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Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)

Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)

Titel: Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Zacher
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Hand ebenfalls mit einer Schelle an den einen Bettpfosten und umklammere mit der rechten den anderen. So muss Ehrenfeld dagelegen haben, ausgeliefert, hilflos, ratlos. Vor ihm der Eindringling, der bald darauf angefangen haben muss, an ihm herumzuschneiden und Wasabi in seinen Körperöffnungen zu verteilen. Der Täter wollte ihn erniedrigen, quälen, ihn langsam krepieren sehen. Er wollte ihn nicht nur umbringen, er wollte, dass der Mann Höllenqualen leidet. So wie er selbst vielleicht gelitten hatte.
    Es war eine Abrechnung , geht es mir durch den Kopf. Plötzlich wird mir klar, dass Ehrenfeld seinen Mörder gekannt haben muss. Die beiden hatten eine Rechnung offen, die in der Todesnacht beglichen werden sollte. Ehrenfeld muss den Täter ähnlich verletzt haben, wie er nun von ihm verletzt wurde. Ich sehe die Bibel auf dem Nachttisch. Aug um Aug, Zahn um Zahn. Es war eine Vergeltung gewesen, ein Racheakt. Die beiden muss etwas verbunden haben. Der Schmerz, womöglich. Sie hatten eine gemeinsame Geschichte. Eine Geschichte, die auf Erniedrigung und Hass gründete. Diese Geschichte ist der Schlüssel. Der Schlüssel zum Mörder.
    Über diese Gedanken schlafe ich ein. Ich schlafe in dem Bett, in dem der tote Stefan Ehrenfeld gelegen hat. Erstaunlicherweise schlafe ich besser als in der Wohnung einen Steinwurf entfernt in der Memhardstraße. Womöglich ist es auch der Alkohol, der mir die tiefe Ruhe beschert.
    Aber auch einen abscheulichen Traum. Ich träume von einem Gesicht mit einem Loch in der Stirn. Es ist wieder das Gesicht des Jungen, der dabei lacht und andauernd sagt, »Schieß doch, du Verräter, schieß doch endlich!« Ich drücke immer wieder ab, bis seine Stirn perforiert ist wie ein Nudelsieb. Trotzdem ist er nicht tot. Er lacht immer lauter und schreit: »Versager! Unschuldige Kinder töten, das kannst du, sonst nichts!«
    Ich wache schweißgebadet auf, als es an der Tür klopft. Vor dem offenen Fenster ist es bereits hell. Noch ehe ich reagieren kann, kommt das Zimmermädchen herein. Sie erschrickt, als sie mich sieht, nackt und noch immer ans Bett gekettet. Rasch wendet sie den Blick ab und verlässt auf der Stelle das Zimmer. Ich befreie mich, stehe auf und bin froh, dass ich noch lebe. Ich bin wirklich froh, dass ich noch lebe.

ICH
    Der Hotelmanager ist wenig kooperativ. Er gibt sich beschäftigt, klagt über Zeitmangel und darüber, dass immer alle etwas von ihm wollen.
    »Ich bin doch nicht die Heilsarmee!«
    »Und ich bin nicht alle«, sage ich und zeige ihm das hässlichste Gesicht, das ich um diese Uhrzeit zustande bringe. Was ihn aber keineswegs einschüchtert.
    »Außerdem will ich nur, dass Sie mich tun lassen, was ich tun muss, verstehen Sie?«
    Es sieht nicht danach aus, als hätte er ein Einsehen oder gar Verständnis. Selbst nachdem ich ihm meine Plastikkarte zeige, scheint er wenig gewillt, mich bei der Arbeit zu unterstützen. Als ich ihn um die Videokassetten der Überwachungskamera des Tattages bitte, sagt er nur, dass das alles bereits ausgewertet worden sei.
    »Ihr Kollege war doch schon hier und hat sich die ganzen Aufnahmen angeschaut. Wie oft wollen Sie denn noch …«
    »Sie wollen doch nicht die Ermittlungen behindern, oder?«
    Er sieht mich erstaunt, auch ein wenig beleidigt an.
    »Ich will gar nichts. Am liebsten will ich meine Ruhe, verstehen Sie?«
    »Das verstehe ich gut. Und wenn ich Ihnen etwas verraten darf, ich auch. Aber da draußen läuft ein gefährlicher Serientäter herum, und Sie möchten doch sicher nicht, dass er eines Nachts bei Ihnen im Flur steht.«
    Der Hotelmanager scheint zu überlegen, ob sein erst kürzlich ausgewechseltes Haustürschloss ihn davon abhalten könnte.
    Ich schüttle den Kopf. »Es gibt nur eine einzige Sicherheit, und die besteht darin, den Täter festzusetzen. Dafür muss ich aber einen Blick auf die Aufnahmen werfen.«
    Der Hotelmanager führt mich, zwar wenig erfreut, aber nicht mehr so widerwillig, in einen kargen, fensterlosen Büroraum, in dem mehrere Monitore und drei Abspielgeräte stehen. In Kisten und Regalen an der Wand befinden sich Videobänder. Es muffelt, und der Sauerstoffgehalt der Luft ist so gering, dass mir beinahe schwindlig wird. Der Hotelmanager greift in eine der Kisten und reicht mir ein Band, auf dessen Rücken 24.7. steht.
    »Das ist es.« Er atmet tief aus, als würde auch ihm die schlechte Luft zu schaffen machen. »Ich hoffe, Sie kommen jetzt alleine zurecht.«
    »Danke«, sage ich und füge stumm hinzu:

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