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Das Labyrinth

Das Labyrinth

Titel: Das Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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Augen, schwarzem Anzug, roter Krawatte und der Nachsicht eines Reisenden, der sein Lager mit Barbaren teilt.
    »Nein«, sagte Arkadi. »Wenigstens nehme ich es nicht an.«
    »Was ist mit Kim?« fragte Rodionow.
    »Michail Senowitsch Kim. Koreaner, zweiundzwanzig Jahre alt. Reformierte Schule, Minderheitenkolonie. Militärdienst bei den Pionieren. Ljubertsi-Mafia, Autodiebstahl und Körperverletzung. Fährt eine Suzuki, aber wir vermuten, daß er notfalls jedes Motorrad nimmt, das irgendwo auf der Straße steht. Und natürlich trägt er einen Helm. Wer kann also wissen, wer er ist? Wir können schließlich nicht jeden Motorradfahrer in Moskau anhalten. Ein Zeuge hat Kim als Täter identifiziert, und wir suchen ihn, doch wir suchen auch nach anderen Zeugen.«
    »Aber das sind alles Kriminelle«, sagte Penjagin. »Die besten Zeugen wären wahrscheinlich die Mörder selbst.«
    »Das ist nun mal gewöhnlich so«, sagte Arkadi.
    Rodionow zuckte mit den Achseln. »Die ganze Geschichte ist typisch für einen Anschlag der Tschetschenen.«
    »Eigentlich«, sagte Arkadi, »neigen Tschetschenen eher dazu, ihre Angelegenheiten mit dem Messer auszutragen. Ich glaube übrigens nicht, daß es nur darum ging, Rudi zu töten. Die Bomben haben seinen Wagen zerstört, der eine durchcomputerisierte mobile Bank war, vollgestopft mit Disketten und allen möglichen Unterlagen. Deshalb, glaube ich, haben sie auch zwei Bomben benutzt - um ganz sicherzugehen. Sie haben gute Arbeit geleistet. Jetzt ist alles weg, zusammen mit Rudi.«
    »Seine Feinde können froh sein«, sagte Rodionow.
    »Es  gab  auf den  Disketten  wahrscheinlich mehr belastendes Material gegen seine Freunde als gegen seine Feinde«, sagte Arkadi.
    Albow sagte: »Man könnte meinen, Sie hätten Rosen in Ihr Herz geschlossen.«
    »Er ist bei lebendigem Leibe verbrannt. Sagen wir, daß ich Mitleid mit ihm habe.«
    »Würden Sie sich als einen Ermittler bezeichnen, der ein ungewöhnlich weiches Herz hat?«
    »Jeder arbeitet auf seine Weise.«
    »Wie geht’s Ihrem Vater?«
    Arkadi dachte einen Augenblick nach - nicht, weil er um eine Antwort verlegen gewesen wäre, sondern um sich auf den plötzlichen Wechsel des Themas einzustellen.
    »Nicht gut. Warum fragen Sie?«
    »Er ist ein bedeutender Mann«, sagte Albow, »ein Held. Berühmter als Sie, wenn ich so sagen darf. Es interessiert mich einfach.«
    »Er ist alt.«
    »Haben Sie ihn in letzter Zeit gesehen?«
    »Wenn ich ihn sehe, werde ich ihm sagen, daß Sie nach ihm gefragt haben.«
    Albows Gesprächsführung hatte etwas von der langsamen, aber dennoch zielgerichteten Bewegung einer Pythonschlange an sich. Arkadi versuchte, sich seinem Rhythmus anzupassen.
    »Wenn er alt und krank ist, sollten Sie ihn häufiger sehen, meinen Sie nicht?« fragte Albow. »Sie suchen sich Ihre Mitarbeiter selbst aus?«
    »Ja«, antwortete Arkadi.
    »Kuusnets   ist  ein   eigenartiger  Name.   Für einen Inspektor, meine ich.«
    »Jaak Kuusnets ist mein bester Mann.«
    »Es gibt nicht viele Esten, die bei der Kripo in Moskau sind. Er muß Ihnen ausgesprochen dankbar und ergeben sein. Esten, Koreaner, Juden, es gibt kaum einen Russen in Ihrem Fall. Viele Leute sind freilich der Meinung, das sei überhaupt das Problem mit diesem Land.« Albow hatte den sinnenden Blick eines Buddhas. Jetzt richtete er ihn auf den Oberstaatsanwalt und den General. »Meine Herren, Ihr Ermittler scheint sowohl die richtigen Leute als auch eine feste Vorstellung von dem zu haben, was er unternehmen will. Die Zeit erfordert, daß Sie seine Initiative unterstützen und nicht behindern. Ich hoffe, daß wir mit Renko nicht wieder den gleichen Fehler machen, den wir schon einmal gemacht haben.«
    Rodionow kannte den Unterschied zwischen einem grünen und einem roten Licht. »Mein Büro steht natürlich voll hinter Renko.«
    »Ich kann nur wiederholen, daß die Miliz ihren Ermittler uneingeschränkt unterstützt«, sagte Penjagin.
    »Sie gehören zum Stab des Oberstaatsanwalts?« fragte Arkadi Albow.
    »Nein.«
    »Das hätte mich auch gewundert.« Arkadi dachte an den Anzug und das selbstsichere Auftreten des Mannes. »Staatssicherheit oder Innenministerium?«
    »Ich bin Journalist.«
    »Sie haben einen Journalisten zu diesem Treffen eingeladen?« fragte Arkadi Rodionow. »Mein direkter Draht zu Ihnen schließt einen Journalisten ein?«
    »Einen internationalen Journalisten«, sagte Rodionow. »Ich lege Wert auf differenzierte Meinungen.«
    »Vergessen Sie nicht,

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