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Das Laecheln der Chimaere

Das Laecheln der Chimaere

Titel: Das Laecheln der Chimaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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Tasche aus dem Schrank. »Bar« hatte er gesagt. Was für eine Bar? Vielleicht ein Nachtklub? Was für eine Sorte Nachtklub? Nikita war das offensichtlich alles eins, dabei war so etwas doch wichtig. Die Atmosphäre spielte in solchen Fällen eine große Rolle.
    Katja schüttelte die Sachen aus der Tasche, überlegte einen Augenblick und wählte dann das Abendkleid aus. Sie rannte zum Spiegel, um ihr Make-up zu erneuern. Dann zog sie ihren Mantel wieder an und steckte sich die Abendschuhe unter den Arm – die konnte sie im Auto anziehen. Im Laufschritt nahm sie die Treppe nach unten und wühlte unterwegs noch hastig nach dem Parfumfläschchen in ihrer Handtasche.
    Auf dem Rücksitz von Kolossows Shiguli lümmelte sich ein finster aussehender junger Hüne.
    »Darf ich vorstellen, Katja – Einsatzleiter Iwan Bindjushny. Wir beide haben gerade einen Schlachtplan ausgeheckt.«
    Bindjushny drückte ihre Hand so vorsichtig, als sei sie aus Glas.
    »Die Wohnung der Taurage wird observiert«, sagte er und schaute Katja finster und bedeutsam an. »Sie ist in den letzten Tagen nicht aus dem Haus gegangen, nicht einmal Telefonanrufe hat sie beantwortet. Aber heute Mittag kam sie plötzlich zu uns aufs Revier und wollte den Chef sprechen. Hat ihn gebeten, Gasarow zu entlassen, und geschworen, er sei am Tode ihres Bruders unschuldig. Sogar ein Alibi hatte sie sich für ihn zurechtgelegt. Na, wir haben sie freundlich hinauskomplimentiert: Die Ermittlungen dauern noch an. Sie ist nach Moskau zurückgekehrt und durch die Straßen geschlendert. Jetzt ist sie in einer Bar in der Suworow-Straße gelandet und trinkt seit sechs Uhr abends Gin.«
    Egle Taurage saß allein an einem Ecktisch. Die Bar hieß »Cayo Coco«. Ihre Füße hatten sie wie von selbst hergetragen – früher war sie hier oft mit Gasarow gewesen. Und noch früher, vor langer Zeit, war sie hier manchmal als Tänzerin aufgetreten. Bei einer solchen Gelegenheit hatte sie auch Igor Saljutow und seinen jüngeren Bruder Philipp kennen gelernt, die Stammgäste im »Cayo Coco« waren. Manchmal kamen sie zu zweit, manchmal zusammen mit Igors Frau Marina.
    Hier konnte man still in einer Ecke sitzen, brauchte niemandem etwas zu erklären, konnte einfach dem Saxofonisten auf der kleinen Bühne zuhören und trinken, trinken. Gott sei Dank auf Kredit.
    Egle erhob sich und ging unsicher schwankend auf die Theke zu. Der Barkeeper lächelte sie mitfühlend an. Sie bat um einen weiteren Gin Tonic. Da hörte sie hinter sich laute, erregte Stimmen. Egle drehte sich um.
    »Ich hätte das gar nicht tun müssen!«
    »Aber es hat dich ja auch niemand darum gebeten!«
    »Man könnte ja denken, dass nur ich das gewollt hätte!«
    »Ich will überhaupt nichts mehr von dir! Nichts!«
    An einem Tisch gleich neben der Bühne saß ein Pärchen, das offenbar mitten in einer Beziehungsdiskussion steckte. Egle lächelte spöttisch. Ganz so wie wir . . . Wie albern und lächerlich das auf Außenstehende wirkt. Wie dumm . . .
    Der junge Mann war ein richtiger Hüne. Wuchtig, quadratisch. Er erinnerte Egle an die Security-Männer im »Roten Mohn«. Der gleiche Typ, dachte sie. Seine Freundin, eine große junge Frau in einem schwarzen Abendkleid, sah gar nicht übel aus, sehr elegant. Wahrscheinlich hatte sie schon einiges getrunken. Auch wie ich, dachte Egle.
    »Von mir aus hau doch ab!«, schrie das Mädchen so laut und wütend, dass sogar der gleichmütige Barkeeper hinter der Theke zusammenzuckte. »Ich halte dich nicht! Arrivederci!«
    »Dann gehe ich!« Der Mann schob polternd seinen Stuhl zurück.
    »Dann geh doch!« Das Mädchen schlug mit der Faust auf den Tisch. »Und wage es nicht, mich noch einmal anzurufen!«
    »Ich dich anrufen? Du selber wirst noch auf Knien angekrochen kommen, du dumme Gans!«
    »Dreckskerl!«
    Der Mann stand auf, ging zur Theke und bezahlte. Der Barkeeper setzte an, um ihm etwas Tröstliches zu sagen – mach dir keine Sorgen, das kommt schon wieder in Ordnung. Aber der junge Mann winkte nur ab und stürzte zum Ausgang. Als das Mädchen begriff, dass er es ernst meinte, schoss sie augenblicklich von ihrem Stuhl hoch.
    »Wohin willst du? Komm zurück! Hörst du? Komm zurück!«
    Ich verzeihe dir alles, fügte Egle in Gedanken hinzu. Mein Gott, wie dumm sich das alles anhört. Und wie oft haben wir genauso gestritten . . .
    Das Mädchen fiel auf den Stuhl zurück. Egle sah, dass sie sich nur mit Mühe beherrschte, nicht vor lauter Kränkung, Zorn und verletzter Eigenliebe

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