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Das Laecheln der Chimaere

Das Laecheln der Chimaere

Titel: Das Laecheln der Chimaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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eine Sache komisch vor?« Kolossow schaute Kitajew an. »Wir haben nun insgesamt sechs Kassetten durchgesehen, aber auf keiner davon ist Maiski in Erscheinung getreten. Als hätte er eine Tarnkappe getragen.«
    Kitajew hob nur die Arme. Und Nikita zog es vor, diese Frage einstweilen nicht zu vertiefen. Er bedankte sich herzlich für die tatkräftige Hilfe und erinnerte Kitajew noch einmal an die versprochenen Informationen zu dem Gast mit dem ausgefallenen Namen Vitas.
    »Ja, und außerdem wollte ich Sie um einen Gefallen bitten: Richten Sie doch bitte Ihrem Portier Peskow aus, dass ich ihn noch einmal sprechen möchte. Er soll morgen Vormittag um zehn zu mir kommen, also unmittelbar vor seiner Arbeit.«
    »Peskow arbeitet nicht mehr für uns«, sagte Kitajew, »er hat gekündigt.«
    »Wann hat er das so schnell geschafft?«, fragte Kolossow erstaunt.
    »Gestern. Einen Grund hat er nicht genannt. Nun, ich freue mich, dass ich Ihnen im Rahmen meiner Möglichkeiten helfen konnte. Wegen Vitas rufe ich Sie morgen Vormittag an.«
    Als Kitajew ging, dämmerte es in der Nikitski-Gasse bereits. Kolossow sah sich noch einmal das letzte Band an: das Vestibül, den Springbrunnen, die Treppe und den Mann auf der Treppe. Um welche Zeit Vitas ins Vestibül hinuntergegangen war, war schwer zu sagen. Trotzdem, es war ein Anhaltspunkt, ein weiteres Detail auf dem Weg zu einer näheren Bekanntschaft mit dem »Roten Mohn«. Vorläufig war diese Bekanntschaft noch sehr oberflächlich.
    Nikita saß in seinem Büro und überlegte, welchen seiner Kollegen er konsultieren könnte, um weitere Informationen über dieses Kasino zu erhalten.
    Und plötzlich hatte er eine Erleuchtung!

12
    Der Morgen des folgenden Tages begann für Kolossow mit Telefonanrufen. Der erste ging an die Regionalverwaltung für die Bekämpfung des organisierten Verbrechertums, die RBOV, wo er Gennadi Obuchow, den Leiter der Spezialabteilung »A«, zu sprechen verlangte.
    Kolossows Beziehungen zu Obuchow waren seit jeher schwierig. Nikita konnte sich an keinen Fall erinnern, den er und der Leiter der Abteilung »A« ohne gegenseitige Vorwürfe und Kompetenzgerangel bearbeitet hätten.
    Obuchow half den Kollegen aus der Mordkommission niemals uneigennützig. Liebend gern gab er sich den Anschein, als wisse er weitaus mehr als das, was in den offiziellen Auskünften stand. Kolossow wiederum hasste es, vor diesem Besserwisser zu buckeln. Aber . . .
    Aber es gab Ausnahmen. Eine war zum Beispiel der neunte Januar, der Tag, an dem Obuchow Geburtstag hatte. Einem Kollegen an einem solchen Tag nicht zu gratulieren, wäre überaus unhöflich gewesen. Nikita rief ihn in aller Herrgottsfrühe an, und Obuchow schien sich sogar zu freuen. Nikita wünschte ihm Glück, Erfolg, die Erhebung in den Generalsrang, einen Volvo mit Blaulicht als Dienstwagen, den Posten eines stellvertretenden Ministers und als Krönung seiner Karriere eine Bronzebüste vor dem Haupteingang der Akademie des Innenministeriums.
    Obuchow tat ganz verlegen.
    »Ich bin entzückt, zerknirscht, erschlagen von so viel Großmut«, schnurrte er in den Hörer, »warte, ich muss eine Serviette holen, um mir die Tränen der Rührung abzuwischen.«
    »Hast du Informationen zu dem Kasino an der Rubljowka das sich › Roter Mohn ‹ nennt?«, fragte Kolossow.
    Grabesstille trat ein. Dann folgte etwas, das klang wie »Hab ich’s doch gewusst, zum Teufel!« Nun kam ein gefährlicher Moment: Die fragile Verbindung konnte an dieser Stelle einfach abreißen, und daher beschloss Nikita, die Festung im Sturm zu nehmen: »Wir haben in unserer Abteilung beratschlagt und beschlossen, dir ein Geschenk zu machen. Zu Weihnachten ist in diesem › Roten Mohn ‹ ein Mord passiert. Wir hoffen, es ist ein Fall mit Perspektive. Und da kannst du doch nicht außen vor bleiben.«
    »Wen hat man in diesem Kasino umgebracht?«
    »Einen Angestellten, einen Rentner.«
    »Und was interessiert dich konkret am › Roten Mohn ‹ ?«
    Kolossow spitzte die Ohren: Obuchows Stimme klang überraschend ernst.
    »Alles. Alles, was ihr dazu habt.«
    »Gut. Ich rufe dich zurück.«
    Nikita war sprachlos über so viel Nachgiebigkeit. Alle wussten: Gennadi Obuchow musste man jede Information aus der Nase ziehen, erst recht vertrauliche Daten, und nur dies . . .
    »Bist du vor Glück stumm geworden?«, knurrte Obuchow in den Hörer. »Ich habe gesagt, ich rufe dich zurück. Wahrscheinlich sogar noch heute. Mach’s gut.«
    »Auf. . . auf Wiedersehen. Nochmals

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