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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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herum, doch er geriet ins Wanken, und der Dolch rutschte ihm aus den Fingern.
    Raymond legte den Kopf müde auf die Arme. Warum kämpft er nicht? Gott, hilf ihm doch …
    Krachend flog die Tür auf, und Waffenklirren erklang auf dem Gang draußen. Hoffnungsvoll hob Raymond seinen tonnenschweren Kopf wieder an. Vier Gardisten waren in einen wütenden Schwertkampf verwickelt, und er erkannte Ed Fitzroy und Roger Finley. Mortimer sah nur kurz über die Schulter zurück und ging dann entschlossen zum Angriff über. Er packte Harry am Arm, schleuderte ihn gegen die Mauer und setzte die Klinge an seine Kehle.
    „Was immer dein Vater dem König stiehlt, dir wird er es nicht hinterlassen können.“
    „Was immer mein Vater dem König stiehlt, hat der König zuerst meinem Vater gestohlen. Und ich habe drei gesunde Brüder.“
    „Ich fürchte, es bleibt weder Zeit für Geplauder noch für gute Manieren. Du wirst aufs Beten verzichten müssen.“
    Harry lächelte kalt. „Dann sehen wir uns in der Hölle wieder …“
    Mortimer blinzelte einen Augenblick verwirrt, und weil er mit dem Rücken zur Tür stand, sah er die schmächtige Gestalt nicht, die schnell wie ein Kugelblitz und mit wehendem, rötlichem Kometenschweif an den kämpfenden Soldaten vorbei über die Schwelle auf ihn zusprang. Mortimer visierte Harrys Kehle an und zog den Dolch ein wenig zurück, um Schwung zu holen. Im selben Moment ertönte der zischende Laut einer durch die Luft schwingenden breiten Klinge, und sein Kopf verließ seine Schultern, flog ein paar Ellen durch die Luft, überschlug sich und landete vor dem Kamin.
    Mit einem Mal war es still. Der Kampf vor der Tür war vorüber; zwei reglose Gestalten lagen auf dem steinernen Boden. Ed Fitzroy und Roger Finley traten ein und staunten mit offenen Mündern.
    Godiva steckte ihre Klinge zurück in die Scheide. „Ich glaube, wir brauchen einen Arzt.“
    Fitzroy sah zu der kopflosen Mönchsfigur, die zu Harrys Füßen lag, dann zu dem eingedellten Kopf am anderen Ende des Raumes und schüttelte den Kopf. „Also, ich weiß nicht, Godiva, aber ich glaube, da ist nicht mehr viel zu machen …“
    Sie wies kopfschüttelnd auf Raymond, kniete sich neben ihn und nahm seinen Kopf in den Schoß. „Aber hier vielleicht noch.“ Sie tastete nach seiner Brust. „Sein Herz schlägt.“
    Harry stieg achtlos über die verstümmelte Leiche hinweg, trat zu ihr und kniete sich neben sie. Er nahm Raymonds Hand in seine. „Hier gibt es weit und breit keinen Arzt. Hier ist niemand. Oh, Raymond, du hast es versprochen. Das kannst du jetzt einfach nicht machen …“
    Godiva drehte Raymond behutsam auf die Seite und begutachtete seinen Rücken. Die Wunde war auf der rechten Seite zwischen den beiden untersten Rippen. „Es scheint nicht sehr stark zu bluten. Vielleicht hat er Glück. Wenn Ihr mir ein Laken vom Bett holen wollt, Mylord, und es in Streifen reißt, dann können wir ihn verbinden.“
    Er tat, worum sie gebeten hatte. „Madam, ich weiß nicht, wer Ihr seid, aber Ihr habt mein Leben gerettet. Ich baue darauf, dass Ihr seins auch festhalten könnt. Was immer es hilft. Vermutlich werden sie es morgen wieder versuchen.“
    Ed Fitzroy trat näher und hob Raymonds Oberkörper an, so dass Godiva den Verband anlegen konnte. Zu Harry sagte er: „Nein, das werden sie nicht, Mylord. Vor einer Stunde ist ein Schiff gelandet.“ Er nickte zu Godiva. „Sie und ich waren an Bord. Wir sollen Euch nach Hause bringen. Euer Vater schickt nach Euch.“
    Harry war sprachlos.
    Fitzroy lächelte. „Der König sitzt in Conway wie eine Maus in der Falle. Er hat keine Truppen finden können, und unter den Lords hat er keinen Rückhalt mehr. Die Städte, die Kirche, alle haben sich Eurem Vater zugewandt. England liegt Lancaster zu Füßen, Mylord.“
London, August 1399
    „Robin, sie wollen, dass ich die Krone nehme.“
    „Ich weiß.“
    „Was soll ich ihnen sagen?“
    „Ja.“
    Henry machte eine abwehrende Geste und nahm seinen rastlosen Marsch durch den Raum wieder auf. Sie waren in London, genauer gesagt in Robins Haus in Farringdon. Schon Mitte August hatte die Stadt Richard die Gefolgschaft aufgekündigt und Henry ihrer Ergebenheit versichert. Als er kam, standen ihm die Tore weit offen, und die Menschen säumten die Straßen und jubelten ihm zu. Er war ja seit jeher ihr Liebling gewesen. Richard war hingegen bei Nacht und Nebel in die Stadt gebracht worden, zu seiner eigenen Sicherheit. Er saß im Tower. Geschlagen, von

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