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Das Laecheln der Chimaere

Das Laecheln der Chimaere

Titel: Das Laecheln der Chimaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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angesehen.«
    »Was willst du mir sagen, Gleb?«, fragte Saljutow leise.
    »Dass hier bei uns was faul ist, Waleri Wiktorowitsch.« Kitajew hielt das Kognakglas gegen das Licht. »Maiski hat nichts damit zu tun, trotz seiner umgebauten Knarre.«
    »Warum nicht?«
    »Er war überhaupt nicht im Vestibül. Nicht ein einziges Mal. Auf dem Band ist alles drauf.« Kitajew stellte das Glas wieder hin. »Ich hatte ja schon berichtet, dass Shanna mich in den Spielsaal gerufen hat. Dort hatte ein Gast verloren und fing an, bei seinem Partner Geld zu schnorren. Ein grüner Junge war das, Shanna hat ihn erkannt, es ist der Sohn von. . .« Kitajew sprach den Namen des Vaters, eines bekannten Politikers, mit besonderem Nachdruck aus. »Zweimal hat er sich Geld geborgt und beide Male alles wieder verloren.«
    »Na und? Warum erzählst du mir das?«
    »Darum, weil er sich die Kröten von eben diesem Maiski geliehen hat. Sie sind zusammen hierhergekommen.« Kitajews Miene wurde finster. »Und sie haben zusammen gespielt. Die Kamera hat alles festgehalten. Bis zu meiner Ankunft haben sie den Spielsaal nicht verlassen. Die ganze Zeit haben sie sich um den Kartentisch herumgedrückt. Dann hat dieser Grünschnabel sich hingesetzt und gespielt, hat verloren und sich mit dem Croupier angelegt. Maiski hat daneben gestanden. Shanna hat versucht, sie zu beschwichtigen, die Wachmänner kamen dazu. Dann habe ich mich eingemischt. Den Bubi haben wir in die Bar komplimentiert. Ein Wachmann hat ihn dorthin begleitet, ihn auf Kosten des Hauses bewirtet und ist die ganze Zeit bei ihm geblieben. Maiski hat sich an den zweiten Tisch gesetzt, um weiterzuspielen. Er hatte Glück mit seinem Blatt. Er hat sich kein einziges Mal vom Tisch entfernt, bis zu dem Zeitpunkt, als es unten im Vestibül laut wurde. Das ist alles auf dem Band. Ich habe übrigens seine Spielmarken durchgesehen – hätte es nicht diesen Zwischenfall gegeben, hätte er uns heute ganz schön eingeheizt und uns um rund sechs Riesen erleichtert.«
    »Schon gut, was weiter?«
    »Wenn es also nicht Maiski war, der Teterin erschossen hat, dann . . .«
    »Du wirst morgen Peskow anrufen und ihm mitteilen, dass er entlassen ist«, sagte Saljutow.
    Kitajew nickte, bemerkte aber mit einem schiefen Grinsen: »Sie haben ihm ja selber befohlen, die Wahrheit zu sagen.«
    »Alles, was ihm zusteht, wird er in der Buchhaltung bekommen, das Arbeitsbuch werdet ihr ihm zurückgeben. Seine Pistole . . . Ach, die ist ja beschlagnahmt. Na gut.« Saljutow nahm einen Schluck von dem kalt gewordenen Kaffee.
    »Ich habe mit Ihrem Sohn gesprochen, bevor er abgefahren ist«, sagte Kitajew. »Ich habe ihm gesagt: Lipa, du musst erst überlegen und nicht gleich drauflos plappern. Ich denke, er hat begriffen. Er sagte, er sei wirklich zur Toilette gegangen und habe Teterin gesehen. Durch deine Dummheit und deinen Leichtsinn, habe ich ihm gesagt, wärst du beinahe in eine ganz üble Sache geschlittert.«
    »Nun lass schon gut sein.« Saljutow runzelte die Stirn. »Noch was?«
    »Ja, ich würde auch gern wissen, wer den Alten umgelegt hat, genau wie dieser Bulle von der Kripo und dieser penetrante Typ von der Staatsanwaltschaft. Und vor allem – weshalb? Es scheint doch gar keinen plausiblen Grund zu geben.«
    Saljutow starrte in die Dunkelheit hinaus.
    »Oder aber . . . ?« Kitajew blickte seinen Chef vorsichtig und aufmerksam an. »Nach Ihrem heutigen Verhör bei der Generalstaatsanwaltschaft hat man Sie gar nicht gefragt. Offenbar wissen die davon noch gar nichts, aber . . . Sie, Waleri Wiktorowitsch, haben mich über diese Unterredung noch gar nicht informiert. . .«
    »Du willst wissen, ob sie mich nach Chwantschkara gefragt haben?«, unterbrach Saljutow ihn scharf. »Nein.«
    Kitajew schwieg, als müsse er diese Mitteilung erst verdauen.
    »Aber er weiß das vielleicht gar nicht«, sagte er schließlich langsam und nachdenklich. »Ganz im Gegenteil, ER denkt vielleicht. . .«
    Saljutow steckte schweigend die Kassette in seine Jackentasche.
    »Vor einer Stunde hat Marina angerufen. Sie wollte wissen, ob Sie heute zu Hause übernachten oder nicht«, sagte Kitajew nach leichtem Zögern.
    Saljutow blickte wieder zum Fenster hinaus.
    »Und unten ist Egle.« Kitajew folgte seinem Blick. »Ich habe ihr gesagt, fahr nach Hause, Ravil bringt dich. Aber sie sagt, nein, ich bleibe. Sie wartet auf Sie. Sie ist ganz aufgeregt.«
    Saljutow nickte. Immer noch starrte er ins Dunkel. Die Nacht vor Weihnachten. Heiligabend. Das

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