Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
Vom Netzwerk:
du?“, fragte Conrad.
    Robin hielt den Blick gesenkt. „An Isaacs Mutter und meinen Vater. An Agnes und Mortimer.“
    Conrad leerte seinen Becher mit einem mächtigen Zug und stellte ihn nachdenklich wieder ab. Er nickte langsam. „Du hast recht. Das wäre vermutlich keine gute Lösung. Wie alt ist deine Schwester?“
    Robin musste kurz überlegen. „Elf.“
    „Hm. Zu jung für harte Arbeit. Das macht es nicht einfacher. Aber uns wird schon etwas einfallen.“
    Robin sah ihn hoffnungsvoll an. „Meinst du?“
    „Hm. Ich werd drüber nachdenken.“
    Robin stand auf. „Danke, Conrad.“
    Conrad winkte ab. „Erwarte keine Wunder. Es ist schwierig mit einem Mädchen, weißt du. Wenn sie klug ist, bleibt sie in ihrem Kloster.“
    Robin ging seufzend zur Tür. „Das hab ich ihr auch geschrieben. Aber das wird sie nicht. Da bin ich sicher.“
    Doch er hörte viele Wochen nichts von Agnes. Der Aufbruch des Boten hatte sich aus irgendeinem Grunde verzögert, und es war eine weite Reise bis nach Chester an der walisischen Grenze. Anfang Dezember setzten heftige Schneefälle ein, und Robin vermutete, dass die Straßen weiter nördlich nur schwer oder gar nicht passierbar waren. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich in Geduld zu fassen.
    Unterdessen rückte Weihnachten näher. Das Gestüt mit all seinen Höfen und Wiesen und Scheunen und Ställen lag unter einer weißen Schneedecke. Trotzdem ging die Arbeit weiter wie gewöhnlich. Die Zweijährigen machten gute Fortschritte. Das mochte ein Grund sein, oder das nahende Friedensfest, jedenfalls war Stephen besserer Stimmung als gewöhnlich und machte den Jungen das Leben nicht so schwer wie sonst.
    Robin war froh. Er hatte auch so genug Ärger. Jeden Tag nach dem Mittagessen machte er sich unter den spöttischen Bemerkungen der anderen auf den Weg zur Burg, und jeden Tag ging er mit Bauchschmerzen dorthin. So auch am Tag vor dem Heiligen Abend.
    Wütend über seine Feigheit stapfte er durch den tiefen Schnee, der die Weiden und Felder in ein welliges, weißes Meer verwandelt hatte.
    Nicht, dass ihm die Übungen mit dem Schwert nicht gefielen. Im Gegenteil. Sie machten ihm eigentlich sogar Freude. Nachdem er sich einmal an das mächtige Gewicht der Waffe gewöhnt hatte, lernte er schnell, damit umzugehen. Er war ja kein völliger Anfänger. Bis er ins Kloster gekommen war, hatte er jeden Tag den Männern seines Vaters bei ihren Waffenübungen zugesehen, und er und Raymond waren mit kleinen, stumpfen Schwertern aufeinander losgegangen und hatten sich heldenhafte Zweikämpfe geliefert. Das war nicht der Grund seiner Bauchschmerzen. Der Grund war Mortimer.
    Robin war einen guten Kopf größer als er und wesentlich kräftiger. Seine schwere Arbeit hatte ihm eine nahezu unerschöpfliche Ausdauer beschert. Seine Hände waren groß und hart, er bekam keine Blasen von dem stählernen Schwertgriff. Mortimer dagegen war schmal gebaut und nicht sehr sportlich. Seine Schmächtigkeit und sein kleinerer Wuchs hätten ihm den Vorteil von Schnelligkeit und Wendigkeit geben sollen, aber so war es nicht. Mortimer entwickelte keinerlei Finesse im Zweikampf. Er ermüdete leicht und verlor schnell die Lust. Er war Robin hoffnungslos unterlegen. Und hasste ihn dafür. Zu Anfang hatte er sich schlicht geweigert, gegen ihn anzutreten. Zornig hatte er seinem Vater erklärt, er werde nicht mit einem Stallknecht zusammen die ritterlichen Künste erlernen, das sei unwürdig. Robin hörte ihm hoffnungsvoll zu. Vielleicht kam er ja doch noch davon. Aber Geoffrey machte ihnen beiden einen Strich durch die Rechnung. „Doch, mein Sohn, das wirst du. Es gibt hier sonst keinen Jungen in deinem Alter. Du brauchst einen gleichaltrigen Partner, mit dem du dich messen kannst. Das ist sehr wichtig.“
    „Aber er ist nur …“
    „Es spielt keine Rolle, was du denkst, was er ist. Es bleibt dabei. Und das ist mein letztes Wort.“
    Mortimer fügte sich.
    Ihr Lehrer war ein alter Veteran, der bei der Schlacht von Poitiers den Schildarm verloren hatte. Sein Name war Philip. Er stand seit über zwanzig Jahren in Geoffreys Diensten und war seinem Haus ganz und gar ergeben. Er vergötterte Mortimer und teilte dessen Aversion gegen Robin.
    Er und Mortimer kamen zusammen in den großen Innenhof. Robin wartete schon auf sie, wie meistens. Er kam nie zu spät. Er vermied alles, was Philip Grund zu Klagen liefern konnte. Der alte Haudegen trug wie immer eine leichte Rüstung, der Stumpf seines linken Arms ragte

Weitere Kostenlose Bücher