Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)
los.«
»Sehen wir uns wieder?«, fragt Greta.
Ich kritzle meine Telefonnummer an die Tafel neben dem Gewürzregal.
»Hài?«
»Ja.«
»Doreen meint das nicht so.«
Als ich über den Flur gehe, höre ich Doreen im Bad weinen.
ER
Die Ärztin glaubte, alles besser zu wissen. Sie behandelte ihn wie einen Idioten. Selbstgefällig saß sie an ihrem gläsernen Schreibtisch, die Beine lässig übereinandergeschlagen. Sie sah so verlogen aus wie eine Figur aus der Fernsehwerbung. Ein falsches Lächeln hing schief in ihrem Gesicht, als sie sagte, er könne ihr nicht helfen.
»Wenn überhaupt, kann Kitty nur sich selbst helfen. Wir können sie mit einer Therapie hier in der Klinik allenfalls unterstützen. Das verstehen Sie doch?«
Nein, er verstand es nicht. Sie merkte es, wählte nun den direkten Weg und sagte ohne Umschweife: »Wir werden Ihre Tochter entlassen. Wir können sie nicht mehr hierbehalten.«
»Was?« Es traf ihn wie ein Schlag.
»Wir können ihr hier nicht mehr helfen.«
»Aber Sie sagten doch gerade, dass nur Sie meine Tochter …«
»Unterstützen können, ja«, ging sie dazwischen. »Mehr nicht. Aber wenn sie gesund werden möchte, muss sie hier raus.«
Er sah die Ärztin an, als hätte sie damit ihr Todesurteil verkündet. Das schiefe Lächeln war noch immer da.
»Das dürfen Sie nicht«, sagte er leise, wie zu sich selbst. »Das wird sie umbringen.«
»Nein, ich glaube nicht.« Sie schüttelte den Kopf und spielte mit dem Stift in der Hand. Die andere Hand lag ruhig auf dem Schreibtisch.
»Sie glauben? Haben Sie gerade gesagt, Sie glauben ?«
»Hören Sie, Ihre Tochter muss ihren Platz im Alltag wiederfinden. Wir helfen ihr, indem wir sie medikamentös einstellen, das hält die Depressionen im Zaum. Ich therapiere sie weiter in meiner Praxis. Dennoch muss sie sich im Leben wieder alleine zurechtfinden, und das kann sie am ehesten draußen. Ich bin sicher, sie wird es schaffen.«
Sie legte den Stift auf den Tisch und schloss mit der anderen Hand die Krankenakte, als wäre damit alles gesagt.
»Und wenn nicht?«
Sie blickte ihn herausfordernd, auch eine Spur verächtlich an.
»Wir müssen ihr eine Chance geben. Auch Sie. Die Therapie hat sie bereits begonnen. Sie setzt sich mit ihrer Vergangenheit auseinander und ist auf dem besten Weg, sie zu bewältigen.«
Es klang, als säße er auf der Anklagebank.
»Wie meinen Sie das?«
»Im Leben Ihrer Tochter ist bisher vieles schiefgelaufen. Über die Jahre hat sich da einiges angesammelt. Borderline, Burn-out und eine sexuelle Traumatisierung. Das ist allerhand für so ein junges Leben. Mehr kann ich Ihnen leider nicht sagen. Mehr darf ich Ihnen nicht sagen. Ich bitte Sie, Ihre Tochter damit auch nicht zu behelligen. Es würde sie nur belasten.«
Sie redet mit mir wie mit einem unartigen Schüler , dachte er, dem sie eine Strafarbeit für zu Hause aufbrummt.
Sie erhob sich hinter ihrem Schreibtisch. Sie wirkte jetzt noch größer.
»Das verstehen Sie doch?«
Er stand ebenfalls auf und taumelte wie ein angeschossenes Tier zur Tür.
Zur Strafe schreibst du hundert Mal: Ich bin schuld, ich bin schuld, ich bin schuld.
ICH
Eine SMS erscheint auf meinem Handy, die mich ein bisschen ratlos macht. Du bist auf dem richtigen Weg . Die Nummer ist unterdrückt. Ich weiß, dass es nicht viele gibt, die meine Nummer kennen. Kleeberg, der mir das Handy aushändigte, seine Assistentin Mechthild Gotthoff, vermutlich alle Kollegen von der Kripo, Greta, womöglich Doreen. Von denen aber scheint mir kaum jemand infrage zu kommen.
Auf dem Weg zur ehemaligen Frauenklinik in der Nähe der Oranienburgerstraße weiß ich wieder, wer Kitty ist. Eine etwas dickliche junge Frau, die sich in den Kopf gesetzt hatte, in mich verliebt zu sein. Ich hatte sie vor vielleicht zwei Jahren kennengelernt. Es war bei den Dreharbeiten, zu denen ich vom Polizeidienst abgestellt worden war und bei denen Doreen mich begleitet hatte. Kitty spielte eine der Junkieprostituierten. Eine unscheinbare Nebenrolle. Ich musste ihr erklären, wie man sich einen Schuss setzt, wie man den Arm abbindet, das Heroin auf dem Löffel erhitzt und das alles.
In der Mittagspause unterhielten wir uns ganz nett miteinander, obgleich sie auf mich ein bisschen schüchtern wirkte. Vielleicht war es das, was mich damals an ihr reizte. Ich fragte sie, ob wir uns abends mal auf einen Drink treffen könnten.
»Heute?«, fragte sie.
»Warum nicht.«
»Nach der Probe vielleicht«, sagte sie. »Ab
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