Das Labyrinth
wie Ali zu registrieren begann, daß Dampf weiß sein sollte. Ali kam herein und schloß die Tür hinter sich. Seine schwammige Hand tastete durch den Nebel. Arkadi stellte sich auf die Bank, damit seine Füße nicht im Bodenlicht zu sehen waren, und ging auf die andere Seite. »Wo sind …«
Für einen Augenblick war nichts zu hören als das Geräusch des Wassers, das über den Beckenrand lief. Dann hörte er, wie Ali den Toten aufhob, und das saugende Schmatzen, als er das Messer herauszog. Da Mahmud nicht mehr vor den Glasfliesen lag, drang jetzt mehr Licht in den Raum. Arkadi sah, wie Ali sich umdrehte. »Wer ist hier?« fragte Ali.
Arkadi schwieg. Er dachte daran, daß zwei weitere Tschetschenen vor der Tür standen. Ali brauchte nur zu rufen. »Ich weiß, daß hier jemand ist«, sagte er.
Eine verschwommene Bewegung im Nebel, ein Spritzen von Wassertröpfchen, als Ali durch den Dampf schritt. Er wurde durch das Wasserbecken behindert. Arkadi versuchte, an ihm vorbei zur Tür zu gelangen, und spürte, wie eine heiße Linie über seinen Rücken lief. Er zog sich zurück. Ali hatte ebenfalls etwas gespürt. Seine nächste Bewegung war ein Stoß, der das Holz neben Arkadis Hand splittern ließ.
Arkadi holte mit dem Fuß aus und stieß zu. Ali schwankte. Eine Hand packte Arkadis Fuß und zog ihn hinunter auf die Bank, dann auf den Boden. Ali griff eine Handvoll Haare und zerrte an Arkadis Kopf, aber die Bewegung ließ ihn auf dem schlüpfrigen Boden ausgleiten, so daß er sein Messer verlor. Arkadi hörte es klirrend davonschlittern.
Sie krochen, sich gegenseitig bedrängend, hinter dem Geräusch her. Ali war schwer genug, um Arkadi niederzudrücken und nach vorn zu langen. Er kam auf die Füße, ein roter, aus den Wolken aufsteigender Buddha, das Messer in der Hand. Es war ein Messer, wie es zum Auslösen von Knochen verwendet wird, mit einer langen, schmalen Klinge. Arkadi traf ihn mit der Faust. Ali taumelte zurück und trat gleich wieder einen Schritt vor. Arkadi setzte zu einem vorgetäuschten Schlag an, und Ali wich aus. Als der Schlag dann nicht kam, begann er, sein Gleichgewicht zu verlieren, schwang das Messer und packte Arkadi noch im Fallen. Sie rangen miteinander und landeten unter dem Becken.
Ali wand sich los und lehnte sich gegen die Bank. Er blickte an sich hinunter. Sein Bauch war aufgeschlitzt, in einer Kurve, die sich von seiner linken Hüfte bis rechts zu den Rippen zog. Er versuchte, die Bauchwand zusammenzuhalten, aber ihr Inhalt lief aus wie der einer übervollen Tasse. Ali schnappte nach Luft. Er bekam nicht genug, um sprechen zu können. Sein Gesichtsausdruck war der eines Mannes, der aus großer Höhe in die Tiefe gesprungen war, um entsetzt festzustellen, daß ihn diesmal kein Gummiseil auffangen würde. Er dachte, daß Arkadi ihm aufhelfen wollte, aber der zog ihm nur die Schlüsselkette vom Handgelenk.
Arkadi nahm sein Frotteeruch und seine Sandalen und verließ den Raum. Die beiden Tschetschenen waren hinunter zum Swimmingpool gegangen, obwohl Rita nicht mehr da war. Arkadi stellte fest, daß er mit Blut bedeckt war. Er sprang ins nächste Sitzbecken, das kalt war, und kletterte wieder heraus, rote Schlieren im Wasser zurücklassend, die sich langsam auflösten. Er wusch sich im zweiten, geheizten Becken und trocknete sich ab, während er in den Umkleideraum ging.
Alis Schließfach enthielt seinen schimmernden Anzug und eine Louis-Vuitton-Tasche mit einer Maschinenpistole und drei Magazinen. Arkadi zog sich nicht schneller als sonst an. Auf seinem Weg nach unten begegnete er ein paar Büroangestellten, die das Bad offensichtlich nach Feierabend aufsuchten und sich nicht darüber zu wundern schienen, daß ein Russe einen derart schlechtsitzenden Anzug trug. Bevor Arkadi ging, gab er seine Sandalen an der Kasse ab.
Die Garagentür in der Friedrichstraße war noch offen. Arkadi stieg die Treppe zum vierten Stock hoch. Ohne Licht zu machen, suchte er seine Reisetasche und zog sich um. Alis Schuhe drückten, er würde sich morgen andere kaufen müssen.
Alles war jetzt eine Frage der richtigen Zeiteinteilung. Wenn Borja erfuhr, daß zwei Leichen im Bad gefunden worden waren, würde er beruhigt sein. Wenn er erfuhr, daß beide Tschetschenen waren, würde er gewarnt sein. Die Polizei würde eine Personenbeschreibung des Mannes veröffentlichen, der in Alis Anzug das Bad verlassen hatte. Beno und die anderen Tschetschenen würden bereits nach ihm suchen.
Arkadi war kein Fachmann
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