Das Laecheln der Chimaere
Legal ist er der Parfumkönig von Moskau und Petersburg. Illegal . . . Dreimal ist er schon vorbestraft, für den besagten Doppelmord in unserem Bezirk ist er vermutlich der Auftraggeber, in Sotschi und Petersburg ist er ebenfalls einschlägig bekannt, na, und jetzt dies . . . Übrigens hat er offiziell nie etwas mit dem Spielkasinogeschäft zu tun gehabt.«
»Er agiert nur im Hintergrund?«
› Ja, aber sein Einfluss ist immens. Das Projekt, über das jetzt so viel geschrieben wird – die Verlegung aller Spielklubs in einen bestimmten Bezirk – ist wohl kaum unbemerkt an ihm vorübergegangen. Mir scheint, hier gibt es einen heftigen Interessenkonflikt.«
»Na, wann diese Verlegung stattfinden wird, steht ja wohl noch in den Sternen.«
»Da irrst du dich, Nikita.« Obuchow sprach im herablassenden Tonfall des erfahrenen Waffenbruders. »Ich vermute, dass Saljutow eben dieser Angelegenheit wegen vorgeladen worden ist.«
»Kann er denn etwas mit dem Mord an diesem Regierungsbeamten zu tun haben?«
»Er selbst sicher nicht. Aber dieser Chwantschkara . . . Es ist nämlich so, dass die beiden seit langem Intimfeinde sind. Saljutow gehört zu den wenigen, die über Milowadse allerlei Dinge wissen, die nicht nur beim Untersuchungsführer der Staatsanwaltschaft, sondern auch an höherer Stelle auf Interesse stoßen dürften.«
Kolossow dachte einen Moment nach und fragte dann: »Was wolltest du mir von Gasarow erzählen?«
»Ach ja, Aligarch . . . Ich glaube nicht an Zufälle, Nikita. So etwas gibt es nicht, dass alles derart zusammenkommt: Morgens muss man zur Staatsanwaltschaft, und abends hat man eine Leiche. Darüber würde ich noch mal nachdenken. Und weiter: Gasarow ist Stammkunde im › Roten Mohn ‹ . Er hat uns, das heißt mich, abgewimmelt. Dabei war er wirklich in einer erbärmlichen Situation. Aber er hat einen Ausweg gefunden. Welchen? Hat ihm vielleicht jemand eine helfende Hand gereicht? Jemand, der selbst aus irgendeinem Grund bei Saljutow keinen Zutritt hat – vielleicht einer alten Feindschaft wegen?«
»Wie kam es zu dem Konflikt zwischen Milowadse und Saljutow?«, fragte Kolossow.
»Wie üblich: Geld, Einfluss, Kunden. Gute Spieler werden immer geschätzt. Sie sind eine kostbare Ware in unserem armen Staat. Man muss sie anlocken und festhalten. Saljutow hat einen guten Ruf, in sein Kasino fährt man. Zu Chwantschkara, in die Lokale, die er kontrolliert, nicht. Glaubst du, ein Gouverneur würde ein Spielkasino besuchen, das von einem Mann mit der Biografie eines Milowadse kontrolliert wird?«
Kolossow überlegte und nickte zustimmend. Dann sagte er: »Wenn alles so ist, wie du sagst, müsste Saljutow doch unangreifbar sein.«
Obuchow grinste. »Du lieber Himmel, wer ist heutzutage unangreifbar? Wenn man den › Mohn ‹ aus irgendeinem Grund schließen sollte, wird keines der hohen Tiere, die dort ein und aus gehen, auch nur einen Finger rühren. Sie werden sich hüten, für ein Spielkasino einzutreten. Es könnte ja an die Presse kommen, und die Wahlkampfkonkurrenten könnten davon erfahren! Saljutow, denke ich, ist sich sehr wohl bewusst, dass er dann allein auf weiter Flur steht. Und kämpfen kann er nur, solange er fest auf seinen Beinen steht und nicht stolpert.«
»Was rätst du mir sonst noch?«
»Fahr selbst hin und sieh es dir an«, sagte Obuchow. »Hast du heute Morgen die Nachrichten gehört? In Moskau findet dieser Tage eine Konferenz zur Energiekrise statt. Ich denke, morgen Abend wird man die Hälfte der Konferenzteilnehmer im › Mohn ‹ antreffen können. Schließlich wollen sie die Dienstreise in die Hauptstadt nutzen!«
14
Auch Gleb Kitajew hielt sein Versprechen und rief an, aber erst gegen Abend. Er gab die Telefonnummer von Vitas durch.
»Das ist alles, was wir haben«, sagte er entschuldigend.
Kolossow erkundigte sich, ob das Kasino wieder geöffnet habe. Kitajew sagte, ja, alle Missverständnisse seien beigelegt. Er fragte, wann die Verwandten Teterins dessen Leiche aus der Pathologie abholen dürften. Der »Rote Mohn« habe die Organisation der Beerdigung übernommen.
Kolossow erhielt diesen Anruf auf sein Handy, als er sich noch in der RBOV befand. Er hatte gerade das Stahlgitter passiert und ging auf die gepanzerte Eingangstür zu, kehrte aber nach diesem Telefonat gleich wieder zu Obuchow zurück und bat ihn, die Telefonnummer, die Kitajew ihm gegeben hatte, schnellstens zu überprüfen.
Ein Vitas konnte jedoch nicht ausfindig gemacht werden. Die
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