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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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es schien ihm, als habe er einen Knoten in der Zunge. Er brachte kein Wort heraus. Wie schrecklich diese Geschichte für das arme Wesen sein musste.
    Das “arme Wesen“ trug es mit Fassung. „Hattet Ihr eine gute Reise, Sirs?“
    „Danke, Madam, es ging reibungslos“, antwortete Mortimer nickend. „Es ist ja im Grunde nicht weit. Nur mein Freund hier verträgt keine Seereisen.“
    Sie sah Raymond mitfühlend an. „Oh, ich weiß, wie das ist. Irrsinnig komisch für alle, die nicht darunter leiden. Und so unaussprechlich für die, die es trifft. Man glaubt, man müsse sterben. Man ist todkrank, von nichts als nur Bewegung.“
    Raymond lächelte verlegen. „Ihr habt ja so recht, Madam.“
    „Hier, mein lieber Waringham, nehmt einen Schluck Wein. Ihr müsst zusehen, dass Ihr wieder zu Kräften kommt.“
    Nach kürzester Zeit hatte Raymond die schäbige Halle mit all den schrägen Figuren völlig vergessen. Er war fasziniert von Lady Mowbray. Er sah unverwandt auf ihren Mund: Rot und eine Spur zu breit, und wenn sie lachte, bildeten sich winzige Grübchen in ihren Mundwinkeln. Wann immer sie Mortimer ansah, gestattete Raymond sich, den Rest von ihr zu betrachten. Sie trug ein tief ausgeschnittenes, hellblaues Kleid. Er konnte beinah die Höfe ihrer Brustwarzen erahnen, sobald sie sich nur ein klein wenig vorbeugte. Raymond unterdrückte ein Seufzen und fragte sich, ob es nur Einbildung war, dass sie ihm unter gesenkten Lidern hervor wissende, verheißungsvolle Blicke zuwarf. Vermutlich war es Einbildung. Was denn sonst.
    Er trank zu viel. Er merkte es, aber er konnte nichts dagegen tun. Sie füllte seinen Becher immer wieder, und wenn sie sich ihm zu dem Zweck zuwandte, hätte er nur die Hand ausstrecken müssen, um ihren Hals oder den Ansatz ihrer Brust zu berühren. Und von Becher zu Becher schien sie ihm näher zu kommen.
    Die Stimmung wurde angeregt. Mowbray lachte viel und laut, sogar Mortimer lachte zweimal. Raymond hatte keine Ahnung, worüber. Er war nicht mehr in der Lage, der Unterhaltung zu folgen. Er schüttelte den Kopf, ärgerlich über seinen Zustand.
    „Ich glaube, ich sollte mich besser zurückziehen.“
    „Oh, aber warum denn schon“, widersprach Mowbray.
    Raymond lächelte dümmlich. „Ich bin betrunken, Sir.“
    „Na und, das bin ich auch.“
    „Und ich erst“, murmelte Mortimer. Raymond sah, dass sein Ziehbruder sich an der Tischkante festhielt. Keine gute Idee, dachte er vage. Die Tische waren wie in den meisten Hallen lose Bretter auf Stützen. Wenn man sich daran festhielt, segelte man für gewöhnlich mitsamt der Tischplatte zu Boden. Und erregte allgemeine Heiterkeit.
    Er erhob sich vorsichtig. Es ging besser, als er gedacht hatte. „Vielen Dank, Sir, Madam. Gute Nacht.“
    „Oh nein, Waringham, einen Becher müsst ihr noch trinken“, widersprach Lady Mowbray. Sie hielt einen neuen Krug in der Hand.
    Er schwankte. Zu gerne hätte er noch einmal das Schauspiel ausgekostet, das sich ihm bot, wenn sie ihm nachschenkte. Aber er wusste, es war keine gute Idee.
    „Nein, wirklich nicht, Madam. Vielen Dank.“
    Ohne große Mühe verließ er die Halle. Draußen war die Luft lau und frisch. Er atmete tief durch. Ziellos schlenderte er über den Burghof. Er konnte die See riechen. So krank sie ihn auch gemacht hatte, er mochte den Geruch nach Salz und Tang. Er sog ihn tief ein, es schien, als mache er ihn nüchtern.
    Vor der Tür zum Turm fing sie ihn ab.
    „Komm her, Raymond.“
    „Was?“ Er trat verwundert näher. „Lady Mowbray … was tut Ihr hier?“
    Sie lachte leise. „Komm. Wir müssen uns beeilen. Ich muss gleich zurück.“
    Sie lehnte an der Mauer im Schatten des Turms. Aber er konnte sie schwach erkennen. Sie hatte ihr Kleid aufgeschnürt, und jetzt sah er, was er eben nur hatte ahnen können.
    „Komm schon her, Bengel“, murmelte sie. Sie raffte die Röcke.
    Raymond schluckte trocken. Ihm war unglaublich heiß. So etwas hatte er noch nie getan. Er wusste, dass die anderen Knappen die verrücktesten Sachen von ihm erzählten, aber im Grunde irrten sie sich alle. Vielleicht lag es daran, dass er sich fortwährend unsterblich verliebte. Oft in verheiratete Frauen, älter als er. Und manchmal hatte er Glück. Vor allem, wenn Lancasters Haushalt sich mit dem von Lord Henry vermischte. Bei Henry ging es eher sittenstreng zu, aber Lancaster hatte alles mögliche seltsame Volk in seinem Gefolge. Raymond hatte vielleicht ein paar spektakuläre Eroberungen gemacht. Aber es war

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