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Das Labyrinth

Das Labyrinth

Titel: Das Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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irgendwie deplaziert, da sie das einzige Gebäude war, das nicht neu war. Im Europa Center begannen einzelne Fenster aufzuleuchten. Borja parkte den Wagen unten in seiner Garage.
    In den Passagen des Europa Centers befanden sich etliche Läden, Restaurants, Kinos und Kneipen. Borja führte Arkadi vorbei an Schaufenstern, in denen SushiKöstlichkeiten, Süßwasserperlen und Schweizer Uhren angeboten wurden, vorbei an einem Westernkino und einem Nagelstudio. In seinen Augen lag ein lüsterner Glanz, als spielte er mit dem Gedanken, seine Golfhalle zu erweitern. »Mahmud vertraut Ihnen. Wenn Sie mir helfen, ist er vielleicht zugänglicher.«
    »Er ist hier?« fragte Arkadi.
    »Es ist Max’ Sache, wenn er behauptet, daß Sie fast schon zur Familie gehören. Wenn Sie das für mich tun, mir diese kleine Bitte erfüllen, weiß ich, daß Sie okay sind. Er ist oben. Sie wissen, wie er sich mit seiner Gesundheit anstellt.«
    Sie stiegen drei Stockwerke hoch. Arkadi hatte gedacht, daß alle Treffen mit Mahmud Chasbulatow auf dem Rücksitz eines Autos oder in der Ecke eines schäbigen Restaurants stattfinden würden, aber sie betraten ein helles, mit Teppichen ausgelegtes Foyer. Auf einem Glasregal lagen biologische Haarwaschmittel, Sonnenbrillen und Vitaminpräparate zum Verkauf aus. Borja bezahlte, und ein Badewärter überreichte ihnen Frotteetücher, Gummisandalen und eine Metallperlenkette mit dem Schlüssel zu einem Schließfach.
    »Eine Badehaus?« fragte Arkadi.
    »Eine Sauna«, sagte Borja.
    Im Umkleideraum befanden sich Schließfächer, Duschen und Haartrockner. Arkadi hängte seine Sachen auf einen Kleiderbügel, schloß ab und streifte die Kette wie ein Armband über sein Handgelenk. Die Tür zu Borjas Fach ließ sich nur mit Mühe schließen, als er seine Garderobe hineingestopft hatte. Die meisten Männer sehen mißgebildet oder zumindest unproportioniert aus, wenn sie nackt sind. Ein Athlet wie Borja Gubenko hatte sich sein Leben lang vor anderen Menschen ausgezogen. Er trug seine Nacktheit mit der Unbekümmertheit dessen zur Schau, der sich seiner körperlichen Vorzüge bewußt ist. Arkadi sah neben ihm halb verhungert aus.
    »Mahmud kommt hierher?« fragte Arkadi.
    »Mahmud ist ein Gesundheitsapostel. Wo immer er sich aufhält, in Moskau oder hier - eine Stunde am Tag verbringt er in der Sauna.«
    »Wie viele Tschetschenen sind sonst noch hier?« Auf dem Wagenmarkt am Südhafen hat Mahmud nie weniger als ein halbes Dutzend um sich.
    »Ein paar. Beruhigen Sie sich«, sagte Borja. »Ich will mit Mahmud nur ein, zwei Worte wechseln. Er mag Sie, warum auch immer. Außerdem sollen Sie sehen, daß alles, was ich hier mache, völlig legal ist.«
    »Dies ist ein öffentliches Bad?«
    Borja stieß die Tür zur Sauna auf. »Es könnte nicht öffentlicher sein.«
    Arkadi kannte die Badehäuser in Moskau, er war gewöhnt an bleiche russische Körper und den Geruch von Alkohol, der mit dem Schweiß austritt. Hier war es anders. Eine Terrasse mit tropischen Plastikpflanzen gab den Blick frei auf einen kreisrunden, von Marmorstufen umgebenen Swimmingpool. Überall schwimmende, treibende, auf Liegestühlen ausgestreckte nackte Leiber, rosarot, als ob sie sich gerade im Schnee gewälzt hätten. Männer, Frauen, Mädchen und Jungen. Die Szene hätte hedonistisch wirken können, aber dafür schien alles zu ernst. Die Leute waren fit wie Olympiakämpfer und steif wie Mumien, einige mit einem Handtuch, andere ohne. Ein Mann mit einem Spitzbart und einem mit grauem Haar bewachsenen Bauch stieg würdig wie ein Senator die Stufen hoch. Die Tschetschenen waren leicht zu erkennen. Zwei von ihnen lehnten sich über ein Geländer und beobachteten eine Frau, die langsam hin- und herschwamm, nur mit einer Badekappe und einer Schutzbrille bekleidet. Wenn Tschetschenen auch ihren eigenen Frauen nie gestatten würden, nackt in der Öffentlichkeit zu erscheinen, so hatten sie doch nichts dagegen, wenn Deutsche es taten.
    Kleine Kinder mit daunenweichen, blonden Haaren liefen aus dem Bezirk des Bades, der einem Cafe vorbehalten war, und ihre Schreie hallten von den Kupferverkleidungen über den Becken wider. Arkadi hörte das Klappern von Dominosteinen auf einem der Tische des Cafés. Wahrscheinlich weitere Tschetschenen.
    Borja zog Arkadi in die entgegengesetzte Richtung, an zwei kleineren Sitzbecken vorbei, und öffnete die Tür zu einer Sauna. Drinnen saß der spitzbärtige Senator. Sie stiegen über Bänke zum wärmsten Platz. Der Deutsche

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