Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
Jahren nicht geritten worden. Er ist verwildert. Er würde jeden Reiter abwerfen.“
„Ja, ja, schon möglich. Das hat der Bastard hier auch gesagt. Aber darum geht es nicht.“
Conrad betrachtete den Sohn des Earl mit mühsam verborgenem Widerwillen. „Was wünscht Ihr, Sir Mortimer?“
„Ich verlange, dass dieser ungehobelte Tölpel bestraft wird!“
Robin spürte einen eisigen Schauer auf dem Rücken. Dieser ausstaffierte, alberne Bengel, der ihm und Isaac kaum bis an die Schulter reichte, strahlte eine solch bösartige Entschlossenheit aus, dass es ihm fast den Atem verschlug. So viel Willkür, so viel Mutwillen gingen von ihm aus, dass Robin sich ganz und gar entkräftet fühlte. Mortimer kam ihm vor wie eine entfesselte Naturgewalt. Und seine Stimme. Seine keifende, fordernde Stimme hatte viel zu viel Ähnlichkeit mit der von Bruder Anthony …
Conrad schien ebenso sprachlos.
Mortimer streckte einen langen, gepflegten Zeigefinger aus. „Ich erlaube nicht, dass man so mit mir spricht! Und wenn du es nicht tust, werde ich einen Ritter meines Vaters anweisen …“
Conrad wandte sich wortlos an Isaac und machte eine langsame, auffordernde Geste.
Isaac war bleich geworden. Die Narbe auf seiner Stirn leuchtete feuerrot. Er stellte endlich die Heugabel beiseite und protestierte. „Conrad, ich hab nur …“
„Isaac“, unterbrach Conrad.
Isaac verstand. Er schüttelte ungläubig den Kopf, hob die Hände, schnürte ohne Hast seinen Kittel auf, zog ihn über den Kopf und hängte ihn sorgsam über die Stalltür.
Conrad nahm seinen Gürtel ab, und Isaac drehte ihm den Rücken zu. Der Stallmeister trat einen Schritt zurück, nahm Maß und schlug zu. Das Leder klatschte auf Isaacs Rücken nieder, aber der Junge hielt still. Conrad holte wieder aus und schlug zu.
„Du gibst dir keine Mühe, Mann“, knurrte Mortimer. Er stand mit verschränkten Armen ein paar Schritte abseits.
Conrad sah ihn schweigend an.
Mortimer runzelte böse die Stirn. „Na los! Leg dich mal ein bisschen ins Zeug.“
Conrad stieß einen lang angehaltenen Atem aus, wandte sich an Robin und nickte ihm zu.
Robin erwiderte seinen Blick verständnislos. Die Arme an seinen Seiten fühlten sich bleischwer an. Er wollte nicht hier sein. Er wollte das nicht sehen.
Isaac winkte ihn zu sich herüber, und Robin trat vor ihn. Isaac legte die Hände auf seine Schultern und flüsterte: „Halt mich fest. Halt mich bloß fest, Mann.“
Robin packte seine Arme und hielt ihn fest.
Conrads Gürtel sauste wieder durch die Luft, und ein Schaudern durchlief Isaacs Körper, als er auftraf. Der Junge stieß hörbar die Luft aus. Robin sah über seine Schulter auf den gebeugten Rücken, wo mit jedem Schlag ein roter Striemen zurückblieb. Sein Mund zog sich zusammen, als habe er einen bitteren Geschmack auf der Zunge, und er umklammerte Isaacs Arme immer fester. Sein Gesicht war Isaacs ganz nah, und er sah, wie die Adern an dessen Schläfen hervortraten und er sich die Lippen blutig biss. Bei jedem Schlag spürte Robin mehr Schweiß auf seiner Haut, so als sei er es selbst, der seinen Rücken darbot. Er hielt den Atem an wie Isaac, er wappnete sich mit ihm gegen jeden neuen Schlag. Und er bekam als Erster weiche Knie. Aber sie blieben beide stehen. Bis Conrad schließlich einfach aufhörte.
Er trat zurück und sah Mortimer schweigend an.
Der junge Lord nickte knapp. Robin warf ihm einen kurzen Blick zu. Mortimers Augen waren groß und strahlend, sein Mund lächelte schwach. Robin spürte eine lähmende, fahle Übelkeit tief unten in seinem Bauch und sah schnell wieder zu Isaac, dessen schweißnasses, verzerrtes Gesicht er sehr viel besser ertragen konnte.
Conrad legte seinen Gürtel wieder an. „Ist das alles, Sir?“
Mortimer presste die Lippen zusammen. „Ich hoffe, wenn ich das nächste Mal komme, wird mir hier niemand Ärger machen.“
„Nein. Sicher nicht.“
Mortimer lächelte dünn. „Er kann immer noch froh sein, dass ich nicht einen unserer Leute geholt habe … Und jetzt zeig mir, wo die Jährlinge sind. Ich will sie mir ansehen.“
Conrad brachte kein Wort heraus. Er nickte nur, wies in die Richtung, in der der Jährlingshof lag, und ging voraus. Mortimer warf noch einen letzten, verzückten Blick auf Isaac, dann folgte er dem Stallmeister. „Warte gefälligst auf mich …“
Robin sah ihnen nach, bis sie hinter der kleinen Scheune verschwunden waren. „Er ist weg, Isaac.“
Isaac nahm langsam die Hände von seinen Schultern
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