Das Laecheln Deines Moerders
Vielleicht würde der Abend mit Neds Freund ja wirklich angenehm werden. »Okay. Aber ich fahre selbst, damit ich verschwinden kann, wann immer ich es will.« Sie sah auf die Uhr und verzog das Gesicht. »Mist. Jetzt muss ich mich beeilen. Geh schon, und wenn du irgendjemanden in der Aula siehst, der auch nur annähernd nach Elternteil aussieht, gehst du ohne einen Blick, ein Nicken, ein Lächeln vorbei, okay?«
»Ja. Spielverderberin.« Casey wandte sich zum Gehen, blieb aber noch einmal stehen. Unsicher sah sie Jenna an. »Sag mal, Jen … du hast doch gesagt, dass Brads Vater ein Cop ist, oder?«
Etwas in Caseys Miene ließ Jenna verharren. »Ja. Warum?«
»Frag ihn doch mal, ob man schon etwas über das vermisste Mädchen weiß.«
Jenna packte ein Gefühl der Beklemmung. »Welches vermisste Mädchen? Da ist doch am Dienstag eine Tote gefunden worden. Das Mädchen von der High Point High …«
»Das war ein anderes«, murmelte Casey. »Jetzt ist es eins von der DuVal High. Es kam gestern in den Nachrichten.«
Jenna biss sich auf die Lippe. »Ich hatte gestern Karate und bin danach direkt ins Bett gegangen. Ich habe nichts mitbekommen. Gott, Casey – zwei Mädchen? Wir müssen unsere Schüler warnen!«
»Lucas will sich am Montag offiziell dazu äußern. Frag Brads Vater, okay? Vielleicht weiß er, was wir noch tun können, damit unsere Mädchen sicher sind.«
»Okay.« Jenna sah wieder auf die Uhr. »Aber wenn ich mich jetzt nicht beeile, dann geht er wieder. Ich ruf dich an, wenn ich etwas erfahre.«
Ohne das diffuse Gefühl der Angst loszuwerden, überprüfte Jenna, ob der Chemikalienschrank ordnungsgemäß verriegelt war, schloss die Tür des Raumes ab, nahm Umhängetasche und Aktenmappe und machte sich, so schnell es ihre Pumps zuließen, auf den Weg zur Eingangshalle.
»Dr. Marshall, haben Sie einen Moment Zeit?«
Jenna entdeckte Kelly Templeton aus der elften Klasse, die neben ihr aufgetaucht war. »Wenn du Schritt halten kannst, ja.«
Kelly beschleunigte ihr Tempo. »Es geht um meinen Test. Meiner Meinung nach sollten Sie vier Aufgaben gesondert bewerten.«
Kelly Templeton war immer der Meinung, dass sie eine Sonderbewertung verdient hatte, doch Jenna stimmte ihr selten zu. »Pass auf, Kelly, komm am Montagmorgen zu mir rein, und wir reden darüber, ja? Im Augenblick habe ich nicht gerade viel Zeit.«
»Aber Montagmorgen ist Cheerleadertreffen.«
»Ich kann am Montag zur Mittagspause mit dir reden. Jetzt nicht.« Sie milderte ihre Abfuhr mit einem Lächeln ab. »Du hast zweiundneunzig Punkte bekommen, Kelly. Was willst du noch?«
»Noch acht mehr«, murmelte Kelly. Dann warf sie sich das lange schwarze Haar über die Schulter. »Also gut, Dr. Marshall. Montag zu Mittag.« Ohne ein Abschiedswort machte sie kehrt und ging auf die Spindreihe zu.
»Kelly?«, rief Jenna, und Kelly blickte sich mit ungeduldiger Miene um. »Pass ein bisschen auf, okay? Miss Ryan hat mir eben erzählt, dass schon wieder ein Mädchen verschwunden ist.«
Kellys Augen weiteten sich. »Oh, wow. Von welcher Schule?«
»DuVal.«
Kelly senkte betroffen den Blick. »So nah. Ich kenne ein paar auf der DuVal.« Doch einen Moment später schüttelte sie die Furcht so unbekümmert ab, wie es wohl nur ein Teenager konnte. »Bis Montag, Dr. Marshall.«
Jenna sah sie davonhüpfen und setzte sich wieder in Bewegung. Sie hätte einiges dafür gegeben, wenigstens ein Zehntel der Energie dieser Sechzehnjährigen zu haben.
»Dr. Marshall, kann ich Sie einen Moment sprechen?«
Das konnte doch nicht wahr sein. Jenna drosselte ihr Tempo, als sie die Stimme des Direktors hörte, und zuckte zusammen, als ihr Fuß in diesen verdammt hohen Pumps zur Seite knickte. Das war das letzte Mal gewesen, dass sie mit Casey einkaufen gegangen war, dachte sie wütend, während sie das Bedürfnis unterdrückte, den einen Schuh auszuziehen und den Knöchel zu massieren. Sie holte tief Luft, um ihren rasenden Puls zu beruhigen, und wandte sich um. Dr. Blackman stand an der Tür zu seinem Büro und musterte sie mit grimmigem Blick. Am liebsten wäre sie weitergegangen. Sie konnte Blackman nicht leiden. Er gab sich betont politisch und war irgendwie … schmierig.
»Ich habe jetzt ein Elterngespräch, Dr. Blackman. Kann ich danach zu Ihnen kommen?« Vor fünf wäre sie sicherlich nicht fertig, und zu diesem Zeitpunkt würde Blackman bereits auf der Tribüne sitzen und dem Footballspiel zusehen, das in einer Stunde begann.
»Das hier kann
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