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Das Lächeln der Frauen

Das Lächeln der Frauen

Titel: Das Lächeln der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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des Gesprächs nicht mehr folgen konnte), und man wandte sich
interessanteren Dingen (Venenentzündungen, Arztbesuchen, Hausrenovierungen,
schlecht arbeitenden Gärtnern oder schlampigen Putzfrauen, Weihnachtskonzerten,
Beerdigungen, Quizsendungen und den Schicksalen mir unbekannter Nachbarn und
Gestalten aus der tiefsten Vergangenheit) zu, bevor endlich der Käse und die
Früchte gereicht wurden.
    Zu diesem
Zeitpunkt waren ich und die Kapazität meines Magens bereits so erschöpft, daß
ich mich für einen Moment entschuldigte und in den Garten ging, um zu rauchen
(drei Zigaretten).
     
    In der Nacht von Sonntag auf
Montag wälzte ich mich im Bett, obwohl ich drei Kautabletten gegen Sodbrennen
genommen hatte (Ziegenkäse und Camembert hatten mir den Rest gegeben), und
hatte schreckliche Alpträume von Adams Bruder, dem gutaussehenden
Bestsellerautor, der in seiner High-Tech-Zahnarztpraxis mit einer
halbentkleideten Mademoiselle Bredin auf einer Arztliege lag und sie vor Leidenschaft
stöhnend umfing, während ich bewegungsunfähig (und auch stöhnend) auf einem
Zahnarztstuhl saß und von einer Helferin die Zähne gezogen bekam.
    Als ich in
Schweiß gebadet aufwachte, war ich so fertig, daß ich am liebsten gleich
weitergeraucht hätte.
    Doch dies
alles war ein harmloses Vergnügen im Vergleich zu dem, was der Montag an Aufregungen
bereithielt.
    Früh am Morgen
hatte Adam im Verlag angerufen, mit der Nachricht, daß sein Bruder zunächst
zwar etwas unwillig gewesen sei, nun aber doch die Brisanz der ganzen Affäre
Miller begriffen habe und bereit sei, für dieses eine Mal mitzuspielen. (»He took it like a man«, war Adams gut
gelaunter Kommentar.)
    Allerdings
hätten Sams Französischkenntnisse ihre natürliche Grenze, er sei alles andere
als ein Büchermensch und sein Wissen über Oldtimer hielte sich auch in Grenzen.
    »Tja, ich
fürchte, wir müssen ihn vorher noch gut instruieren«, sagte Adam. »Für die
Lesung kannst du ihm ja dann die entsprechenden Passagen vorbereiten, das muß
er dann halt üben.« Was das Abnehmen des Bartes anginge, nun ja, da müsse er,
Adam, noch ein bißchen Überzeugungsarbeit leisten.
    Nervös zog ich
an meinem Rollkragenpulli, der mir plötzlich den Hals abschnürte. Natürlich
wäre es von Vorteil, wenn Robert Miller aussehen würde wie Robert Miller
(auf dem Photo) und der Zahnarzt aussehen würde wie der Zahnarzt, gab
ich zu bedenken. Die ganze Sache sei ja auch so schon kompliziert genug.
    »Ja, schon
klar«, sagte Adam, »ich tue, was ich kann.« Und dann sagte er etwas, das mich
sofort zu meinen Zigaretten greifen ließ.
    »Übrigens
würde Sam gerne schon übernächsten Montag kommen, das heißt, er kann nur
dann kommen.«
    Ich rauchte so
schnell ich konnte. »Bist du verrückt?« schrie ich. »Wie soll das bitte schön gehen?«
    Die Bürotür
öffnete sich leise, und Mademoiselle Mirabeau stand mit fragendem Blick und einer
Klarsichtmappe auf der Schwelle und wartete.
    »Jetzt
nicht!« rief ich entnervt und machte eine wedelnde Handbewegung. »Meine
Güte, jetzt gucken Sie nicht so blöd, Sie sehen doch, daß ich telefoniere«,
zischte ich ihr zu.
    Sie sah mich
erschrocken an. Dann fing ihre Unterlippe an zu zittern, und die Tür schloß
sich so leise, wie sie geöffnet worden war.
    »Er kommt ja
auch nicht jetzt«, sagte Adam besänftigend, und ich wandte mich wieder
dem Telefon zu. »Der Montag wäre perfekt. Ich würde mit Sam dann schon am
Sonntag anreisen, und wir könnten uns in aller Ruhe noch mal besprechen.«
    »Perfekt,
perfekt«, schnaubte ich. »Das ist ja schon in zwei Wochen! So was muß doch
vorbereitet werden. Wie sollen wir das hinkriegen?«
    »It's now
or never«, entgegnete Adam knapp. »Jetzt sei mal ein bißchen froh, daß es
überhaupt klappt.«
    »Ich freue
mich wie verrückt«, sagte ich. »Schön, daß es nicht schon morgen sein soll.«
    »Was ist das
Problem? Der Figaro steht doch schon in den Startlöchern, soweit ich das
verstanden habe. Und was die Lesung betrifft, so ist es doch wahrscheinlich
besser, wenn wir sie in einem kleinen Rahmen abhalten. Oder wäre dir eine
Lesung bei Fnac lieber?«
    »Nein,
natürlich nicht«, entgegnete ich. Je flacher wir den Ball hielten, desto
besser. Die ganze Sache mußte so unspektakulär wie möglich über die Bühne
gehen. Montag in zwei Wochen! Mir wurde heiß. Mit zitternden Händen drückte ich
die Zigarette aus. »Mann, ist mir schlecht«, sagte ich.
    »Wieso? Läuft
doch alles rund«, erwiderte Adam.

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