Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
Vom Netzwerk:
immerzu auf deine Stiefelspitzen, wie dein Vater in deinem Alter“, murmelte Lancaster.
    „Also wirklich, Vater …“, protestierte Henry.
    Harry biss sich auf die Lippen. „Wird der König ihn verhaften, Großvater?“
    „Nein, mein Junge.“
    „Aber die Männer haben es gesagt.“
    „Um dir einen Schreck einzujagen. Und du bist auf sie hereingefallen.“
    „Oh …“ Harry war beschämt und wütend zugleich.
    Lancaster fuhr ihm lächelnd über den wilden Lockenkopf. „Der König hat keinen Grund, deinem Vater zu grollen. Oder bist du anderer Ansicht?“
    „Nein. Wir sind der Krone immer treu gewesen.“
    „Da siehst du’s.“
    „Hoffentlich vergisst der König es nicht.“
    Lancaster hob kurz die Schultern. „Wir werden ihn schon daran erinnern.“
    „Hm. Ja, ich schätze, das werdet Ihr, Großvater.“
    „Und ich glaube, es wäre ratsam, du und Raymond würdet euch jetzt zurückziehen. Ehe dein Vater auf die Idee verfällt, euch ohne Essen ins Bett zu schicken.“
    Harry schnitt eine freche Grimasse und lachte. Seine Erleichterung machte ihn verwegen. „Wahrscheinlich kann ich froh sein, wenn ich so billig davonkomme.“
    „Ja, das glaube ich auch.“ Henrys Stimme klang wie fernes Donnergrollen, aber niemand, der den Glanz in seinen Augen und den liebevollen Blick sah, mit dem er den Rücken seines Sohnes betrachtete, konnte ihn sonderlich ernst nehmen.
    Harry trat ein paar Schritte zurück und verneigte sich wiederum. Vor seinem Vater schlug er die Augen nieder. „Verzeiht die Störung.“
    „Diese und wie viele noch?“
    Der Junge seufzte tief. Er ließ sich lieber auf keine Prognose ein. „Ich hatte … Angst. Und darum habe ich völlig vergessen, was sich gehört und was nicht.“
    Henry schmolz. „Na ja, ich denke, alles in allem bin ich froh, dass du um mein Wohlergehen besorgt bist. Und jetzt befolge den weisen Rat deines Großvaters und verschwinde.“
    Harry ging zu Raymond zurück, und gemeinsam verließen sie den Raum.
    „Wärmsten Dank, Mylord. Das hast du wirklich wieder mal fabelhaft hingekriegt, du kleiner Satansbraten …“, schalt Raymond auf der Treppe.
    „Oh, jetzt fang du nicht auch noch an! Du … du hast doch überhaupt keine Ahnung, wie das ist, wenn sie sagen, ‘Der König lässt deinen Vater verhaften’! Ich dachte, die Welt stürzt ein!“
    Raymond wusste nur zu gut, wie das war. Aber das sagte er nicht. „Jedenfalls hast du uns mit deinem Hitzkopf schön in Schwierigkeiten gebracht.“
    „Wie zur Hölle soll man an Etikette denken, wenn man einen solchen Schreck kriegt?“
    Raymond zog ihn an den Haaren. „Du sollst nicht fluchen. Und auf deine Frage habe ich keine Antwort.“
    Er dachte oft, dass es keine gute Idee von Lord Henry war, ausgerechnet ihn so oft mit Harrys Betreuung zu beehren. Edward oder Mortimer hätten sich weitaus besser geeignet; beide waren die reinsten Lehrbeispiele in Selbstbeherrschung. Er selbst entdeckte sich immerzu wieder in dem impulsiven Jungen. Harry würde bald zehn werden. Er war groß, kräftig und wirkte kerngesund, obgleich er im Sommer manchmal an zehrenden Fieberanfällen litt. Man konnte schon heute sehen, dass er ein herausragender Ritter wie sein Vater werden würde. Er liebte alle Disziplinen der Waffenkunst und die Jagd; er war ein hervorragender Reiter. Er mochte auch die weniger adligen Formen des Zeitvertreibs, wie beispielsweise das Fischen, und wie die meisten Männer seiner Familie hatte er ein ausgeprägtes musikalisches Gespür und spielte die Harfe. Weitaus weniger hingegen liebte er seine Lateinstunden und jeden Unterricht, der mit Büchern einherging. Obwohl er sich so bemühte, Freude daran zu finden. Er wusste, dass ein wirklich feiner Edelmann gebildet sein musste. Und das wollte er einmal werden, ein wirklich feiner Edelmann, genau wie sein Vater. Er war fest entschlossen. Darum bekümmerte ihn sein Mangel an Lerneifer, und er war nie mit seinen Fortschritten zufrieden. Manchmal holte Raymond ihn mittags aus der Studierstube ab und fand ihn bleich und niedergeschlagen. Und er erinnerte sich so gut daran, wie es war, diesen eulenhaften Bücheranbetern ausgeliefert zu sein, wie bedrohlich einem die dicken Wälzer erschienen, weil man ja genau wusste, dass man alles, einfach alles lernen musste, was darin stand, ganz gleich, was es kostete.
    Also dachte er sich irgendetwas aus, um sie beide auf andere Gedanken zu bringen. Er nutzte seine hervorragenden Beziehungen zum Küchenpersonal, um Harry einen

Weitere Kostenlose Bücher