden Schlund. »Die Deutschen schicken ausländische Landstreicher in ihre Heimatländer zurück, besonders russische Landstreicher.«
    »Das Ganze ist eine Kostenfrage«, sagte Platonow. »Es ist schon schlimm genug, meinen die Leute hier, daß sie für die Ostdeutschen aufzukommen haben.«
    »Wenn Sie daran denken sollten, um politisches Asyl zu bitten, das

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