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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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dein Vater. Hör mal, irgendwo in meinem Plunder ist ein kleiner Krug Öl. Lass es uns damit probieren. Wenn wir es in die Scheide träufeln …“
    „Kannst du mir das verzeihen?“
    Raymond atmete versuchsweise tief durch. Natürlich würde er ihm verzeihen, das tat er schließlich immer. Solche Dinge kamen ja auch nicht oft vor. Nichts Vergleichbares war seit Jahren passiert. Aber wenn es passierte, erschütterte es sie beide, und tagelang beäugten sie sich misstrauisch, wie zwei streunende Katzen.
    „Lass es uns vergessen.“
    Raymond rollte sich in seine Decke, legte sich hin und schloss die Augen. Eine Weile hörte er Mortimer noch die Satteltaschen durchforsten, aber er schlief schnell ein.
    Mortimer fand das Öl. Er kehrte damit zum Feuer zurück, setzte sich und zog das Schwert auf seinen Schoß. Er entkorkte den kleinen Krug, träufelte Öl auf die Spitze seines Dolches und versuchte, sie zwischen Schwert und Scheide zu stecken. Das machte er stundenlang, unermüdlich, als habe er keinen Gewaltritt hinter sich. Endlich wurden seine Mühen belohnt. Erst ließ das Schwert sich ein wenig hin und her bewegen, schließlich kam es knirschend aus der Scheide. Mortimer betrachtete die rostige Klinge im schwachen Licht des heruntergebrannten Feuers. Dann ölte er sie sorgsam ein und steckte sie zurück in die kostbare Scheide. Mitsamt dem Schwert seines Vaters hüllte er sich in seine Decke, presste es an sich und weinte sich in den Schlaf.
    Am nächsten Tag machte Raymond eine unliebsame Entdeckung: Er war ebenso wenig seetauglich wie sein Vater. Das Wetter war warm und sonnig, der Kanal ruhig, aber er fühlte sich sterbenselend. Als sie in Calais an Land gingen, hatte er weiche Knie, und es kam ihm so vor, als schwankte der Boden unter seinen Füßen.
    „Und was nun?“, fragte er und wischte sich einen dünnen Schweißfilm von der Stirn.
    „Hm. Wird Zeit, dass wir Pläne machen.“
    Mortimer war nicht seekrank geworden, aber er sah auch nicht gut aus. Unter seinen Augen lagen Schatten. Und er mied Raymonds Blick.
    Raymond führte die Pferde vom Hafen weg auf die Stadt zu. „Wir müssen einen Mietstall finden und zwei von den Tieren unterstellen. Es könnte Verdacht erregen, wenn arme Knappen wie wir mit vier erstklassigen Pferden auf die Burg kommen.“
    „Ja, das Letzte, was wir wollen, ist Aufmerksamkeit erregen.“
    „Und wir suchen uns einen Schmied. Er soll dein Schwert auf Vordermann bringen, während wir hier unseren Auftrag erledigen.“
    Es widerstrebte Mortimer, sein kostbares Fundstück aus der Hand zu geben. Aber Raymond hatte natürlich recht. Im Moment war es nur ein Relikt. Ein guter Schmied würde es wieder in die exzellente Waffe verwandeln, die es einmal gewesen war. Und gerade jetzt hatte Mortimer das Geld, einen Schmied zu bezahlen. Ihre Überfahrt war nicht teuer gewesen, sie hatten noch fast alles, was Robin ihnen gegeben hatte.
    „Also gut. Einverstanden. Dann suchen wir ein Gasthaus, falls es so was auf dem Kontinent gibt, essen und überlegen, wie wir vorgehen wollen.“
    Sie kannten Mowbray vom Sehen. In den ersten Jahren, die sie in Lord Henrys Haushalt verbracht hatten, war der Earl ein fast so häufiger Gast wie Hotspur Percy gewesen, obschon es Raymond immer so vorgekommen war, als freue Lord Henry sich über Hotspurs Besuche weitaus mehr.
    Die Wachen am Tor der Burg waren nicht gerade höflich zu ihnen, doch als Mortimer die Namen Lancaster und Derby erwähnte, kam Bewegung in die Sache. Der wachhabende Offizier erkundigte sich nach ihrem Auftrag und führte sie wenig später in einen Raum neben der großen Halle, wo der Befehlshaber von Calais Gäste und Boten empfing. Der Raum war schmucklos und trist, keine Teppiche an den Mauern, ungepolsterte Holzstühle, ein leerer, blankgescheuerten Tisch. Die schmalen Fensterluken zeigten auf den Hafen.
    Sie mussten eine ganze Weile warten, aber schließlich öffnete sich die Tür schwungvoll, und Mowbray trat ein, rotwangig und bartlos wie früher.
    Sie verneigten sich höflich.
    Mowbray trat auf die andere Seite des Tisches und lächelte ihnen zu. „Nun, Gentlemen?“
    Mortimer und Raymond wechselten einen kurzen Blick, und wie verabredet ergriff Raymond das Wort. „Wir kommen im Auftrage des Duke of Lancaster und des Earl of Derby, Mylord. Und wir bitten ergeben um eine Unterredung mit dem Duke of Gloucester.“
    Mowbray lächelte unbeirrt weiter. „Und Eure Namen, Sirs?“
    „Raymond Waringham und Mortimer

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