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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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denke nicht, dass das etwas ändert für mich, Sir. Waringham ist der Ort, wo ich sein will. Wer mich zwingt, dort zu bleiben, tut mir keinen Zwang an, wenn Ihr versteht, was ich meine.“
    „Das sagst du jetzt, weil du ein Junge bist.“
    „Und wo läge der Unterschied, wenn ich zurück nach St. Thomas ginge oder Lehrling eines Tuchhändlers würde, könnt Ihr mir das sagen? Könnte ich dann gehen, wohin ich will?“
    „Nein, zu Anfang vielleicht nicht. Als Lehrling hättest du auch eine Dienstpflicht. Aber du wärst im Prinzip immer noch ein freier Mann.“
    „Später. Irgendwann einmal.“
    „Robin …“
    „Ich will kein Tuchhändler werden, Sir. Und auch kein Mönch. Und wo immer Ihr mich auch einsperrt, werde ich weglaufen, wann immer ich kann.“
    „Wenn du aus Waringham wegläufst, werden sie dich zurückholen und bestrafen. Und wenn du wieder wegläufst, wirst du gesetzlos. So wie die Männer, die dich im Wald überfallen haben.“
    Robin nickte. Das hatte er jetzt verstanden. „Das Risiko gehe ich ein.“
    William schüttelte unglücklich den Kopf. „Du bist zu jung, um das zu entscheiden.“
    „Es ist aber sonst niemand da, um für mich zu entscheiden. Ihr habt kein Recht dazu, Sir.“
    Es war einen Augenblick still.
    „Er hat recht, William“, sagte Isabella.
    William plagten Zweifel. Er hatte das Gefühl, dass jede Entscheidung ein Fehler sein würde. „Warum, Robin? Warum willst du unbedingt nach Waringham? Was denkst du, das du dort finden wirst?“
    Robin dachte darüber nach. Es war ein starkes Gefühl gewesen, das ihn dorthin trieb, aber er hatte sich nicht gefragt, warum.
    „Wie lange warst du im Kloster?“, wollte William wissen.
    „Fünf Jahre.“
    „Und zwischendurch? Warst du oft zuhause?“
    Der Junge schüttelte den Kopf. „Nur zur Beerdigung meiner Mutter und meiner Geschwister.“
    William hob ratlos die Hände. „Also was ist es? Du kannst keine so starke Erinnerung haben, die dich daran bindet. Du warst noch ein kleiner Junge, als du von dort weggingst. Und das Haus, in dem du geboren wurdest, gehört jetzt anderen. Du kennst dort doch niemanden.“
    „Nein. Das ist wahr. Aber ich habe das Gefühl, dass ich dorthin gehöre. Es ist das Einzige, was ich noch habe.“

Waringham, September 1360
    Es wurde schon Abend, als Robin ankam. Als er aus dem Wald trat, schien ihm die tiefstehende, rote Sonne direkt ins Gesicht. Langsam ging er den abschüssigen Pfad zwischen den Weiden entlang und sah auf den Ort im Tal hinunter. Was für ein schönes Dorf Waringham doch war, dachte er voll unerwartetem Stolz, so ganz anders als Curn. In seiner Mitte befand sich die bescheidene, aber ordentlich gebaute Holzkirche, die, wie er anerkennend feststellte, seit seinem letzten Besuch nicht abgebrannt zu sein schien. Neben der Kirche war der baumbestandene Dorfplatz mit dem alten Pranger mitten darauf, glücklicherweise unbesetzt, und ringsherum erhoben sich die Häuser der Bauern, mit ihren Schuppen und Ställen und ihren Gemüsegärten, größere Häuser in großzügigen Gärten und kleine Häuser in winzigen Gärten, je nach Wohlstand der Bauernfamilien verschieden. Einige der Häuser lagen still und verlassen, in anderen tummelte sich Leben; Kinder spielten unter den Obstbäumen, Frauen hingen Wäsche auf. Am Dorfrand, ein bisschen außerhalb, standen noch zwei weitere Häuser: die Schmiede und die Mühle. Beide lagen direkt am Tain, der jetzt still und gemächlich durch sein schmales Bett floss. Die Sonne spiegelte sich fast golden auf seiner Oberfläche. Rings um das Dorf erhoben sich Hügel, seicht und wellig, über die sich die Felder erstreckten. Mit Furchen waren sie in schmale Streifen unterteilt, von denen die meisten Bauern drei, manche auch mehrere und wieder andere nur einen bewirtschafteten. Jetzt, nach der Ernte, hatten die Schäfer die Herden auf die Stoppelfelder getrieben, nicht so sehr, weil sie besonders gutes Futter boten, sondern damit die Felder gedüngt wurden. Etwas abgelegen auf der rechten Seite, auf der höchsten Anhöhe, stand Waringham Castle.
    Robin hatte William mit Isabellas Hilfe zuletzt doch noch überzeugen können. Fast schweigend, aber einvernehmlich hatten sie das letzte Stück ihres gemeinsamen Weges zurückgelegt. Wo der Pfad durch den Wald nach Waringham abzweigte, hatten sie sich verabschiedet. Robin hatte erst Harold und Jonathan die Hand geschüttelt, dann war er zu William und Isabella gegangen. Er spürte keine Befangenheit mehr. Er sah sie

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