Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
Haufen Probleme.“
Der Junge sah ihn aufmerksam an. „Ich bin froh, dass du nicht sagst: ‘Es wird schon nichts passieren.’ Wirklich froh.“
„Warum fürchtest du dich so?“
Harry antwortete nicht. Raymond ließ ihn zufrieden, nahm zwei Sättel und Zaumzeuge von den Haken an der Wand und ging vor zu ihren Pferden. Ein Stallbursche eilte auf ihn zu. „Soll ich sie satteln, Sir?“
„Nein, Lass nur, Piers, das mach ich schon selbst.“
Piers war nicht verwundert. Wenn Raymond der Hafer stach, half er ihnen sogar beim Misten. Er sattelte erst Harrys Pferd, dann sein eigenes und führte sie hinaus in die Dämmerung.
„Wenn wir weit reiten, verpassen wir das Essen“, bemerkte Harry.
Raymond saß auf. „Dein Vater wird denken, dass du reumütig fastest, und stolz auf dich sein. Komm schon.“
Sie ritten an Feldern entlang, auf denen das Korn schon reif und gelb stand, und kamen bald in den Schatten des Waldes. An gewohnter Stelle begannen sie ihr Rennen; eine hindernisreiche Strecke mit umgestürzten Bäumen und einem brombeerbewachsenen Graben, den es um jeden Preis zu überspringen galt. Der Parcours endete auf einer weiten Lichtung. Raymond schlug Harry knapp.
Am Rand der Lichtung saß er ab und band sein Pferd an einer jungen Birke fest.
Harry folgte seinem Beispiel. Er war ein bisschen außer Atem. „Warum bist du immer schneller als ich?“
„Weil ich die Kräfte meines Pferdes besser einteile.“
„Wie machst du das?“
„Es ist Erfahrung.“
Raymond war sich kaum bewusst, dass er log. Es war ja wirklich eine Art Erfahrung. Wenn auch auf einer Wahrnehmungsebene, die Robin of Waringham und zweien seiner Kinder vorbehalten schien. Bei Raymond hatte sich die Gabe erst gezeigt, nachdem Isabella geboren war, er war schon zehn gewesen. Als er sich, zu Tode erschrocken, seinem Vater anvertraute, hatte der ihn umarmt und ihm die Sache erklärt. Und er hatte ihm auch erklärt, warum es wichtig war, es vor der Welt zu verbergen.
„Und was machen wir jetzt?“, erkundigte sich Harry.
„Ein Feuer. Los, sammel Holz.“
Der Junge folgte widerspruchslos und brachte selbst das Feuer in Gang. Raymond hatte ihm beigebracht, wie man mit einem Feuerstein umging. Schließlich saßen sie nebeneinander auf ihren Mänteln, während es um sie herum dunkel wurde. Raymond packte aus, was noch an Proviant in seinen Satteltaschen war. Ein bisschen hartes Brot, getrocknetes Fleisch, ein kleiner Krug wässriger Wein.
„Hier, Mylord. Soldatenkost.“
Harry nahm einen Streifen Fleisch, befingerte ihn abwesend, aß aber nicht. „Vor ein paar Tagen, kurz nachdem ihr nach Hause geritten wart, war ich mit meinem Vater in Lancashire“, sagte er unvermittelt. „Vater hat für Großvater ein paar Dinge in Lancaster erledigt. Auf dem Rückweg haben wir in Fernbrook haltgemacht.“
„Ah ja?“
Harry sah auf. „Du bist da geboren, oder?“
Raymond schüttelte den Kopf. „Edward. Ich nicht. Ich bin mitten im Wald unter einer uralten Eiche geboren. Deswegen bin ich so ein wilder Geselle, sagt mein alter Herr.“
Harry lächelte schwach, wurde aber gleich wieder ernst. „Wir haben deine Schwester besucht.“
Raymond nickte. Er wusste schon lange, wie Lord Henry zu Anne stand. Auf eigentümliche Weise hatte es ihm immer geschmeichelt.
„War sie dir unheimlich?“, fragte er grinsend.
Harry zögerte. „Zuerst nicht. Sie war sehr freundlich. Nach dem Essen bin ich mit Isaac und ihren Söhnen ins Gestüt gegangen, und sie haben mir alles gezeigt. Es war herrlich, ich wäre am liebsten dort geblieben. Dann kamen wir zu diesem Jährling, und er sah krank aus, das Fell war schweißnass, und er hatte Schaum vor dem Maul. Isaac sagte, irgendwer solle laufen und Anne holen. Ich bin gegangen, ich dachte, es würde sowieso bald Zeit zum Aufbruch. Als ich ins Haus kam, hörte ich sie in der Halle. Und Anne sagte: ‘Ich weiß nicht, was es bedeutet. Du musst dir selbst einen Reim darauf machen. Ich weiß nur, dass es so kommen wird. Und ich wollte, dass du es weißt, damit du vorbereitet sein kannst und …’ Sie sprach nicht weiter, als sie mich an der Tür entdeckte. Sie sah mich an, und ich dachte einen Moment, sie würde weinen. Auf dem Rückweg war mein Vater sehr still. Ich hab ihn gefragt, worüber sie gesprochen hätten, aber er hat nicht geantwortet. Und ich glaube, er hatte Angst, Raymond. Ich könnte schwören, es war so. Da wurde mir die Sache unheimlich. Ich bekam auch Angst. Und sie weicht nicht mehr von
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