Das Laecheln der Chimaere
heraus. Absurdes Zeug eben.«
»Na, einen Schluss kann man aber doch ziehen. Diesmal wollte er Egle Taurage und niemand sonst erwischen.«
»Vielleicht weil er wusste, dass er damit Saljutow besonders schmerzhaft treffen würde?«, mutmaßte Bindjushny. »Das Mädel war ja wohl seine Geliebte, wenn nicht alles täuscht. So konnte er mit einem Schlag sowohl seinen Geldbeutel wie sein Herz verwunden. Zwei Fliegen mit einer Klappe.«
»Er selbst bestreitet, dass Egle seine Geliebte gewesen ist. Genau wie Gasarow. Aber trotzdem, etwas hat die beiden verbunden. Und zwar sehr fest. Man braucht sich Saljutow ja nur anzusehen. Der Tod Egles ist ein schwerer Schlag für ihn, auch wenn er sich zusammenreißt. Ich glaube, die Wahrheit über seine Beziehung zu dem Mädchen wird er uns nicht sagen. Er verschweigt uns überhaupt eine Menge. Nicht dass er lügt, wie die Basmanjuk. Aber die ganze Wahrheit kriegt man auch nicht aus ihm raus. Über das meiste schweigt er sich aus.« Nikita seufzte. »Und ich finde einfach nicht die richtigen Worte, um ihn zum Reden zu bringen. Ich spüre nur, er sagt mir nicht alles.«
»Das spüre ich auch. Aber wir haben doch noch einen anderen Weg, um an Informationen zu kommen. Wir knöpfen uns diesen Aligarch vor, soll er erzählen, was er weiß!«
»Gasarow? Den werde ich morgen früh verhören. Aber weißt du, was ich mir noch überlegt habe?« Kolossow sah Bindjushny an. »Diese ganzen Absurditäten haben ihre eigene Logik. Urteile selbst: Um Egle Taurage zu töten, musste der Maulwurf in Erfahrung bringen, wann sein Opfer heute ins Kasino fahren würde, dass das Kasino wieder in Betrieb ist und dass ein gewisser BMW unbewacht auf dem Parkplatz steht. Vielleicht hat der Maulwurf sich aber gar nicht besonders angestrengt, um das alles herauszukriegen. Vielleicht hatte er einfach Glück – die Umstände ergaben sich so, und er hat sie ausgenutzt. Aber trotzdem ist es eine Spur. Eine Spur, die zu ihm führt. Wenn wir herauskriegen, wer alle diese drei Dinge wusste – dann haben wir mit großer Wahrscheinlichkeit unseren Maulwurf.«
»Na, und bei wem fangen wir mit unseren Nachforschungen an?«, fragte Bindjushny.
»Natürlich bei der Basmanjuk. Da haben wir schon zwei von den drei Dingen – das Kasino und den Wagen.«
»Aber Sokolnikow wird sie aufgrund solcher Indizien nicht festnehmen.«
»Ihre Festnahme brauchen wir vorläufig auch gar nicht. Untersuchungshäftlinge hatten wir schon mehr als genug – Maiski, Gasarow. Und was war das Ergebnis? Beide sind wieder frei, und wir sind keinen Schritt weiter, im Gegenteil. Nein, wir brauchen jetzt etwas ganz anderes.«
»Was?«
»Zum Beispiel müssen wir genau feststellen, wo sie gewesen ist, nachdem sie mein Büro verlassen hat.«
Am nächsten Morgen wurde das Verhör Shanna Basmanjuks fortgesetzt. Der Ton allerdings änderte sich erheblich. In Anwesenheit ihres Anwalts ging Shanna, die die auf dem Milizrevier verbrachte Nacht keineswegs moralisch in die Knie gezwungen, sondern im Gegenteil nur noch mehr erbittert hatte, zum Gegenangriff über. Ausrufe wie »Blödsinn! Quatsch!« wechselten mit rein rhetorischen Fragen wie »Welches Recht haben Sie überhaupt, so mit mir zu reden?« oder »Wie können Sie es wagen, mir nicht zu glauben?« Während des ganzen Verhörs beharrte sie darauf, sie habe, nachdem sie die Räumlichkeiten der Kripo verlassen habe, einen ausgedehnten Einkaufsbummel unternommen und erklärte Kolossow ins Gesicht hinein: »Ich bin nicht verpflichtet, Ihnen etwas zu beweisen. Sie sind es, der mir beweisen muss, dass ich diese Geschäfte nicht besucht habe.«
Je lauter und erboster sie schrie, desto ruhiger, trockener und lakonischer gab ihr Anwalt seine Kommentare dazu. Als Kolossow noch einmal mit beneidenswerter Geduld fragte, warum sie den Diebstahl des BMW nicht sofort der Miliz gemeldet habe, äußerte der Anwalt sich dazu überhaupt nicht. Man merkte ihm an, dass die Verteidigungsstrategie, die seine Klientin wählte – dreist und doch hilflos zu lügen – ihn stark irritierte. Aber in Kolossows Gegenwart blieb ihm nichts anderes übrig, als seine Klientin in allem zu unterstützen.
»Vielleicht haben Sie deshalb nicht sofort bei der Miliz angerufen, Shanna Markowna, weil Sie dachten, jemand habe sich Ihren Wagen nur ausgeborgt? Möglicherweise ein guter Bekannter? Ein Freund? Jemand, der Ihnen sehr nahe steht und häufig Gast im › Roten Mohn ‹ ist?«, fragte Kolossow. »Besitzen Sie eigentlich ein
Weitere Kostenlose Bücher