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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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William.
    Der junge Bruder nickte und wies auf einen schattigen Platz nahe der Kirchenmauer, wo eine alte Ulme stand. „Dort drüben ist es angenehm kühl. Seid willkommen. Ich werde Euch Wasser bringen.“
    Sie gingen zu dem angewiesenen Platz und banden die Pferde an. Isabella durchsuchte die Satteltaschen des Maultieres, bis sie die Vorräte fand. Dann brach sie den letzten Brotlaib in Stücke und verteilte sie an die Reisegesellschaft.
    Robin verspürte keinen Hunger. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Er verkroch sich hinter dem Stamm des Baumes und sah wieder und wieder über den Hof, um nach einem bekannten Gesicht Ausschau zu halten. Jede schwarze Kutte, die vorbeihastete, jagte ihm einen Schauer über den Rücken. In jedem Gesicht glaubte er Bruder Anthony zu erkennen, selbst wenn er dann feststellte, dass es ein großes, breites, von Natur aus freundliches Gesicht war, und keineswegs die hagere, säuerliche Miene seines schlimmsten Peinigers. Er glaubte schon zu fühlen, wie es sein würde, mit Bruder Anthony allein im Schulraum zu sein, wo der ihm erklären würde, was Gott davon hielt, wenn ein Junge seinen Lateinlehrer des Nachts an einen Apfelbaum band und ihn dem Spott seiner Mitbrüder und Schüler auslieferte. Robin schauderte in der warmen Sommerluft. Er hatte Angst. Und die ganze Zeit spürte er Williams forschende Blicke.
    Der Laienbruder und ein älterer Mönch kamen und brachten ihnen Wasser und Hafer. Jonathan begab sich daran, die Pferde zu füttern und zu tränken, und Robin erhob sich widerwillig, um ihm zu helfen.
    William reichte dem Mönch eine Münze. „Für Euer Haus, Bruder. Habt Dank für Eure Gastfreundschaft.“
    Die Münze verschwand augenblicklich. „Habt Ihr noch eine weite Reise, Sir?“, erkundigte der Bruder sich höflich.
    William schüttelte den Kopf. „Canterbury.“
    „Und Ihr kommt von Süden?“
    „Aus Heathfield, Bruder.“
    „So? Das war ein langer Weg. Ich hoffe, die Reise verlief mit Gottes Segen?“
    „Ja, das kann man sagen.“
    „Das ist gut zu hören in diesen gottlosen Zeiten.“ Er nickte ihnen zu und wollte davonschlurfen, und dann fiel ihm noch etwas ein. „Ach, wo Ihr doch von Süden kommt. Ihr habt nicht zufällig einen herumstreunenden Jungen getroffen? Irgendwo zwischen Posset und der Straße?“
    Robin hielt einen Eimer unter den Kopf der Fuchsstute, aus dem sie durstig soff. Er glaubte, seine Finger würden sich öffnen und der Eimer zu Boden poltern, denn alles Gefühl war aus seinen Händen gewichen. Aber nichts passierte. Seine Finger funktionierten weiter.
    „Einen Jungen, Bruder?“, erkundigte William sich interessiert.
    Der Mönch nickte. „Blond und blaue Augen. Er ist zwölf oder dreizehn, aber groß für sein Alter.“ Er stemmte die Fäuste in die Seiten und nickte auf Robins Rücken zu. „So wie dieser, ungefähr.“
    Die Bemerkung war halb eine Frage, und sie hing einen Moment in der stillen Luft.
    Es hat keinen Sinn, dachte Robin hoffnungslos. Es ist aus. Er ließ den Eimer sinken und wandte sich um. Er sah, wie Harold zögerte und dann den Mund öffnete.
    „Das ist unser Pferdeknecht“, sagte Isabella plötzlich in die Stille. Es klang fast beiläufig und ganz natürlich. „Wir haben in Heathfield ein paar Tiere verkauft, darum ist er mitgekommen.“
    Robins Magen zog sich schmerzhaft zusammen.
    Der Mönch nickte arglos und lächelte Robin freundlich zu. „So wie du muss er jedenfalls in etwa aussehen.“
    „Wer ist dieser Junge, nach dem Ihr fragt?“, erkundigte sich William wie aus purer Höflichkeit.
    Der alte Bruder seufzte. „Ein Klosterschüler aus St. Thomas. Das ist eine Abtei nicht weit von Posset. Ein großes Haus mit einem Internat. Er ist weggelaufen, nachdem er erfahren hat, dass sein Vater tot ist. Jetzt streift er irgendwo da draußen herum, ganz allein, armes Lamm.“
    „Und wie ist sein Name?“
    „Robert of Waringham, Sir.“
    William war für einen Moment sprachlos. Dann trank er einen Schluck aus seinem Becher und sagte: „Nun, wenn er der Sohn des Earl ist, wird sich jemand um ihn kümmern, sobald er nach Hause kommt. Wer weiß, vielleicht werden sie ihn sogar nach St. Thomas zurückschicken.“
    Der alte Bruder schüttelte traurig den Kopf. „Das ist es ja gerade. Sein Vater war in Ungnade. Wie ich gehört habe, hat er sich aufgehängt, drüben in Frankreich, nachdem er des Verrats überführt wurde. Niemand wird sich um den Jungen kümmern. Niemand außer Gott.“
    Sie waren auf dem Weg

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