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Das Laecheln der Chimaere

Das Laecheln der Chimaere

Titel: Das Laecheln der Chimaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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warmes Essen, möglichst mit Fleisch. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er die ganzen Feiertage über in Bindjushnys Kabäuschen sehr viel mehr getrunken als gegessen hatte.
    Der Anblick, der sich ihm im Spiegel seines Spindes bot, trug auch nicht zur Verbesserung seiner Laune bei. Es wurde wirklich Zeit, sich wieder um die Gesundheit zu kümmern und zu einem normalen Lebensrhythmus zurückzukehren. Und so beschloss Kolossow, zur Ostoshonka-Straße zu fahren, wo man recht schmackhaft und gar nicht teuer sibirische Pelmeni essen konnte.
    Er ging nach unten ins Foyer und erblickte dort Katja.
    Im Pelzmantel und mit Handtäschchen schaute sie traurig zum Fenster hinaus auf die verschneite Nikitski-Gasse und sah aus, als könne sie sich beim besten Willen nicht entschließen, die vertrauten vier Wände zu verlassen und die spiegelglatte, gefährliche Straße zu betreten.
    »Hallo. Frohes Neues Jahr«, begrüßte Kolossow sie.
    »Oh, Nikita! Du? Grüß dich! Das wünsche ich dir auch.«
    Kolossow fing den auf Katja gerichteten neugierigen Blick des Milizionärs an der Pforte auf.
    »Wartest du auf jemanden?«, fragte er mürrisch.
    Katja schüttelte den Kopf und schob ihre schwarze Strickmütze in den Nacken. Einer ihrer Handschuhe fiel zu Boden. Kolossow bückte sich und hob ihn auf. Aus dem Augenwinkel sah er, dass der Milizionär sie mit unverhohlenem Vergnügen und Interesse beobachtete. Rotznase!
    »Gehst du essen?«, fragte Katja.
    Kolossow nickte.
    »Dann komme ich mit.« Sie krallte sich plötzlich wie ein Eichhörnchen in den Ärmel seiner Lederjacke. »Gemeinsam schaffen wir es vielleicht über diese Eisbahn.«
    So kam es, dass sie genau eine Viertelstunde später die halbleere, halbdunkle, holzverkleidete Pelmeni-Stube in der Ostoshonka-Straße betraten. Nikita betrachtete die zufriedene Katja (unterwegs hatte sie ununterbrochen geschwatzt und von ihren Ferienerlebnissen erzählt) und wurde sich wieder einmal leidvoll bewusst, dass es Frauen gab (nicht alle, Gott sei Dank), die ihn um den kleinen Finger wickeln konnten. Pelmeni lehnte Katja rundweg ab und erklärte, das sei die Lieblingsspeise ihres Ehemannes, auf die er so wild sei, dass er sie sogar selbst zubereite. Sie sei schrecklich eifersüchtig auf diese blöden Teigfetzen, die er allem vorziehe, was sie koche, und deshalb könne sie diese Dinger einfach nicht mehr sehen.
    Bei dem Wort »Ehemann« verlor Kolossow augenblicklich die Lust, das Gespräch fortzusetzen. Er nahm Katjas Tablett und begann mechanisch, einen Teller nach dem anderen darauf zu stellen. Sofort wurde er gerügt: Warum so viel? Ich suche mir selber aus, was ich essen möchte.
    Die Unterhaltung beim Essen wollte nicht in Gang kommen.
    »Die Presse schläft noch nach den Feiertagen«, sagte Katja. »Und in den Agenturberichten ist nichts von Interesse. Du hattest zu Neujahr nicht zufällig Dienst?«
    Eine solche Frage konnte einem nur ein Mitarbeiter des Pressezentrums stellen. Nikita kam der Verdacht, dass sie nur aus diesem Grund unbedingt mit ihm hatte essen gehen wollen, Und er hatte gemeint. . .
    »Nein, hatte ich nicht. Was willst du trinken – Tee oder Kaffee? Oder vielleicht ein Bier?«
    »Saft. Das heißt, die ganzen Tage hattest du keinen einzigen Einsatz? Kaum zu glauben.«
    »Doch, einen schon. Aber das war nichts Besonderes. Nichts von Interesse für euch Zeitungsfritzen.«
    »Ein Mord?« Katja zielte mit der Gabel auf ihren Fischsalat.
    »Ein Mord, ja. In der Rubljowskoje-Chaussee. War wohl eine Abrechnung innerhalb der lokalen Mafia.«
    »Ein klarer Fall also?« Beim Wort »Mafia« verlor Katja sofort das Interesse.
    »Sieht so aus.« Kolossow ließ sich jedes Wort aus der Nase ziehen. »Ein Verdächtiger ist direkt am Tatort festgenommen worden, er hatte eine Pistole und Drogen bei sich. Ein zweiter . . . ein zweiter hat so eine Art Geständnis abgelegt. Aber dann stellte sich heraus, es war nur ein Witz.«
    »Was heißt das?«, fragte Katja erstaunt.
    »Na, erst hat er die Tat zugegeben, aber dann hat sich alles als schwarzer Humor herausgestellt.«
    »Und wer ist ermordet worden?«
    »Ein Rentner.«
    »Bei einer Abrechnung unter Gangstern?« Katja wunderte sich erneut. »Und wo war das?«
    »In einem Spielkasino.«
    Ein Rentner, der bei einer Mafia-Auseinandersetzung in einem Kasino erschossen worden war – das reichte ja höchstens für eine Randnotiz auf der letzten Seite. Katja war enttäuscht.
    »Und womit bist du in diesem aufsehenerregenden Fall

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