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Das Laecheln der Chimaere

Das Laecheln der Chimaere

Titel: Das Laecheln der Chimaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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Passende auszuwählen. Schließlich war die Aufmachung bei so einer Operation schon der halbe Erfolg! Zuerst landete ein sportliches Outfit auf dem Boden der Tasche (für den Fall, dass sie irgendwo im Grünen, im Schoß der Natur, »improvisieren« musste). Danach packte Katja ein Businesskostüm ein, dann kam die Reihe an ein Abendkleid mit passenden Schuhen. In diesem Moment flammte im Zimmer Licht auf. Krawtschenko war aufgewacht und hatte die Nachttischlampe angeknipst.
    »Aha«, äußerte er bei Katjas Anblick nachdenklich. »Wie darf ich das verstehen? Scheidung und Wiederannahme des Mädchennamens ?«
    »Ich bin plötzlich aufgewacht. . . und konnte nicht wieder einschlafen, und da fiel mir ein, dass so viele Sachen in die Reinigung müssen.« Katja zog rasch den Reißverschluss der Sporttasche zu. »Auch welche von dir. Hab ich dich geweckt? Das tut mir Leid.«
    Krawtschenko wälzte sich auf dem Bett herum und warf die Decke zurück.
    »Was ist denn noch?«, fragte Katja streng. »Wieso guckst du so unzufrieden?«
    »Na weißt du! Da wacht man mitten in der Nacht auf und sieht, wie die eigene Frau heimlich ihre Sachen packt. Und sich auch noch beschwert, wie ich gucke.«
    »Ich hab dir doch erklärt, das kommt alles in die Reinigung.« Katja kehrte ins Bett zurück, schlüpfte unter die Decke und zog Krawtschenko an sich.
    »Wirklich, Katja, wo willst du hin?«
    »Nirgends. Das ist nur eine Maskerade für einen Kriminalfall«, seufzte Katja und schmiegte sich noch enger an die vertraute breite Brust ihres Göttergatten. »Ein Mord. Genauer gesagt schon zwei. Ich soll mir eine der Zeuginnen ansehen.«
    »Mord? Wo?«
    »In einem Spielkasino, es heißt › Roter Mohn ‹ «, erwiderte Katja.
    »Das in der Rubljowka?« Krawtschenko stieß einen Pfiff aus. Offenbar hatte er von diesem Ort schon gehört. »Und was ist das für eine Zeugin?«
    »Die Schwester eines Ermordeten und gleichzeitig die Freundin eines Verdächtigen. Sie verkehrt auch in diesem Kasino. Na, du verstehst, um so eine Frau kennen zu lernen, muss ich entsprechend aussehen, nicht wie irgendeine Landpomeranze.«
    »Da solltest du noch viel mehr in die Tasche stopfen. Wann darf man dich zurück erwarten?«
    »Keine Ahnung, vermutlich wird es länger dauern.« Katja küsste Krawtschenko auf den Hals. »Schlaf, Liebling, es ist noch früh. Mach das Licht aus.«
    Krawtschenko knipste die Lampe aus.
    »Du bist verrückt«, sagte er. »Eine Abenteurerin.«
    Katja tastete im Dunkeln nach seinen Lippen und legte ihm die Hand auf den Mund.
    »Verrückt«, wiederholte er, »und ich bin bekloppt, mir das alles anzuhören und zu erlau. . . Und wage es nicht, mich zu küssen und mir den Mund zuzuhalten, ich bin noch nicht am En. . .«
    Es fiel ihr nicht schwer, weitere freche Bemerkungen zu unterbinden.
    Den folgenden Tag im Büro verbrachte Katja mit Warten. Mal starrte sie das Telefon an, mal sah sie nach ihrer Tasche im Schrank. Jeden Moment konnte er kommen, der Anruf aus der Mordkommission. Die Operation beginnt, man setzt ihr kurz die Lage auseinander, und sie entscheidet, was sie am besten anzieht. Aber es verstrich eine Stunde, eine zweite, eine dritte. Die Mittagspause ging vorüber, es folgten zwei lange, langweilige Stunden – und allmählich wurde Katja böse. Was sollte das heißen! Den ganzen Tag saß sie hier schon wie angeleint und wusste nicht einmal, worauf sie wartete! Dabei hatte sie mehr als genug eigene Arbeit. Womöglich musste diese »Improvisation« erst noch einen Monat in der Mordkommission reifen? Sollte sie dann vielleicht einen ganzen Monat hier neben ihrem Schrank sitzen und warten?
    Der Arbeitstag war zu Ende. Katja setzte sich im verwaisten Büro des Pressezentrums auf eine Fensterbank und starrte trübsinnig auf die verschneite dunkle Nikitski-Gasse und die Fenster des Zoologischen Museums auf der anderen Straßenseite, die eins nach dem anderen verloschen. Er hat mich gebeten zu bleiben, dachte sie, und ich bleibe bis acht. Dann reicht es mir. Schließlich will ich hier nicht übernachten.
    Viertel vor acht begann sie, müde und erbittert, sich langsam anzuziehen. Sie suchte schon nach dem Schlüssel, um das Büro abzuschließen, als plötzlich laut das Telefon schrillte.
    »Katja, guten Abend, ich bin hier unten. Komm rasch runter, wir fahren gleich in eine Bar, in der Egle Taurage sitzt.«
    Katja konnte gar nichts mehr erwidern, Kolossow hatte schon wieder aufgelegt. Sie zog rasch wieder ihren Pelzmantel aus und holte die

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