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Das Laecheln der Chimaere

Das Laecheln der Chimaere

Titel: Das Laecheln der Chimaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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Auftragskiller sein, aber Vitas Taurage hätte er auch aus persönlichen Gründen, wegen dessen Schwester Egle, ermorden können. Oder diese Shanna Basmanjuk. Plötzlich kommt da so eine Liebesgeschichte zum Vorschein. Offenbar hat sie eine Affäre mit einem der Kasino-Gäste. Teterin, dieser armselige Tropf, könnte sie damit erpresst haben, und deshalb hat sie ihn getötet. Ist doch auch ein Motiv, wenn auch ein ziemlich bescheuertes. Übrigens, Katja, sag mir eins«, Kolossow goss sich etwas heißen Tee nach, »hältst du es grundsätzlich für möglich, dass eine Frau, die nicht mehr ganz jung ist, materiell keine Sorgen hat, klug und geschäftstüchtig ist, sich soweit vergisst, dass sie einem jungen Kerl bis in die Herrentoilette nachläuft?«
    »Aber Gasarow hat doch gesagt, sie hätten sich zerstritten und die Kasino-Toilette sei der einzige Ort gewesen, wo sie mit ihm sprechen konnte, ohne die Aufmerksamkeit Außenstehender zu erregen.«
    »Ja, aber prinzipiell, kannst du dir das vorstellen? Diese letzte Grenze überschreiten . . . den Rubikon gewissermaßen . . . Was die weibliche Selbstachtung betrifft, meine ich.«
    Katja maß Kolossow mit einem Blick: Rubikon, was du nicht sagst.
    »Na, wo’s einen überkommt«, sagte sie. »Dass Liebende sich in öffentlichen Toiletten treffen, steht schon bei Henry Miller. Alles eine Frage von Temperament und Gefühl. Das haben wir nicht immer unter Kontrolle.«
    »Das weiß ich auch. Wer ist Henry Miller?«
    »Ein Schriftsteller, den du mal in deiner freien Zeit lesen solltest, aber möglichst bald, sonst bist du für solche Bücher zu alt.« Katja seufzte. »In diesem Fall darf man wohl nichts ausschließen. Aber aufgrund der Indizien und Details vermutest du doch sicher selbst, dass beide Morde von ein und derselben Person begangen wurden. Und nun das: Jemand von diesen Leuten kann des einen Mordes verdächtig sein, und für den anderen hat er ein Alibi, und umgekehrt.«
    »Wer immer es war, ein Ziel hat er jetzt erreicht. Das Kasino ist geschlossen worden. Und diesmal werden Saljutow all sein Geld und seine Beziehungen zu den Behörden nicht helfen. Eine kriminelle Spielhölle – wer von unseren mächtigen Politbossen will sich da die Finger schmutzig machen?« Nikita schnaufte unwillig. »Mir tut der Mann direkt Leid.«
    »Saljutow?«
    »Ja. Heute musste er zum Verhör zur Staatsanwaltschaft.«
    »Ja, und?«, fragte Katja.
    »Na, ich weiß nicht, was deren Oberboss, dieser General, da ausbrütet. Von meiner Seite kann ich nur sagen: Wenn der › Rote Mohn ‹ zugemacht wird, werden wir diesen Fall nie aufklären. Der Maulwurf geht wieder in Deckung, und an uns bleiben zwei unaufgeklärte Mordfälle hängen. Wenn aber das Kasino weiter laufen würde wie zuvor, dann . . . dann hätten wir doch wenigstens so eine Art Operationsfeld.«
    »Aber ihr legt doch nicht die Hände in den Schoß, oder? Diesen Gasarow zum Beispiel habt ihr festgenommen.«
    »Den lasse ich bald wieder frei.« Kolossow seufzte tief auf. »Ich hab’s ihm versprochen.«
    »Wird der Untersuchungsführer das erlauben?«, fragte Katja ungläubig.
    »Draußen ist er uns ja nützlicher als in der Zelle. Wir werden beobachten, was er unternimmt, mit wem er sich trifft, welche Kontakte er anknüpft. Du darfst nicht vergessen: Wenn er der Maulwurf ist, kann er uns zum Auftraggeber der Morde führen. Das wird auch die Staatsanwaltschaft begreifen – wenn nicht sofort, dann doch sehr bald.«
    »Also ist es doch nur eine Auseinandersetzung innerhalb der Mafia«, sagte Katja enttäuscht, »ziemlich verzwickt zwar, aber . . .«
    »Das heißt, du willst mir nicht helfen?«
    »Nikita, wie könnte ich dir dabei denn helfen?«, fragte Katja ehrlich verwundert. »Ich war noch nie in meinem Leben in einem Spielkasino und werde wohl auch nie eins besuchen.«
    »Habe ich dich etwa gebeten, das Kasino in Augenschein zu nehmen? Das mache ich schon selbst. Nein, es geht mir um eine ganz andere Frage, in der ich ein völliger Laie bin. Es geht um die weibliche Natur. Die Seele, meine ich. Sofern Frauen eine haben, natürlich.«
    »Ich verstehe dich nicht ganz, Nikita.«
    »Ich mache es kurz: Mit der männlichen Hälfte des Kasinos komme ich allein klar. Aber im › Mohn ‹ gibt es drei Frauen: Saljutows Schwiegertochter Marina, diese Egle Taurage und die Angestellte Shanna Basmanjuk. Verhören wird man sie alle drei, aber die Verhöre, da bin ich mir sicher, werden nicht viel bringen, nur den Aktenberg anschwellen

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