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Das Laecheln der Chimaere

Das Laecheln der Chimaere

Titel: Das Laecheln der Chimaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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Mann verloren.« Kitajew zeigte auf den Monitor. »Er hat vier Einsätze nacheinander gewonnen. Wenn ein Kunde eine solche Glückssträhne hat, sind wir in der Wachstube immer auf der Hut.«
    »Ist es etwa ein Falschspieler?«
    »Beim Roulette ist das nicht so schlimm. Aber wir kontrollieren, ob ein solcher Glückspilz nicht vielleicht einen Minicomputer bei sich hat. Das wäre zwar auch nicht so tragisch, aber unsere Regeln verbieten es.«
    »Wer ist denn das hier? Den kenne ich doch. Ist das nicht der Busenfreund von Philipp? Er hat uns doch erzählt, sie hätten an dem bewussten Abend gar nicht gespielt. . . Legionär, so lautete sein Spitzname, nicht wahr? Worauf setzt er?«
    »Split, verdoppelter Einsatz. Er hat gewonnen. Glück gehabt.«
    »Was ist das überhaupt für ein Typ? Was macht er beruflich?«
    Kitajews Miene verdüsterte sich.
    »Der Teufel weiß, was er macht. Ginge es nach mir, dürfte er keinen Fuß mehr ins Kasino setzen.«
    »Ich dachte anfangs, er sei so was wie der persönliche Bodyguard von Saljutow junior.«
    »Das haben wir auch erst gedacht«, antwortete Kitajew. »Zumal das auch zur Debatte stand. Philipp hatte früher keinen Bodyguard, aber . . . Sie wissen ja selbst, in was für einer Zeit wir leben. Und er ist der1 Sohn eines in Moskau bekannten und nicht gerade armen Mannes. Ich wollte ihm selbst schon eine Wache aus unseren überprüften Sicherheitsleuten geben. Aber nein, das hat er rundweg abgelehnt und gesagt: Ich suche mir selbst den passenden Mann. Na, und den hat er gefunden . . . Kennen gelernt haben sie sich bei einer Geländewagen-Rallye. Offenbar ist er früher Zeitsoldat gewesen, war in Tschetschenien, wenn man ihm glauben darf. Als sie sich kennen gelernt haben, arbeitete er als Fahrlehrer bei einem Automobilklub. Ich habe Philipp wohl hundertmal gebeten: Gib uns Gelegenheit, ihn auf Herz und Nieren zu überprüfen – wer er ist, woher er kommt.« Kitajew winkte resigniert ab. »Sie wissen selber, wie die Jugend von heute ist. Dieser Legionär ist acht Jahre älter als Philipp. Er hat sich den Jungen völlig gefügig gemacht. Sein Einfluss ist so groß, dass . . .«
    »Ich hatte das Gefühl, dass die Beziehung zwischen Philipp und seinem Vater nicht ganz einfach ist«, bemerkte Kolossow vorsichtig.
    »Allerdings!« Kitajew schnaubte. »Und wem ist das zu verdanken? Seinem sauberen Freundchen. Vor ein paar Monaten hat Philipp seinem Vater eröffnet, er wolle ausziehen. Sein Vater hat ihm Geld für den Kauf einer Wohnung gegeben. Dann passierte der Unfall – der ältere Sohn Igor verunglückte tödlich mit dem Auto. So ein Schlag für die Familie! Und gleichzeitig – stellen Sie sich das vor – erfährt Waleri Wiktorowitsch, dass Philipp am Tag der Beerdigung seines Bruders fast alles Geld, das er vom Vater für eine Wohnung bekommen hat, verschleudert hat! Für ein Auto! Er hat es ausgenutzt, dass niemand ihn kontrolliert hat, und . . .«
    »Er hat das Geld für ein Auto ausgegeben?«
    »Genau. Hat dem Legionär einen Jeep Chevrolet gekauft. Wie finden Sie das? Von dem übrig gebliebenen Geld haben sie sich eine Zweizimmerwohnung an der Pjatnizkaja genommen, dort leben sie jetzt zu zweit. Waleri Wiktoro witsch ist kein armer Mann, aber wie bitter ist es für ihn, sich einzugestehen, dass sein Sohn ein Verschwender ist! Wenn man ihn gewähren ließe, würde er in einer einzigen Woche alles verprassen, alles!«
    »Der ältere Sohn Saljutows war anders?«
    »Ganz anders. Igor war seinem Vater in jeder Hinsicht eine Stütze. Der zweite Chef im Haus, nach Waleri Wiktorowitsch. Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr er uns allen fehlt.«
    »Saljutow selbst lebt allein?«
    »Nein, wieso, mit seiner Familie. Die Enkel leben bei ihm – Igor hat ja zwei Kinder hinterlassen, das eine ist vier, das andere zwei Jahre alt. Außerdem wohnt Igors Witwe Marina bei ihm, und dann ist da noch eine alte Tante – die Schwester der Mutter von Waleri Wiktorowitsch. Sie ist für ihn wie eine Ersatzmutter. Und natürlich das Hauspersonal. Er hat eine Villa in Iljinskoje.«
    Kolossow nickte und stellte dann Fragen zu den anderen Gästen, die auf dem Band aus dem Spielsaal zu sehen waren. Doch so bereitwillig Kitajew über den Mann mit dem Spitznamen Legionär Auskunft gegeben hatte, so knapp, oft nur mit zwei, drei Worten, äußerte er sich zu den übrigen Gästen. Nikita hatte sogar den Eindruck, dass Kitajew einige Gäste des Kasinos absichtlich ganz mit Stillschweigen überging. Ein

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