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Das Labyrinth

Das Labyrinth

Titel: Das Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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gegen das Gesetz?«
    »Sie so zusammenzuschlagen, daß Sie es nicht mehr wagen, irgend jemandem etwas von unserer Auseinandersetzung zu berichten.«
    »Nun, versuchen Sie’s«, sagte Arkadi.
    Arkadi hatte keine Waffe, und Peter Schiller hatte eine Pistole, eine Walther, wie er in der Bank gesehen hatte. Arkadi war sich jedoch ziemlich sicher, daß Peter Christian Schiller nicht schießen würde, jedenfalls so lange nicht, wie Arkadi vor dem BMW stand, denn eine Kugel würde sein weiches russisches Gewebe durchschlagen und das Innere des hübschen Wagens mit Glassplittern und Blutspritzern übersäen. Arkadi wußte nicht, ob er Widerstand leisten sollte, wenn Peter Schiller tätlich wurde. Was machten schon ein paar ausgeschlagene Zähne? Er richtete sich auf und drehte sich um.
    Schillers gelbe Jacke blähte sich in einem Windstoß, der vom Feld herüberwehte. Er senkte seine Pistole. »Und wer tauchte dann auf? Ihr Freund in seinem Trabi. Ich dachte erst, er sei einer dieser armen Teufel aus Ostdeutschland. Niemand fährt hier einen Trabi, wenn er es vermeiden kann. Manchmal sieht man sie noch in der Nähe der alten Grenze, aber nicht hier. Zehn Minuten später kommt er mit Ihnen aus der Pension. Aha, denke ich mir, er hat also einen Ossi als Komplizen.«
    »Einen Ossi?«
    »Einen Ostdeutschen. Er hat das Opfer ausgesucht, und Sie tauchen mit dem gefälschten Brief vom Konsulat auf. Ich habe nur das Nummernschild notiert und mich nach dem Besitzer des Wagens erkundigt. Aber er gehört einem Thomas Hall, amerikanischer Staatsbürger, wohnhaft in München. Warum sollte ein Amerikaner einen Trabi fahren?«
    »Er hat gesagt, es sei eine Investition. Sie sind uns gefolgt?«
    »Es war nicht schwer. Keiner fuhr so langsam.«
    »Was wollen Sie also jetzt machen?« fragte Arkadi.
    Das Erstaunlichste an deutschen Gesichtern war, daß die Qual des Denkens sich so deutlich auf ihnen abzeichnete. Selbst in dem trüben Licht der Straßenbeleuchtung war zu erkennen, daß Peter Schiller gleichermaßen von Wut und Neugier zerrissen wurde.
    »Sind Sie ein Freund von Hall?«
    »Ich habe ihn erst gestern abend kennengelernt und war überrascht, daß er heute abend zu mir kam.«
    »Sie haben zusammen mit Hall einen Sexclub besucht. Das läßt doch wohl auf eine nähere Bekanntschaft schließen.«
    »Tommy sagte mir, er habe Benz dort einmal getroffen. Die Frauen im Club meinten dann aber, wir sollten uns bei den Frauen hier umschauen.«
    »Sie haben vor gestern abend nie mit Hall gesprochen?«
    »Nein.«
    »Haben vor gestern abend nie Verbindung mit ihm gehabt?«
    »Nein. Worauf wollen Sie hinaus?« fragte Arkadi.
    »Renko, heute morgen haben Sie mich gebeten, eine Faxnummer für Sie herauszufinden. Das habe ich getan. Das Gerät gehört Radio Liberty. Es steht im Büro von Thomas Hall.«
    Es gibt im Leben immer wieder Überraschungen, dachte Arkadi. So hatte er also den ganzen Abend mit einem Mann verbracht, den er für völlig unschuldig gehalten hatte, und jetzt mußte er sich eingestehen, wie dumm das von ihm gewesen war. Warum hatte er die Liberty-Nummer nicht selbst überprüft? Wie viele andere Informationen hatte er schon achtlos beiseitegefegt?
    »Meinen Sie, daß Sie Tommy noch einholen können?«
    Schiller zauderte, und Arkadi beobachtete gebannt, wie er sich entscheiden würde. Der Deutsche starrte ihn seinerseits so intensiv an, daß Arkadi die alte Bühnenszene in den Sinn kam, bei der ein Mann vorgibt, das Spiegelbild eines anderen zu sein.
    Schließlich sagte Schiller: »Das einzige, was ich im Augenblick mit Sicherheit sagen kann, ist, daß ich bisher noch jeden Trabi eingeholt habe.«
    Sie kehrten auf demselben Weg zurück, den Tommy genommen hatte, aber mit größerer Geschwindigkeit. Schiller jagte den BMW um die Kurven, als führe er eine vertraute Rennstrecke ab. Hin und wieder warf er Arkadi einen Blick zu, dem es lieber gewesen wäre, wenn er sich besser auf die Straße konzentriert hätte.
    »Sie haben in der Bank Radio Liberty nicht erwähnt«, sagte Schiller.
    »Ich wußte nicht, daß Liberty in die Sache verwickelt ist. Muß auch nicht der Fall sein.«
    »Wir wollen hier keinen russischen Bürgerkrieg. Wir würden es lieber sehen, wenn ihr alle nach Hause gehen und euch dort umbringen würdet.«
    »Das ist eine Möglichkeit.«
    »Wenn Liberty mit der Sache zu tun hat, haben auch die Amerikaner damit zu tun.«
    »Ich hoffe, nicht.«
    »Sie haben nie mit Amerikanern zusammengearbeitet?«
    »Nein, aber Sie«,

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