Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)
mich der Anblick.
»Und? Habt ihr ihn schon?« Es ist Greta, die hinter mir auftaucht. Ich werde ein bisschen rot, als hätte sie mich bei etwas Anstößigem ertappt. Sie scheint ebenfalls Teil dieser Inszenierung hier zu sein, auch sie trägt Schwarz. Lackstiefel bis über die Knie, ein kurzes Lackröckchen und ein Oberteil, das gerade mal ihre Brüste verdeckt. Um den Hals ein Nietenband. Die gegelten Haare kleben an ihrem Kopf. Ich erkenne sie fast nicht wieder. Was sie zu amüsieren scheint.
»Wen?«, frage ich. Ihre Aufmachung überrascht mich nicht nur, sie schüchtert mich auch ein.
»Den Mörder.«
»Warum glauben Sie, dass es ein Mann ist?«
»So mordet keine Frau«, sagt sie, während sie sich zu mir beugt und ich wieder ihr Parfüm rieche. Es ist ein Männerparfüm.
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Was willst du trinken?«, erwidert sie, ohne auf meine Frage einzugehen, und verschwindet hinter dem lang gezogenen Tresen.
»Was Sie mir bringen.«
»Hier ist man per Du.«
»Sind das Ihre Vorlieben?« Ich deute auf die Gitter und Käfige.
Sie lacht. Durch das fluoreszierende Licht strahlen ihre Zähne unnatürlich weiß.
»Das ist mein Job. Aber wenn du so willst, verbinde ich das Angenehme mit dem Nützlichen.«
Sie stellt einen Cocktail vor mich hin. »Was willst du hier?«
Ich hätte antworten können: »Dich.« Aber ich bin zu feige. »Ich muss mir ein Bild machen«, sage ich stattdessen.
»Immer noch?« Sie weiß, dass das nicht stimmt.
»Von Laura. Was war sie für ein Mensch?«
»Sie lebte in ihrer eigenen Welt. Sie war ein bisschen verrückt, verstehst du? Im positiven Sinne.«
»So wie die da?« Ich zeige auf einen Bock, über dem eine gefesselte, fast nackte Frau liegt, die gerade von einer anderen Frau ausgepeitscht wird.
»Nein, ganz anders. Eher … spirituell. Ich glaube, mit Sex hatte sie wenig zu schaffen. Bei ihr spielte sich alles im Kopf ab. Nach dem Motto: Folge deinem Herzen und deiner Intuition. Alles andere ist zweitrangig.«
»Und du?«
»Was ich?«
»Wie ist es bei dir?«
»Du bist doch nicht wegen mir hier, oder?« Sie lacht. Wieder irritieren mich ihre unnatürlich weißen Zähne.
Ich schüttle den Kopf.
»Ich mag es, wenn du lügst«, sagt sie. »Probier’s aus.«
Ich merke, wie die beiden harmlos scheinenden Worte mir den Boden unter den Füßen wegzuziehen drohen. Mir wird mulmig, meine Souveränität schwindet weiter. Ich merke, wie ich anfange, mich bei ihrem Anblick zu verlieren. Und ich kann es nicht verhindern. Von einem Moment auf den anderen werfe ich alles Gelernte über den Haufen. Speichel sammelt sich in meinem Mund wie beim Pawlow’schen Reflex und droht mich wegzuschwemmen. Ich will jetzt nur noch meine Lust nach ihr befriedigen.
»Noch einen?«, fragt sie.
»Ja.«
ICH
»Es ist nicht, wie du denkst.«
»Wie denke ich denn?«
Sie kichert. »Du denkst immerzu.«
Sie schält sich aus dem Bett und geht zum Fenster. Ich sehe rote Striemen auf ihrem Hintern. Auf dem Schulterblatt prangt eine Tätowierung.
»Ich dachte, du magst keine Hyänen.«
»Das ist keine Hyäne, Mann, das ist ein Wolf.« Es hört sich ein bisschen verärgert an. Sie zieht den Vorhang auf. Draußen ist es hell.
Sie verschwindet im Bad.
Ich schalte mein Handy ein. Vier Nachrichten in Abwesenheit. Es ist immer dieselbe Stimme. Kleeberg mahnt, ich solle ihn sofort zurückrufen. Jedes Mal klingt er ungehaltener. Ich wälze mich noch ein wenig im Bett herum, rieche Gretas Geruch und spüre die angetrockneten Flecken auf dem Laken. Um das Bett herum liegen meine und ihre Klamotten verstreut. Ich sehe ihre rote Unterwäsche, den Spitzen- BH , das dazu passende Höschen. Ich merke, wie sich mein Schwanz versteift. Daneben liegen eine kleine Lederpeitsche, Hand- und Fußfesseln und ein Knebelball mit Lackriemen. Ich versuche die Nacht zu rekonstruieren und scheitere immer wieder am Knebelball.
Erst nachdem Greta wieder aus dem Bad kommt, stehe ich auf. Sie hat einen schwarzen Kimono an, auf dem rote Drachen eingestickt sind.
»Ich mache uns Kaffee«, sagt sie, während sie im Vorbeigehen einen Blick auf meinen erigierten Schwanz wirft, dabei mit der Zunge schnalzt und in die Küche verschwindet. Ich höre nur noch Gekicher.
Unter der Dusche sind die Bilder der vergangenen Nacht wieder da. Gegen vier hatten wir Die andere Seite verlassen. Im Aufzug küssten wir uns das erste Mal. Heftiger, als es sich für das erste Mal geziemt. Dann legte sie den Zeigefinger auf meine
Weitere Kostenlose Bücher