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Das Labyrinth

Das Labyrinth

Titel: Das Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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für Handfeuerwaffen, aber er sah, daß die Maschinenpistole eine tschechische Skorpion war, eine Automatik mit überdimensionalem Schalldämpfer. Jedes der Magazine enthielt zwanzig Salven, die die Pistole in zwei Sekunden abfeuern konnte. Eine ideale Waffe für Ali, mit einer Skorpion brauchte man nicht einmal zu zielen.
    Als sich die Tür hinter ihm öffnete, ließ Arkadi das Magazin einrasten und drehte sich um, den Finger am Abzug.
    Irina stand im Türrahmen, eine erstarrte Silhouette vor dem Licht des Flurs draußen. Arkadi vergewisserte sich, daß niemand sonst in der Diele war, dann zog er sie am Handgelenk ins Zimmer und schloß die Tür.
    »Ich habe dich gehört«, sagte sie. Ihre Stimme klang, als ob sie von einem Tonband spräche.
    »Wo ist Max?«
    »Warum hast du eine Maschinenpistole?«
    »Wo ist Max?«
    »Das Abendessen war kürzer als vorgesehen. Die Amerikaner mußten ihre Maschine noch erreichen. Max ist in die Galerie gefahren, um Rita zu treffen. Ich bin hergekommen, um dich zu sehen.« Sie löste ihr Handgelenk aus seinem Griff.
    »Warum ist es hier dunkel?«
    Als sie versuchte, den Schalter anzuknipsen, stieß er ihre Hand weg. Sie wollte die Tür öffnen, und er hielt sie mit dem Fuß zu.
    »Ich kann es nicht glauben, Arkadi. Genau wie damals. Du bist gar nicht an mir interessiert, dir geht es um etwas ganz anderes. Ich bin nur das Mittel zum Zweck.«
    »Nein.«
    »Doch. Hinter wem bist du her?« Arkadi antwortete nicht. »Wer ist es?« fragte sie.
    »Max. Rita. Boris Benz, abgesehen davon, daß sein wirklicher Name Borja Gubenko ist.«
    Er spürte, wie sie sich von ihm entfernte. »Ich hatte gedacht, daß der Tag, an dem du mich verlassen hast, der schlimmste meines Lebens gewesen wäre«, sagte sie, »aber das heute ist schlimmer. Du bist zurückgekommen und hast dich selbst übertroffen. Ich habe mich von dir zum Narren halten lassen in den letzten Tagen.«
    »Du .«
    »Vor fünf Minuten gehörte ich noch dir. Ich bin heruntergerannt, um dich zu sehen. Und vor wem stehe ich? Chefinspektor Renko.«
    »Sie haben in Moskau einen Geldwechsler getötet.«
    »Was kümmern mich die sowjetischen Gesetze?«
    »Sie haben meinen Partner ermordet.«
    »Was geht mich die sowjetische Polizei an?«
    »Sie haben Tommy getötet.«
    »Alle Leute in deiner Nähe werden getötet. Max würde mir kein Haar krümmen. Max liebt mich, er würde alles für mich tun.«
    »Ich liebe dich.«
    Sie schlug ihn. Zuerst, so hart sie konnte, mit der flachen Hand, dann mit den Fäusten. Er stand da wie ein Mann, der sich gegen den Wind lehnt, und ließ die Maschinenpistole sinken. Er ließ sie an seinem Bein entlang zu Boden gleiten.
    »Ich will dein Gesicht, sehen«, sagte Irina.
    Sie fand den Schalter und drehte das Licht an. An dem entsetzten Ausdruck in ihren Augen sah er sofort, daß etwas mit seinem Gesicht nicht in Ordnung war. Er hob die Hand und berührte die Schwellung über seinen Brauen. Sie hatte sich beträchtlich vergrößert, seitdem er das Bad verlassen hatte.
    Irina blickte auf Alis Hemd, das am Boden lag. Der Rücken war blutgetränkt, rot wie eine Flagge. Sie knöpfte Arkadis Hemd auf. Er zog es aus, und sie drehte ihn um. Er hörte, wie sie den Atem anhielt. »Du bist verletzt.«
    »Der Schnitt ist nicht tief.«
    »Du blutest noch immer.«
    Sie schalteten das Licht im Badezimmer an. Im Spiegel über dem Waschbecken sah Arkadi, daß Ali ihm den Rücken von der rechten Schulter bis zum Gürtel aufgeschlitzt hatte. Irina versuchte, das Blut abzutupfen, aber das Tuch, das sie dazu benutzte, erwies sich als ungeeignet. Arkadi legte die Maschinenpistole aufs Waschbecken, zog sich aus und stieg unter die Dusche. Sie drehte den Kaltwasserhahn auf und wusch das Blut rund um die lange Schnittwunde ab.
    Seine Muskeln zogen sich zusammen und zitterten unter dem kalten Wasserstrahl, um sich gleich darauf unter der sanften Berührung ihrer Hand wieder zu beruhigen. Ihre Finger fanden eine Narbe über seinen Rippen und glitten, als ob sie sich erinnerten, zu einem Mal auf seinem Bein und dann zu einem glatten Kamm auf der Bauchdecke, als wäre er eine Landkarte mit vier Gliedmaßen.
    Arkadi drehte das Wasser ab. Er trat aus der Wanne, während sie ihren Rock auszog und mit zwei Schritten aus ihrem Höschen stieg. Er hob sie hoch. Sie umklammerte seinen Nacken, schloß die Beine um seine Hüften und bog sich ihm entgegen.
    Sie öffnete sich, wobei sie ihn fest umschlossen hielt. Ihr Mund war warm. Ihre Augen waren weit

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