Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
lachte leise. „Ich glaube nicht, dass er wütend auf dich war. Eher besorgt.“
„Wer hier im Moment nicht besorgt ist, muss beschränkt sein.“
„Ja. Raymond, was in aller Welt werden wir tun, wenn der König sich auch gegen Lord Henry stellt?“
„Lieber Himmel, jeder fragt mich das heute. Woher soll ich das wissen?“
„Hm. Ich denke, ich könnte einfach Margery heiraten, wir könnten uns auf das kleine Gut zurückziehen, das dein Vater mir großzügigerweise von meinem Eigentum überlassen hat, und in aller Ruhe Schafe züchten.“
Raymond grinste vor sich hin. „Das möchte ich sehen …“
Auf Mortimers Provokation ging er nicht ein. Das hatte er schon vor Jahren aufgegeben. Er nahm sie kaum noch zur Kenntnis. Und wenn er gelegentlich darüber nachdachte, wie es in seinem Ziehbruder wohl aussah, kam er immer zu dem Schluss, dass Mortimer zufriedener war, als er jemals eingestehen würde.
„Und warum nicht?“
Raymond gähnte. „Du würdest eingehen vor Langeweile.“
„Nein. Ich würde mir eine Bibliothek anschaffen und lesen. Vielleicht sogar selber mal eine Geschichte aufschreiben. Warum nicht?“
„Tja, wenn du meinst, dass es das ist, was du willst. Trotzdem hoffe ich, dass du noch eine Weile damit warten musst.“
„Ja“, stimmte Mortimer leise zu. „Eigentlich hoffe ich das auch.“
„Hast du inzwischen mal mit Vater über Margery geredet?“
„Wozu? Er sagt ja doch nein. Vermutlich müssen wir durchbrennen.“
„Mortimer“, murmelte Raymond seufzend, „ich wünschte, du würdest die Dinge nur einmal so sehen, wie sie wirklich sind.“
Nottingham, August 1397
Drei Wochen später versammelten sich der König, der Kronrat und die Lords, die die Anklage führen sollten, in Nottingham Castle. Auf ausdrücklichen Wunsch des Königs führte Henry eine Schar von fünfhundert Bewaffneten mit sich, die Richards zusätzlichem Schutz dienen sollten. In Wirklichkeit brauchte der König keinen zusätzlichen Schutz. Die Männer seiner Garde waren berühmt für ihre Waffenkunst und ihre bedingungslose Ergebenheit. Es war eine Geste des Königs, die aller Welt zeigte, dass Henry nach wie vor sein Vertrauen genoss. Alle atmeten auf. Alle außer Henry. Er traute der Sache nicht.
Lancasters Bruder Edmund, der Duke of York, war mit seinen Söhnen ebenfalls nach Nottingham gekommen. Für gewöhnlich kümmerte er sich nicht viel um Politik, aber das hier war schließlich eine Familienangelegenheit. Als der König vor dem Rat eröffnete, ihm sei glaubhaft nachgewiesen worden, Gloucester habe wieder einmal geplant, ihn zu stürzen und sich der Krone zu bemächtigen, erklärten Lancaster und York, dass ihm das niemals hätte gelingen können. „Ich kann nicht glauben, Sire, dass der Duke of Gloucester ein Verräter sein soll“, fügte Lancaster hinzu. „Denn er ist mein Bruder und der Bruder Eures Vaters. Aber sollte ich mich irren, sollte er tatsächlich schuldig sein, dann enden für mich alle familiären Bande, und ohne Trauer werde ich als Hoher Steward des Reiches über den Mann richten, der einmal mein Bruder war.“
„War das dein Ernst?“, erkundigte sich der Duke of York unsicher, als sie wenig später allein mit Robin und Henry in einem kleinen Privatgemach saßen.
Lancaster lächelte schwach. „Würdest du mir das zutrauen? Dass ich meinen eigenen Bruder den Wölfen vorwerfe?“
„Nein.“ York schüttelte entschieden den Kopf.
„Nein. Das beruhigt mich.“
„Aber was wirst du tun, wenn Thomas schuldig ist?“
„Er ist schuldig, davon kannst du getrost ausgehen. Schon seit zehn Jahren ist er das.“
„Aber …“
Lancaster unterdrückte ein Seufzen. Wie so oft schien es ihn Mühe zu kosten, mit seinem schwerfälligen Bruder Geduld zu haben. „Sieh mal, Edmund: Thomas hat den Bogen überspannt. Er schadet England. Darum muss ihm Einhalt geboten werden. Aber er ist unser Bruder. Und ganz gleich, was ich vorhin gesagt habe, der König weiß genau, dass du und ich ihm niemals verzeihen würden, wenn er ihn hinrichten ließe. Dafür reichen auch die Beweise nicht aus. Also wird er Thomas sein Herzogtum und sein Vermögen wegnehmen – ich denke, um das Geld geht es dem König vor allem – und wird ihn ein paar Jahre verbannen. Thomas wird irgendwo im öden Flandern ausharren müssen und von deiner und meiner Mildtätigkeit abhängig sein. Und genau so wollen wir ihn haben. Zahm.“
Yorks Gesicht hellte sich auf. „Du hast recht. Es wäre ein Segen, wenn er mir
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