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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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Stuten waren in zwei gegenüberliegenden Reihen niedriger Boxen untergebracht, zwischen denen eine breite Gasse hindurchführte. Dahinter war wieder ein kleiner Hof, und erst dann kamen die Hengste. Das musste so sein. Wenn sie zu nahe beieinander untergebracht waren, gab es nie Ruhe.
    Robin spähte durch die erste Stalltür zu seiner Rechten. Nur die untere Hälfte der zweigeteilten Tür war fest verschlossen, der Riegel sicher in den Boden gerammt. Drinnen war es dämmrig, und es dauerte einen Augenblick, bis der Junge die zierliche Stute entdeckte. Sie war fast eins mit den Schatten, ihr Fell nahezu schwarz. Als sie Robin wahrnahm, kam sie näher, streckte neugierig den Kopf vor und sah ihn hoffnungsvoll an.
    Er strich über ihre Nüstern und schüttelte bedauernd den Kopf. „Tut mir leid, Schönste. Ich hab nichts, was ich dir anbieten könnte.“
    Sie blieb trotzdem und ließ sich gnädig von ihm streicheln. Sie hatte einen edlen, irgendwie adligen Kopf. Ihre Schultern waren kompakt und muskulös. Robin betrachtete sie bewundernd. „Du hast die richtige Statur, was? Ich wette, all deine Söhne sind mächtige Schlachtrösser.“
    Sie schnaubte und nickte. Robin lachte leise. Manchmal kam es ihm vor, als würden sie ihn tatsächlich verstehen. Der heilige Franziskus von Assisi fiel ihm ein. Hieß es nicht, dass er mit den Tieren sprechen konnte? Dann dachte er schuldbewusst an seinen langen Sündenkatalog und kam seufzend zu dem Schluss, dass es nicht viel gab, das der heilige Franziskus und er gemeinsam hatten. Außer der Sache mit den Tieren, natürlich , flüstere eine verwegene Stimme in seinem Kopf, und er grinste.
    Dann endlich erwachten die Stallungen zum Leben. Aus einiger Entfernung hörte Robin Stimmen, wenigstens zwei Männerstimmen, die aufgeregt zu rufen schienen. Anfangs konnte er nichts verstehen, und dann hörte er noch ein zweites Geräusch: den rasenden, ungleichmäßigen Hufschlag eines durchgegangenen Pferdes. Es kam auf ihn zu und es klang genauso, wie die Hufe von Williams Wallach sich an diesem Morgen angehört hatten: wild und ganz und gar halsbrecherisch.
    Die Stute witterte Unheil und zog sich an die entlegene Wand ihrer Box zurück. Robin sah in die Richtung, aus der der Lärm kam. Jetzt konnte er verstehen, was die Männer riefen. Er war nicht sonderlich überrascht.
    „Bleib stehen, du hinterhältige Missgeburt!“
    „Du wirst dir die Knochen brechen, du nichtsnutziges Stück Schweinefutter!“
    Robin schüttelte missbilligend den Kopf. Wenn sie so brüllten, würden sie ihren Flüchtling nur immer weiter treiben. Und wenn er an eines der Gatter kam und in Panik versuchte überzusetzen, würde er sich tatsächlich die Knochen brechen. Robin konnte den Hufschlag jetzt besser hören; er klang dumpf, unbeschlagen. Dann kam das Pferd in Sicht, ein dunkler Jährling, fast noch ein Fohlen. Seine Ohren waren flach an den Kopf angelegt, in seinen Augen nur das Weiße zu sehen. Er trug ein Halfter, von dem ein kurzes Seil herabflatterte. Am entlegenen Ende der Boxenreihe machte er ein paar bockige Sprünge, wandte sich der Gasse zu und raste hindurch. Robin stieß sich langsam von der Stalltür ab und stellte sich ihm in den Weg.
    Die Verfolger kamen an der Öffnung zur Gasse an und bogen ein. Sie brüllten immer noch. Als sie Robin entdeckten, hielten sie abrupt an. Robin warf ihnen nur einen einzigen Blick zu. Er erkannte drei Männer in dunklen Hosen und dreckverkrusteten Stiefeln. Der älteste war dick und hatte einen gewaltigen Bart. Robin hielt sich nicht mit ihnen auf, sondern richtete seinen Blick wieder auf den Jährling, der den halben Weg zu ihm bereits zurückgelegt hatte. Sein Tempo hatte sich nicht verringert, schien im Gegenteil mit seinem Herannahen noch zuzunehmen.
    „Geh aus dem Weg, Junge“, rief der mit dem Bart. „Sei nicht verrückt, er wird dich einfach umrennen!“
    Nein, dachte Robin ruhig, das wirst du nicht. Du wirst stehenbleiben. Hier bei mir. Wenn ich es will. Er streckte die linke Hand aus.
    „Junge, um Himmels willen, verschwinde da!“ Die Stimme des Mannes klang hoch und alarmiert.
    Robin hörte ihn nicht. Er konzentrierte sich nur auf das Pferd, das kaum mehr dreißig Ellen entfernt war und immer noch nicht langsamer wurde, lenkte all seine Gedanken darauf. Es ist gut. Du brauchst keine Angst zu haben. Etwas hat dich erschreckt, aber alles ist wieder in Ordnung. Bleib stehen. Bleib stehen.
    „Junge!“, jammerte die Stimme verzweifelt. „Spring zur

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