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Das Laecheln der Chimaere

Das Laecheln der Chimaere

Titel: Das Laecheln der Chimaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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Vor ihm man ist man nirgends sicher.
    Gasarow ist ein hochgewachsener, kräftiger Mann von dreißig Jahren, mit dunkelbraunem Haar. Ewig unrasiert – nicht weil er so schlampig ist, sondern weil ihm die Bartstoppeln halt stehen und ihn wie einen grimmigen Revoluzzer aussehen lassen.
    Überhaupt ist Aligarch, wie viele Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts versichern, ein attraktiver Mann, eine schillernde Persönlichkeit und ein ganzer Kerl, und man könnte ihn gar nicht hoch genug schätzen, wäre da nicht diese eine ärgerliche Schwäche.
    Philipp Saljutow war alles andere als erfreut über Aligarchs Erscheinen. Aber da war nichts mehr zu machen. Aligarch ließ seinen Adlerblick durch den leeren Saal schweifen und nahm bereits Kurs auf ihren Tisch.
    »Hier seid ihr also. Ich hab schon zigmal angerufen, aber euer Handy tut’s nicht. Habt ihr es abgeschaltet? Ihr wollt wohl eure Ruhe haben?« Gasarow setzte sich unaufgefordert an ihren Tisch.
    »Was ist los, leidest du an Schlaflosigkeit?«, erkundigte sich der Legionär.
    »Du hast es erfasst.« Gasarow lächelte sein liebenswürdigstes Lächeln und seufzte. »Ich hatte einfach schreckliche Sehnsucht nach menschlicher Gesellschaft. Bestellt ihr was für mich? Ich bin absolut blank, die letzte Kopeke hab ich für Benzin ausgegeben.«
    Und natürlich bestellten sie, wie immer, für Aligarch etwas zu trinken. Nach dem ersten Schnaps wurde er merklich munterer.
    »Hört mal, ich habe eine Bitte an euch. Ihr müsst mir aus der Klemme helfen.«
    »Geld?«, fragte Philipp.
    »Drei Hunnis. Oder besser vier. Ich geb’s euch umgehend zurück. Morgen schon.«
    »Aber der › Mohn ‹ ist geschlossen«, sagte Philipp.
    »Kitajew hat mir hoch und heilig geschworen, dass sie sofort nach den Weihnachtsferien . . . dass sie morgen schon wieder öffnen.« Gasarow rieb sich nervös die Hände. »Ich brauche nämlich dringend was. Wenigstens zweihundert, um erstmal über die Runden zu kommen. Oder hundert. . . Ihr kriegt es bestimmt zurück.«
    »Du verspielst ja doch wieder alles.« In der Stimme des Legionärs schwang ein vorwurfsvoller Unterton. »Du wirst alles durchbringen und hoffnungslos blank sein.« Aber er griff bei diesen Worten doch in eine der Taschen seiner geliebten Trekkingweste und holte Geld heraus – zwei zusammengefaltete grüne Scheine zu je fünfzig Dollar. »Zum letzten Mal.«
    »Danke.« Gasarow bedeckte die Scheine rasch mit der flachen Hand. Seine Hände waren außergewöhnlich schön. Gut geformte Handgelenke, lange, kräftige Finger. Die Hände eines Pianisten, Zauberkünstlers oder Falschspielers. Aber Ali-garch war kein Musiker, auf Zaubertricks verstand er sich nicht und als Zinker taugte er auch nicht. Er hatte einfach kein Glück.
    »Kitajew hat also gesagt, der › Mohn ‹ wird demnächst wieder geöffnet?«, fragte der Legionär erstaunt. »Sieh einer an! Und ich dachte schon, dieser Hexentanz wäre noch lange nicht zu Ende. Ich wollte Waleri Wiktorowitsch schon mein Beileid ausdrücken.« Er warf Philipp einen Seitenblick zu.
    »Nein, ich habe Gleb gefragt. Er sagte, alles sei in Ordnung. Mit der Staatsanwaltschaft wären sie sich schon einig geworden und in ein paar Tagen könnten sie den Laden wieder aufmachen.« Gasarow steckte das Geld in seine Jackentasche. Ich habe keinen Grund, daran zu zweifeln. Dein alter Herr ist ein toller Kerl, Philipp. Warum musste bloß jemand den armen Teterin umlegen! Der konnte doch keiner Fliege was zu Leide tun. Und wie viele Bullen da angetanzt kamen – habt ihr das gesehen? Die wollten doch glatt meine Papiere kontrollieren.«
    »Meine haben sie auch kontrolliert«, nickte der Legionär, »und Philipp ist sogar verhört worden.«
    »Ja, ich glaube, weil ich als Letzter Teterin gesehen habe, ich bin ins Vestibül runtergegangen, in die Bar, und dann auch mal zur Toilette.«
    »Er war da übrigens auch.« Der Legionär wandte sich an Gasarow und drohte ihm matt mit dem Finger. »Ich hab dich gesehen, Freundchen.«
    »Ich in der Toilette? Wann? Also, erinnern kann ich mich nicht.« Gasarow zuckte die Schultern. »Ich hab nur ans Spiel gedacht. Erst hatte ich solches Glück, aber dann . . . Übrigens habe ich gehört, man hat dort schon irgendwen festgenommen.«
    »Nicht irgendwen, sondern Maiski«, bemerkte der Legio-när, »und der hatte, wie immer, ein randvolles Körbchen. Na, jetzt sitzt er gründlich in der Patsche. Geschieht ihm eigentlich recht, aber Leid tut er einem doch. Wahrscheinlich war er

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