Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)
ohne sich noch einmal nach mir umzudrehen. Ich komme mir albern vor, vollkommen lächerlich, wie ich an das Gitter gelehnt in diesem dunklen Park stehe, die Hose an den Knien, wie ein kleiner Junge, der eine Abfuhr erhalten hat. Mir ist kalt. Mich fröstelt.
Ich verfluche mich. Für meine Inkonsequenzen. Für mein verpfuschtes Dasein. Ich hasse mich für alles. Ich hasse Doreen, Greta, Kitty, diese verdammte Stadt, diesen beschissenen Fall.
Ich sehne mich nach dem Kloster. Nach Pater Aurelius.
Ich überlege abzureisen.
ICH
Der Teufelsberg im Grunewald spielte in meinem Leben bisher keine Rolle. Ich war noch nie hier. Warum auch? Dieser Schutthaufen interessiert mich nicht, ebenso wenig die Abhör- und Spionageanlagen, die es hier gibt. Veraltete Dinger, die in der Geschichte vielleicht mal eine Rolle gespielt haben, jetzt aber höchstens noch ein heruntergekommenes Relikt des Kalten Krieges sind.
»Jetzt wird es ernst«, sagt Kleeberg und ist ganz fahl im Gesicht. Mechthild Gotthoff erklärt mir, der Tote heiße Hans-Joachim Mühlbauer und sei SPD -Abgeordneter im Bundestag gewesen. »Er stammt aus Baden-Württemberg. Wie er hierher zum Teufelsberg kam und was er hier wollte, wissen wir noch nicht«, sagt sie.
»Bisher steht nur fest, dass er auf dieselbe Art und Weise ermordet wurde wie die vorherigen Opfer«, sagt Kleeberg und scheint sich selbst nicht im Klaren darüber zu sein, ob er froh oder eher bestürzt sein soll.
»Und was sagt Dr. Wenger dazu?«, frage ich und schaue mich demonstrativ um, als wäre er nicht weit, woraufhin Mechthild Gotthoff die Augen verdreht.
»Jetzt wird es ernst«, wiederholt Kleeberg, und das Timbre in seiner Stimme ist noch düsterer. »Womöglich haben wir es mit einem Verbrechen ungeahnten Ausmaßes zu tun. Vielleicht steckt etwas vollkommen anderes dahinter als gedacht.«
Ich schaue Kleeberg fragend an. Ich verstehe nicht, was er damit sagen will.
»Sie meinen doch nicht etwa was Politisches?«, fragt Mechthild Gotthoff. Offenbar befürchtet sie, der Fall würde ihnen vom BKA entrissen, was von der Presse längst versucht wurde herbeizuschreiben.
Kleeberg schüttelt den Kopf. »Glaube ich nicht. Eher das Gegenteil.«
»Was ist denn das Gegenteil von politisch?«
»Persönlich«, sagt Kleeberg. »Privat.«
Ich nicke, zeige auf den übel zugerichteten Politiker und frage, »Wer hat ihn gefunden?«
»Ein Obdachloser«, sagt Mechthild Gotthoff und ergänzt, dass dieser weder etwas gehört noch gesehen habe.
Kleeberg deutet mit einer Handbewegung an, dass der Mann getrunken hat. Gotthoff zeichnet mit ihrer flachen Hand auf Höhe des Mundes einen Strich in die Luft. »Bis zum Rand voll.«
Die Zeitungen der Hauptstadt machen am nächsten Tag ausnahmslos ihre Titelseiten mit dem Bericht über den Mord an Hans-Joachim Mühlbauer auf. Die Mordserie hält die Stadt in Atem. Wilde Spekulationen greifen um sich, die vom Psychopathen über die organisierte Kriminalität bis hin zu einem politischen Hintergrund der Taten reichen. Dabei werden erneut Forderungen laut, endlich das Bundeskriminalamt einzuschalten.
»Schwachsinn«, sagt Greta, als ich am Abend bei ihr in der Küche sitze. Sie steht am Herd und sagt es, ohne sich zu mir umzudrehen. »Laura und Mafia, das ist absurd.« Ihre Bewegungen sind leicht und grazil. Sie trägt eine kurze, zu knappe Turnhose und ein Trägershirt, ebenfalls zwei Nummern zu klein, wie mir scheint. Wenn sie sich vorbeugt, kann ich hin und wieder ihre Brüste sehen. Einmal ertappt sie mich dabei und lächelt ein wenig blasiert.
»Wo ist Doreen?«, frage ich.
»In ihrem Zimmer.«
»Isst sie nicht mit?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Ist doch egal.«
Greta ist eher an einem Gespräch über die Morde interessiert.
»Was wollte dieser Politiker eigentlich auf dem Teufelsberg?«, fragt sie.
»Womöglich wurde er von seinem Mörder dahin bestellt. Auf jeden Fall hat er sich mit einem Taxi hinbringen lassen.«
»Wurde er auch mit Wasabi gequält?«
»Ja, und wie! Bei allen Opfern fand man das Zeug in allen Körperöffnungen, in den Schnittwunden und in den Augen.«
»Das muss höllisch brennen.«
»Ganz bestimmt. Das hat nichts mehr mit Sadomaso zu tun, sondern mit Folter.«
Noch ehe Greta auf meine Anspielung eingehen kann, deute ich auf die Pfanne und frage: »Was gibt’s?«
»Lass dich überraschen.«
Es gibt Hühnchenbrust in einer Orangesoße, dazu Fisch. Spanische Küche.
»Eine oder zwei Portionen?«
»Eine.«
»Das Kochbuch
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