Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
mit seinen Machenschaften einverstanden war. Ich denke, er hat sich unnötige Sorgen gemacht, der König hat ebenso wenig Interesse an der Einhaltung des Vertrages wie er. Aber ganz sicher konnte er nicht sein. Andererseits konnte er deinen Vater auch nicht einfach ohne jede Erklärung aus dem Weg räumen lassen. Das wäre zu auffällig gewesen. Also spann er eine Intrige.“
Robin nickte wie betäubt.
Geoffrey hielt sein Pferd an und saß wieder auf. „Ich werde ein Stück vorausreiten. Weißt du, wo der Weiße Felsen ist?“
„Ja.“
„Dort werde ich auf dich warten.“ Er gab dem Pferd die Sporen und galoppierte davon.
Robin sah ihm nach, bis Geoffrey hinter der nächsten Wegbiegung verschwunden war. Dann führte er sein Pferd weg vom Pfad zwischen den dichten Bäumen hindurch zu einem kleinen, mit einer hauchdünnen Eisschicht bedeckten Tümpel. Unter einer Weide hielt er an, lehnte sich an den breiten Stamm und weinte um seinen Vater, zornig und doch unendlich erleichtert, dass er endlich, endlich mit gutem Recht um ihn trauern durfte.
Als er zum Weißen Felsen kam, saß Geoffrey reglos auf seinem Pferd und betrachtete das weite, grüne Tal unter sich. Bruchsteinmauern durchzogen die Wiesen. Hier und da weideten Schafe. Es schneite jetzt etwas heftiger.
Robin hielt neben ihm an. „Wer ist er, dieser Earl?“
Geoffrey wiegte leicht den Kopf hin und her. „Wenn ich die Absicht gehabt hätte, dir seinen Namen zu nennen, hätte ich es schon getan.“
„Ich will es aber wissen. Ich habe ein Recht , es zu wissen.“
„Wozu? Es würde nichts nützen. Lass uns in ein paar Tagen noch einmal darüber reden. Du bist jetzt durcheinander. Verstört. Das ist nur verständlich. Vielleicht … wäre es leichter für dich zu glauben, dein Vater sei ein Verräter, als dich damit abzufinden, dass er selbst so schändlich verraten wurde. Aber ich war der Ansicht, du solltest die Wahrheit wissen.“
Robin sah ihn direkt an. Seine Augen brannten. Es kam ihm vor, als sei dieser Morgen schon tausend Stunden alt. Es stimmte, er war verstört, aber er war nicht durcheinander. Er hatte das Gefühl, außergewöhnlich klar denken zu können. „Ich bin froh, dass ich die Wahrheit kenne. Es ist besser so. Leichter. Aber er hat nicht nur meinen Vater verraten, Sir. Er hat mich ebenso betrogen. Und ich will seinen Namen kennen . Sagt ihn mir. Der Earl von wo?“
Geoffrey erwiderte seinen Blick eindringlich; es war, als wolle er den Jungen vor sich genauestens erforschen. Dann wandte er den Blick mit einem Mal ab, sah wieder auf das Tal hinunter und sagte fast tonlos: „Der Earl of Chester.“
Robin machte eine wegwerfende Geste. „Macht Euch nicht lustig über mich! Der Schwarze Prinz ist der Earl of Chester.“
Geoffrey nickte schweigend.
„Aber … aber das kann doch nicht …“
Geoffrey seufzte. „Siehst du, Junge? Jetzt ist es nur noch schlimmer für dich.“
„Aber mein Vater … war ihm ganz und gar ergeben.“
„Ja. Bis zum Schluss. Als sie ihn verhafteten, war ich bei ihm. Er lächelte, fast nachsichtig, obwohl er ganz genau wusste, was geschehen würde. Und er sagte zu mir: ‘Er ist immer noch derselbe hitzköpfige Junge wie damals in Crécy. Er denkt immer nur mit dem Schwert. Du wirst ein bisschen auf ihn Acht geben, nicht wahr’. Und als sie ihn rauszerren wollten, sagte er noch etwas Seltsames. Er wandte sich an die Wachen und sagte: ‘Warum so eilig, Männer? Der Krieg wird euch schon nicht davonlaufen. Seid unbesorgt. Dieser Krieg wird hundert Jahre dauern.’ Und weißt du, damit könnte er durchaus recht haben. Niemand will diesen Krieg mehr führen, er ist ja schon fast ein Vierteljahrhundert alt. Aber es will ihn auch niemand wirklich beenden.“
Sie ritten schweigend zurück, eingehüllt in ihre Mäntel, und hingen ihren Gedanken nach. Als sie wieder im Wald waren, sagte Geoffrey schließlich: „Und wie sieht es jetzt aus, Robert? Willst du immer noch Stallknecht sein?“
„Daran hat sich nichts geändert, Mylord.“
Geoffrey schüttelte ungeduldig den Kopf. „Aber das kann ich nicht zulassen.“
Robin sah ihn an. „Wenn Ihr es mir verbietet, werde ich davonlaufen und anderswo Stallknecht werden.“
„Dann werde ich dich finden und dir die Hammelbeine langziehen“, brummte Geoffrey.
„Dann werde ich wieder weglaufen“, gab Robin ernst zurück.
„Dann leg ich dich in Ketten.“
Robin hob leicht die Schultern. „Wenn Ihr es jetzt gleich tut, erspart Ihr uns beiden viel
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