Das Laecheln der Chimaere
heutigen Tragödie . . .
Frage Saljutows: Sagen Sie mir bitte ehrlich – ist diese Theorie Ihre einzige?
Antwort Kolossows: Es ist jedenfalls die wichtigste, Waleri Wiktorowitsch. Und sie erhärtet sich immer mehr. In Ihrer Umgebung gibt es jemanden, der gegen Sie arbeitet, genauer gesagt, gegen Ihr Kasino. Das ist nicht nur meine Meinung, das glaubt auch Kitajew. Er hält Milowadse für den Auftraggeber. Sind denn bei Ihnen, was das betrifft, Zweifel aufgetaucht?
Antwort Saljutows: Nein, das nicht. . . Ich habe keine Zweifel. Aber manchmal möchte man seine eigene Meinung von . . . von kompetenten Organen bestätigt hören.
In seinen Worten schwangen Bitterkeit und Spott. An dieser Stelle war das Gespräch unterbrochen worden – Shanna Basmanjuk war aufgetaucht.
Sie fanden sie im Spielsaal, wo sie wie angefroren stand und die Leiche anstarrte. Vor Schreck schien sie die Sprache verloren zu haben. Als Nikita gemeinsam mit Saljutow den Saal betrat, wies Shanna mit zitternder Hand auf das tote Mädchen und schrie: »Mein Gott, was geht hier vor?« Kolossow machte keine Anstalten, sich mit ihr, so wie mit Saljutow, an einen ungestörten Ort zurückzuziehen, und fragte sie direkt, in Anwesenheit des Gerichtsmediziners, des Untersuchungsführers und der erschrocken aus dem Foyer und dem Billardzimmer hereinspähenden Angestellten, warum sie zu spät zur Arbeit komme.
Shanna antwortete, und ihre Antwort war die zweite Überraschung dieses verrückten Abends. Sie blickte sich hilfesuchend um und sagte dann, dass ihr . . . ein Unglück passiert sei. Aber verglichen mit diesem Albtraum (ein Blick zur Leiche auf dem Spieltisch) sei es nur eine Bagatelle. Kolossow fragte geduldig – was denn für ein Unglück? »Mein Auto ist mir direkt vor meiner Haustür gestohlen worden!«, rief Shanna. »Ich habe Ihnen heute Morgen doch erzählt, dass es nicht anspringen wollte. Als ich dann nach Hause kam, um mich umzuziehen und hierher zu fahren, stand es nicht mehr im Hof.«
Nikita schaltete wieder das Diktafon in seiner Tasche ein. Aus dem Augenwinkel beobachtete er, dass der Untersuchungsführer von seinem Protokoll aufblickte und gespannt auf ihr Gespräch horchte. Auch die Wachmänner, die Croupiers, die Kellner, der Portier und die Kassierer spitzten die Ohren. Kitajew ließ kein Auge von Shanna, bemühte sich aber, seine Gedanken und Gefühle durch nichts zu verraten. Nur einen der Anwesenden und dessen Reaktionen konnte Nikita nicht sehen – Saljutow. Ob mit Absicht oder durch Zufall, aber es hatte sich so ergeben, dass er hinter Kolossow stand.
Nikita fragte Shanna, wann sie entdeckt habe, dass ihr Auto verschwunden war? Und ob sie ihren Wagen genauer beschreiben könne? Shanna antwortete rasch, sie habe einen dunkelblauen BMW, Kennzeichen WO-63, gewöhnlich parke sie ihn auf ihrem Stellplatz, aber in den letzten Tagen habe sie ihn auf den Hof vor ihren Hauseingang gestellt. Heute Morgen sei der Wagen nicht angesprungen. Sie habe gedacht, wegen dieser furchtbaren Kälte. So etwa um Viertel vor drei sei sie nach Hause gefahren, um sich vor der Arbeit umzuziehen, und da sei das Auto schon weg gewesen.
Kolossow wollte wissen: Wo hatte Shanna sich ab halb eins, als das Verhör bei der Kripo zu Ende war, aufgehalten? Er registrierte, dass Kitajew bei dieser Frage unwillkürlich zusammenzuckte und sichtlich auf der Hut war. Shanna erwiderte trocken: »Nach dem Verhör bei Ihnen war ich in der City und bin durch die Geschäfte gebummelt.«
Kolossow bat sie, die Geschäfte zu benennen. Sie warf ihm, ohne lange zu überlegen, ein Dutzend Namen hin – die »Manege«, das »Haus der Geschenke«, die Boutique »Christian Dior« in der Twerskaja, »Escada« usw. usw. Kolossow fragte, ob »diese furchtbare Kälte« bei einem so ausgiebigen Shopping nicht gestört habe? Sie antwortete noch trockener: Nein, ich bin abgehärtet. Er fragte: Ob sie ihre Einkäufe mit datierten Quittungen belegen könne? Sie antwortete, sie habe fast nichts gekauft, sondern sich nur umgeschaut und anprobiert.
An dieser Stelle räusperte sich Gleb Kitajew geräuschvoll. Shanna fuhr zusammen und fragte: »Aber was ist denn eigentlich los? Was hat das alles zu tun mit. . .?« Kolossow zuckte nur die Schultern und fragte, wann sie bei der Miliz den Diebstahl des Autos gemeldet habe? Und in welcher Abteilung sie angerufen habe? Shanna erwiderte, sie sei so verwirrt gewesen . . . und sie habe nicht zu spät zur Arbeit kommen wollen . . . Da hörte Nikita
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