Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Laecheln der Chimaere

Das Laecheln der Chimaere

Titel: Das Laecheln der Chimaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
Vom Netzwerk:
Hauptstadt. Tja, was kann ich dir noch sagen . . . An den Tagen, an denen nicht um große Summen gespielt wird und keine Prominenz anwesend ist, wird der › Mohn ‹ hauptsächlich von professionellen Spielern besucht. Spielsüchtigen, deren Leben aus nichts anderem besteht. Hier, die kannst du dir auch mal ansehen. Vielleicht erkennst du jemanden.« Obuchow ging wieder die Dateien durch. »Das sind natürlich kleinere Fische. Und die Einsätze ganz normal. Die Gewinne und Verluste halten sich im Rahmen. Obwohl es auch hier mal Ausnahmen gibt.«
    »Zahlt das Kasino seinen Kunden einen großen Gewinn immer aus?«
    »Immer. Das ist ein knallhartes Business: Zahlt man einmal nicht und prellt den Kunden, selbst wenn es sich nur um so einen Süchtigen handelt, dann kommt morgen auch keiner mehr von den wichtigen, soliden Kunden. Schließlich ist das nicht das einzige Kasino. Diesen Sommer hat es im › Mohn ‹ einen großen Gewinn gegeben. Ein Sibirier hat die Bank gesprengt und zweihunderttausend Dollar gewonnen. Saljutow hat ihm bis auf den letzten Cent alles ausbezahlt. Und, man höre und staune, nicht einmal in Raten. Aber dann hat er alles wieder hereingeholt. Die Einsätze beim Bakkarat fangen beim richtigen Spiel erst bei drei Riesen an. Du kannst dir also vorstellen, welche Summen dabei riskiert werden.«
    »Na, und diese Spielsüchtigen hier?« Nikita blickte auf den Monitor.
    »Mit Bakkarat haben die nichts am Hut. Bei fünf Augen fangen sie schon an zu bluffen, die haben keine Ausdauer.«
    »Wart mal, ich glaube, den hier kenne ich. Ich hab ihn auf dem Video aus dem Kasino gesehen. Er war am Abend des Mordes da.« Nikita zeigte auf eine der Fotografien.
    Obuchow blickte ihn vielsagend an.
    »Georgi Gasarow, genannt Aligarch«, sagte er.
    »Vorbestraft?«
    »Aber woher, blütenweiß.« Obuchow vergrößerte das Foto. »Du hast mich doch gefragt, ob ich im › Mohn ‹ einen V-Mann hätte . . . Das sage ich dir jetzt streng vertraulich: Vor einem halben Jahr habe ich versucht, ihn anzuwerben. Aber er hat abgelehnt. Rundweg.«
    Nikita schaute seinen Kollegen an.
    »Abgelehnt«, wiederholte der, »dabei war die Situation für uns eigentlich sehr günstig. Er hatte gerade eine große Summe verloren. Damals hatte er noch ein eigenes Geschäft, einen Autosalon mit Stammkunden, und musste dann alles verkaufen. Alles Geld ist an den › Mohn ‹ geflossen. Mehr als zwei Jahre lang, stell dir das vor. Er hatte so ein verrücktes System beim Roulette – wenn er die ganze Zeit immer auf dieselbe Zahl setzt, dann, so meinte er, müsse er irgendwann gewinnen. Er hat verloren, immer, wieder verloren und dann plötzlich gewonnen. Die Theorie schien zu funktionieren. Wieder hat er auf dieselbe Zahl gesetzt, siebzigtausend auf einen Schlag. Er war überzeugt, er würde gewinnen. Im Fall eines Gewinns erhöht sich der Einsatz ja um ein Vielfaches. Da kommt ein Haufen Geld zusammen, damit kann man sich sogar in Amerika ein feines Leben machen. Aber seine Methode versagte.«
    »Er hat verloren?«
    »Natürlich. Alles, bis auf den letzten Heller. Er musste sein Geschäft verkaufen, seine Wohnung und noch Schulden machen. Es sah ganz so aus, als ob unsere Rechnung aufginge. Aber Aligarch wollte trotzdem nicht für uns arbeiten. Hat es glatt abgelehnt.« Obuchow schnaubte ärgerlich. »Er spielt immer noch. Leiht sich reihum Geld.«
    »Glaubst du, es lohnt sich für mich, mit ihm zu sprechen?«, fragte Kolossow.
    »Weißt du was, Nikita, die ganze Zeit warte ich darauf, dass du mir eine bestimmte Frage stellst, aber offenbar kannst du dich nicht dazu durchringen«, sagte Obuchow mit herzlichem Lächeln. »Warum ich dir gegenüber plötzlich so offenherzig bin.«
    »Warum?«
    »Kommt dir an diesem Mord zur Weihnachtszeit nichts seltsam vor?«
    »Eigentlich nicht. . . Aber so ganz klar ist mir das noch nicht.«
    »Weißt du, dass am selben Tag Saljutow vormittags zum Verhör bei der Staatsanwaltschaft musste? Als Zeuge für den Mord an . . .« Obuchow nannte den Namen des Opfers, der in der vergangenen Woche in Fernsehen, Radio und Internet herauf und herunter dekliniert worden war. »Und am Abend dieses Tages wird in seinem Spielkasino ein Mann getötet.«
    »Erklär mir das bitte genauer, ich fürchte, ich bin ein wenig begriffsstutzig«, bat Nikita höflich.
    »Sagt dir der Name Milowadse etwas? Tengis Milowadse, Spitzname Chwantschkara.«
    »Der vermutlich für den Mord an den Gussjew-Brüdern verantwortlich ist?«
    »Genau der.

Weitere Kostenlose Bücher