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Das Lächeln der Frauen

Das Lächeln der Frauen

Titel: Das Lächeln der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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schmeckten
ungleich süßer.
    »Aber meine
liebe Mademoiselle Bredin, ich könnte Ihnen gar nichts nachtragen,
selbst wenn ich es wollte. Ich habe mich ja nun auch nicht gerade von meiner
besten Seite gezeigt. Vergessen wir doch einfach diesen ganzen unglücklichen
Einstieg und konzentrieren wir uns auf unseren kleinen Plan.« Ich rollte mit
meinem Sessel an den Schreibtisch heran und schlug meinen Terminkalender auf.
    Zwei Minuten
später war die Sache abgemacht. Aurélie Bredin würde am Freitagabend um halb
acht in der Coupole erscheinen, wo ich einen Tisch auf meinen Namen reserviert
hatte, und wir würden einen Drink nehmen. Gegen acht würde dann Robert Miller
(mit dem ich angeblich verabredet war, um über sein neues Buch zu sprechen)
dazukommen, und man hätte ausreichend Gelegenheit, sich miteinander bekannt zu
machen.
    Bei der Wahl
des Restaurants hatte ich einen Moment geschwankt.
    Ein kleines
verschwiegenes Restaurant mit kuscheligen roten Samtsesseln wie das Le
Belier wäre für meine wahren Absichten natürlich besser geeignet gewesen
als die berühmte Coupole - diese große, lebhafte und abends stets volle
Brasserie. Dennoch wäre es vielleicht ein bißchen seltsam gewesen, sich mit
einem englischen Autor an einem Ort zu verabreden, der für Verliebte wie geschaffen
schien.
    Die Coupole war unverfänglich, und da der Autor ja niemals auftauchen würde, glaubte
ich bessere Chancen auf einen weiteren gemeinsamen Abend mit der kapriziösen
Mademoiselle Bredin zu haben, wenn das Restaurant nicht zu romantisch war.
    »In der Coupole?« fragte sie und ich hörte sofort, daß ihre Begeisterung sich in Grenzen
hielt. »Wollen Sie wirklich in diese Touristenhalle?«
    »Das hat
Miller vorgeschlagen«, entgegnete ich. »Er hat vorher in Montparnasse zu tun,
und außerdem liebt er die Coupole.« (Mir wäre das Temps des Cerises auch
lieber gewesen, aber das konnte ich natürlich nicht sagen.)
    »Er liebt die Coupole?« Man spürte förmlich ihre Irritation.
    »Nun ja, er
ist Engländer«, sagte ich. »Er findet die Coupole ganz großartig. Er
sagt, diese Brasserie mache ihn immer so ... fröhlich, weil sie so lebendig und
bunt ist.«
    »Aha«, war
alles, was Mademoiselle Bredin dazu sagte.
    »Außerdem ist
er ein absoluter Fan des Fabuleux Curry d'Agneau des Indes, fügte ich
hinzu und fand mich sehr überzeugend.
    »Das berühmte
indische Lammcurry?« wiederholte Mademoiselle Bredin. »Das kenne ich gar nicht.
Ist es denn wirklich so gut?«
    »Keine
Ahnung«, entgegnete ich. »Das könnten Sie als Köchin sicher besser beurteilen
als jeder andere. Robert Miller war jedenfalls beim letztenmal absolut davon
hingerissen. Nach jedem Bissen sagte er ›delicious, absolutely delicious‹. Aber
die Engländer sind ja auch nicht gerade verwöhnt, was die Küche angeht - fish and chips, Sie wissen schon. Ich glaube, die sind schon völlig außer
sich, wenn jemand etwas Curry und ein paar Kokosraspeln ins Essen tut, hahaha.«
Ich hätte mir gewünscht, daß Adam Goldberg mich jetzt hätte hören können.
    Aurélie Bredin
lachte nicht. »Ich dachte, Robert Miller liebt die französische Küche.«
Offenbar fühlte sie sich in ihrer Köchinnen-Ehre gekränkt.
    »Nun, das
alles können Sie ihn dann ja selbst fragen«, entgegnete ich, um die
kulinarischen Vorlieben meines Autors nicht weiter ausdiskutieren zu müssen.
Ich kritzelte mit dem Kugelschreiber eine Leiste aus kleinen Dreiecken in
meinen Terminkalender.
    »Hat Monsieur
Miller Ihren Brief denn eigentlich inzwischen bekommen?«
    »Ich denke,
ja. Eine Antwort habe ich allerdings noch nicht, falls es das ist, was Sie
wissen wollten.« Es klang ein wenig gereizt.
    »Er wird Ihnen
schon schreiben«, beeilte ich mich zu sagen. »Spätestens, nachdem er Sie am
Freitag persönlich kennengelernt hat.«
    »Was wollen
Sie damit sagen?«
    »Daß Sie eine
ganz bezaubernde junge Frau sind, deren Charme sich kein Mann auf Dauer entziehen
kann - nicht einmal ein weltvergessener englischer Schriftsteller.«
    Sie lachte.
»Sie sind schlimm, Monsieur Chabanais, wissen Sie das?«
    »Ja, ich
weiß«, entgegnete ich. »Schlimmer, als Sie denken.«

9
    Post Nubila Phoebus. Leise
flüsterte ich die Inschrift, die auf dem weißen Findling eingraviert war, und
berührte zärtlich die Buchstaben mit meinen Fingern »Nach Wolken die Sonne«.
    Es war das
Motto meines Vaters gewesen, der - was man bei seinem Beruf vielleicht nicht
unbedingt vermutete - ein humanistisch gebildeter Mann gewesen war,

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