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Das Labyrinth

Das Labyrinth

Titel: Das Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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geöffnet, als habe sie Angst, sie je wieder zu schließen. Das Außen war vergessen. Tief innen suchte er, ihr Herz zu finden. Sie wiegten sich, sein Rücken gegen die Wand gestützt.
    Sie schrie auf, unter kurzen Atemstößen. Im Spiegel sah er, daß die Wand mit seinem Blut verschmiert war. Es war, als stiegen sie aus einer dunklen Höhle zum Licht, auf nur zwei Beinen, die nie so stark gewesen waren wie in diesem Augenblick. Sie hielt ihn weiter umschlungen, ihre Finger fuhren durch sein Haar.
    »Arkascha!« Sie lehnte sich zurück, während er tiefer und tiefer in sie eindrang. Sie hielt ihn wie verzweifelt fest, ihr Mund, wieder gegen seinen gepreßt, gegen seine Wange, sein Ohr, flüsterte mit einer Stimme, die so heiser war wie seine, bis auch der letzte innere Widerstand sich löste.
    Als seine Beine nachgaben, ließen sie sich langsam auf die Bodenfliesen sinken. Sie setzte sich auf ihn.
    Ein Augenblick voller Zärtlichkeit. Sie zog sich ihre Bluse über den Kopf. Ihre Brüste lagen bloß, die Spitzen dunkel und hart. Er spürte, wie er wieder erstarkte.
    Er schloß seinen Mund um ihre Brust. Ihr Haar hing ihr wie ein Vorhang um das Gesicht. Ihre Tränen strömten über ihren Hals und ihre Brüste zu ihm, ein Geschmack von Süße und Salz. Und Vergebung. Das war die Absolution, mit der sie ihn und auch sich selbst freisprach.
    Als sie ihren Kopf zurückwarf, sah er unter ihrem rechten Auge jene Narbe, die ihm in Moskau so vertraut geworden war. Ihre Augen schlossen sich, als ob er sich in ihr erhoben hätte, um ihren Körper ganz mit seinem zu füllen.
    Sie wand sich, um sich unter ihn zu legen, spreizte die Beine, um ihn noch tiefer in sich aufzunehmen. Er schob sie über die Fliesen. In ihrem Inneren trug sie ihn weiter und tiefer bis zu einem Punkt, an dem sie ihre Körper vergaßen, die verlorenen Jahre, den Schmerz. Einander erlösten. Zwei Menschen in einer Haut.
     
    Sie lagen auf dem Boden des Badezimmers wie in einem Bett. Ihr Kopf ruhte auf seiner Brust, ihre Beine lagen über seinen, so daß er ihr Schamhaar auf seiner Hüfte spürte, eine subtile Versicherung ihres Vertrauens. Was tat es, daß ihre Körper rot waren vom Blut auf den Fliesen? Wenn Orpheus und Eurydike heil aus der Unterwelt emporgestiegen wären - wie hätten sie ausgesehen?
    Selbst in der Dunkelheit sah Irina erschöpft aus. »Ich glaube, daß du unrecht hast. Max ist kein Killer. Er ist intelligent. Als die Reformen in Rußland begannen, sagte er, daß es keine seien, sondern der Zusammenbruch. Er war unglücklich, weil sich unsere Beziehung nicht so entwickelte, wie er es gehofft hatte. Er wollte als Held zurückkommen.«
    »Indem er sich abermals absetzte?«
    »Indem er Geld machte. Er sagte, die Menschen in Moskau brauchten ihn mehr, als er sie brauche.«
    »Er muß recht gehabt haben.« Wenn er unrecht gehabt hätte, hätte Max nie nach Deutschland zurückkehren können.
    »Er möchte beweisen, daß er klüger ist als du.«
    »Das ist er auch.«
    »Oh, nein. Du bist brillant. Ich habe dir gesagt, ich würde dich nie wieder in meine Nähe lassen. Und jetzt bin ich hier.«
    »Du glaubst, daß Max und ich unser Mißverständnis bereinigen könnten?«
    »Er hat dir geholfen, nach München zu kommen und auch nach Berlin. Und er wird dir wieder helfen, wenn ich ihn darum bitte. Warte nur.«
    Sie saßen im Dunkeln auf dem Fußboden am Fenster des Wohnzimmers. Ein klassisches Flüchtlingspaar, dachte Arkadi, er in Hosen, Irina in seinem Hemd. Die Schnittwunde auf seinem Rücken war getrocknet und sah aus wie ein Reißverschluß.
    Wohin konnten sie gehen? Die Polizei suchte Mahmuds und Alis Mörder. Wenn sie wie die Moskauer Miliz vorgingen, würden die Deutschen seine Personenbeschreibung über Rundfunk durchgeben, Flugplatz und Bahnhöfe überwachen und Krankenhäuser und Apotheken verständigen. Inzwischen würden Borjas Leute und die Tschetschenen die Straßen nach ihm absuchen. Natürlich würden die Tschetschenen auch auf Borja Jagd machen.
    Nach Mitternacht ebbte der Verkehr ab. Bevor Arkadi Wagen auf der Straße sah, hatte er bereits ihre Motoren identifiziert. Das asthmatische Keuchen von Trabis und dazwischen das metallische Klicken eines MercedesDiesel. Und jetzt fuhr auch noch ein weißer Mercedes mit der Geschwindigkeit eines Motorboots vorbei.
    »Willst du mir helfen?« fragte er.
    »Ja.«
    »Dann zieh dich an und geh nach oben.« Er gab ihr Schillers Telefonnummer. »Sag der Person, die sich meldet, wo wir sind, und

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