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Das Lächeln der Frauen

Das Lächeln der Frauen

Titel: Das Lächeln der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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gequält.
    »Nein,
Monsieur.«
    »Ja, aber ...
wer sind Sie dann?«
    Die Stimme
seufzte. »Aurélie Bredin, ich sagte es bereits.«
    »Und weiter?«
    »Der Brief«,
wiederholte die Stimme ungeduldig. »Ich möchte, daß Sie meinen Brief an Monsieur
Miller weiterleiten.«
    »Von was für
einem Brief reden Sie? Ich habe keinen Brief bekommen.«
    »Das kann
nicht sein. Ich habe ihn gestern doch persönlich vorbeigebracht. Ein weißes
Kuvert. Adressiert an den Schriftsteller Robert Miller. Sie müssen den
Brief doch bekommen haben!« Die Stimme ließ nicht locker, und nun war ich es,
der allmählich die Geduld verlor.
    »Hören Sie,
Madame, wenn ich sage, hier ist kein Brief, dann können Sie mir das schon glauben.
Vielleicht kommt er ja noch, dann leiten wir ihn gerne weiter. Können wir so
verbleiben?«
    Mein Vorschlag
schien auf keine große Begeisterung zu stoßen.
    »Wäre es denn
möglich, daß ich die Adresse von Robert Miller bekomme? Oder hat er vielleicht
eine E-Mail-Anschrift, unter der man ihn erreichen kann?«
    »Tut mir leid,
wir geben grundsätzlich keine Adressen von Autoren heraus. Die haben ja nun
auch ein Anrecht auf Privatsphäre.« Meine Güte, was stellte diese Frau sich eigentlich
vor?
    »Könnten Sie
nicht einmal eine Ausnahme machen? Es ist wirklich wichtig.«
    »Wie meinen
Sie das - wichtig? In welcher Beziehung stehen Sie denn zu Robert
Miller?« fragte ich mißtrauisch. Es war in der Tat ganz schön merkwürdig für
mich, solch eine Frage zu stellen, aber die Antwort, die jetzt kam, war noch
merkwürdiger.
    »Tja, wenn ich
das so genau wüßte ... Wissen Sie, ich habe sein Buch gelesen ... wirklich ein
großartiges Buch ... und da stehen einige Dinge drin, die ... nun ja ... ich
würde dem Autor gern ein paar Fragen stellen ... und mich bedanken ... er hat
mir ja sozusagen das Leben gerettet ...«
    Ich starrte
ungläubig in den Hörer. Ganz klar, diese Frau war nicht ganz richtig im Kopf.
Wahrscheinlich eine von diesen überdrehten Leserinnen, die einem Autor
gnadenlos auf die Pelle rücken und in ihrem übersteigerten Enthusiasmus Sachen
schreiben wie »Ich möchte dich unbedingt kennenlernen!«, »Du denkst
genau wie ich!« oder »Mach mir ein Kind!«
    Gut, ich gebe
zu, daß solche Sätze in den Leserbriefen, die an Robert Miller - also an mich -
gingen, bisher noch nicht gefallen waren. Aber es hatte schon einige begeisterte
Zuschriften gegeben, die ich »weitergeleitet« hatte. Mit anderen Worten, ich
hatte sie gelesen, und da ich mich in einer gewissen Eitelkeit nicht dazu
entschließen konnte, sie einfach wegzuwerfen, hatte ich sie anschließend in die
hinterste Ecke meines Stahlschranks gestopft.
    »Nun«, sagte
ich. »Das freut mich wirklich außerordentlich. Aber Millers Adresse kann ich Ihnen
trotzdem nicht geben. Da müssen Sie schon mit mir vorliebnehmen. Anders geht es
nicht.«
    »Aber Sie
sagten, Sie hätten meinen Brief gar nicht bekommen. Wie können Sie ihn da weiterleiten?«
fragte die Stimme in einer Mischung aus Aufsässigkeit und Verzagtheit.
    Ich hätte die
Stimme gern geschüttelt, aber Stimmen am Telefon haben die Eigenart, daß sie
sich leider nicht schütteln lassen.
    »Madame - wie
war noch gleich Ihr Name?«
    »Bredin.
Aurélie Bredin.«
    »Madame
Bredin«, sagte ich und versuchte ganz ruhig zu bleiben. »Sobald dieser Brief in
meinem Postkorb liegt, werde ich ihn weiterleiten, einverstanden? Vielleicht
nicht sofort heute oder morgen, aber ich kümmere mich darum. Und jetzt muß ich
dieses Gespräch leider beenden. Ich habe nämlich noch andere Dinge zu tun, die
zwar zugegebenermaßen bestimmt nicht so wichtig sind wie Ihr Brief, aber
sie müssen doch gemacht werden. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.«
    »Monsieur
Chabanais?!« rief die Stimme rasch.
    »Immer noch am
Apparat«, entgegnete ich mürrisch.
    »Aber was
machen wir, wenn der Brief verlorengegangen ist?« Die Stimme zitterte ein
wenig.
    Ich fuhr mir
entnervt durch die Haare. Vor meinem Auge erschien eine ältere Dame mit wirrem
Haar und viel Zeit, die mit arthritischen Fingern Zeile um Zeile aufs Papier
kritzelte und dabei leise vor sich hin kicherte.
    »Dann, meine
liebe Madame Bredin, schreiben Sie einfach einen neuen Brief. In diesem Sinne: Bonne
journée.«
    Von mir aus
schreiben Sie auch hundert, dachte ich grimmig, als ich den Hörer auf die Gabel
knallte. Keiner wird sein Ziel je erreichen.
     
    Kaum hatte ich aufgelegt, öffnete
sich die Tür zu meinem Büro, und Madame Petit steckte den

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