Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Laecheln der Chimaere

Das Laecheln der Chimaere

Titel: Das Laecheln der Chimaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
Vom Netzwerk:
Pärchen zum Beispiel – ein junger Mann von etwa zweiunddreißig Jahren mit dem verwegenen Aussehen eines kaukasischen Bergbewohners, der am Kartentisch saß, und seine Begleiterin, eine sehr junge, grazile Frau in dunklem Abendkleid, mit glatten blonden Haaren, die im Nacken zu einem schweren Knoten zusammengebunden waren.
    Der Kaukasier spielte riskant und verlor offensichtlich. Die Frau hatte sich nicht an den Tisch gesetzt, sie stand hinter ihm und verfolgte angespannt, geradezu angstvoll sein Spiel. Gerade verlor der junge Mann wieder, sie beugte sich zu ihm hinunter und flüsterte ihm etwas ins Ohr, offenbar versuchte sie, ihn vom Spieltisch fortzulotsen. Aber er wandte sich ab, gab dem Croupier ein Zeichen und setzte aufs Neue. Die Frau entfernte sich langsam vom Tisch.
    »Wissen Sie, wer das ist?«, fragte Kolossow. »Das nette junge Pärchen dort?«
    Kitajew schaute auf den Bildschirm und erwiderte knapp, das sei ein gewisser Georgi Gasarow – ein Stammgast des Kasinos, mit irgendeiner Bekannten, deren Namen er nicht kenne, weil er sie zum ersten Mal sehe.
    Nikita spürte, dass Kitajew log. Warum wohl?
    Sie schauten sich die Bänder aus den beiden Bars an. Unter den Gästen der einen Bar hatte die Kamera Philipp Saljutow und den Legionär aufgenommen. Sie saßen an der Theke und tranken Bier. Wieder musste Kolossow an die Relativität der Zeit denken. Auf dem anderen Band hatte man den Legionär beim Roulette gesehen, aber anhand dieser Aufzeichnungen war es völlig unmöglich festzustellen, was eher war – Spieltisch oder Bar.
    Dann folgten die Bänder aus dem Restaurant. Dort waren an jenem Abend kaum Gäste gewesen – die Kellner standen gelangweilt herum.
    Endlich kam das Band aus der Kamera im Vestibül. Dieses Band schauten sie besonders aufmerksam an. Wieder gab Kitajew ausführliche Erläuterungen zur Arbeit der Wachleute im Vestibül, zu den Angestellten der Geldwechselstelle und der Kasse für die Ausgabe der Chips. Auf dem Band war nichts Verdächtiges oder Ungewöhnliches zu sehen. Nun war nur noch ein letztes kurzes Teilstück übrig.
    »Das hat eine andere Kamera aufgezeichnet, die auf die Dienstbotentreppe hinter der Kasse gerichtet ist«, sagte Kitajew, »aber ich glaube, dort ist nichts Interes. . .«
    »Und wer ist das? Der gerade die Treppe herunterkommt?«, fragte Kolossow.
    Kitajew schaute genauer hin. Die Perspektive war wieder äußerst ungünstig: schräg von oben.
    »Das ist einer unserer Stammgäste. Er heißt Vitas. Angeblich Schauspieler. Ein junger Kerl noch, und aus jugendlichem Leichtsinn schmeißt er mit dem Geld nur so um sich, vorausgesetzt, er hat welches.« Kitajew grinste herablassend. »Manchmal gewinnt er, manchmal verliert er.«
    »Aber wohin geht er? Zur Kasse, um Chips zu holen?« Kolossow beobachtete, wie der Mann auf dem Bildschirm das Vestibül betrat, an der Kasse vorbeiging, am Springbrunnen und . . . aus dem Film verschwand. Als hätte er sich aus der Aufnahme heraus in Luft aufgelöst.
    »Warten Sie.« Nun zeigte auch Kitajew Interesse. »Ich spule das Band zurück.«
    Sie schauten sich die Szene noch einmal an.
    »Wohin ist er verschwunden?«, fragte Kolossow.
    Kitajew runzelte die Stirn.
    »Offenbar in die dunkle Ecke, die zeitweise nicht überwacht wurde: Eingangstür, Garderobe, Toiletten«, sagte er langsam. »Wenn er in die Bar gegangen wäre oder in einen der Spielsäle oder die Haupttreppe hinauf, dann hätte eine der Kameras es aufgezeichnet, aber so . . .«
    »Was sagten Sie, wie er heißt? Vitas?« Kolossow notierte sich den Namen auf einem Zettel. »In diese dunkle Ecke würde ich gern etwas Licht bringen.«
    »Das würde ich auch gern.« Kitajew dachte nach. »Ich glaube, ich kann Ihnen helfen. Wir haben in unserer Kartei seine Telefonnummer.«
    »Enthält Ihre Kartei alle Ihre Kunden?«
    Kitajew schüttelte den Kopf – auf eine Weise, die soviel wie »nein« bedeuten oder auch die altbekannte Redensart »Wer viel weiß, wird früh alt« illustrieren konnte.
    »Die Zusammenarbeit mit Ihnen ist angenehm«, bemerkte Kolossow höflich. »Sie sind eben ein Profi.«
    »Glauben Sie, uns liegt genauso viel daran, Teterins Mörder zu finden, wie Ihnen«, erwiderte Kitajew. »Dieser tragische Vorfall hat uns alle tief erschüttert. Aber eigentlich sind wir so gut wie sicher, dass der Mörder bereits festgenommen wurde.«
    »Sie meinen Maiski? Ja, festgenommen ist er, seine Untersuchungshaft ist sogar noch verlängert worden. Aber kommt Ihnen nicht

Weitere Kostenlose Bücher