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Das Lächeln der Frauen

Das Lächeln der Frauen

Titel: Das Lächeln der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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sagte ich.
    »Haben Sie
aber.« Sie sah mich zum erstenmal an. »Sie haben mich total angefahren,
gestern, als Sie telefonierten. Dabei wollte ich Ihnen nur dieses Gutachten
bringen, Sie hatten doch gesagt, es wäre eilig, und ich habe das ganze
Wochenende gelesen und ich habe meine Verabredung extra abgesagt und ich habe
alles so schnell wie möglich gemacht. Und das ist dann der Dank.« Sie hatte
ganz rote Wangen bekommen nach dieser flammenden Rede. »Sie haben mich richtig
angeschnauzt.«
    Jetzt, da sie
es sagte, erinnerte ich mich nur zu gut an mein erregtes Telefonat mit Adam Goldberg,
in das Mademoiselle Mirabeau unglückseligerweise hereingeplatzt war.
    »Oh, mon
Dieu, mon Dieu, es tut mir leid.« Ich sah die kleine Mimose an, die mit
vorwurfsvollem Gesicht vor mir saß. »Es tut mir wirklich leid«,
wiederholte ich noch einmal mit Nachdruck. »Wissen Sie, ich wollte Sie gar
nicht anfahren, ich hatte mich nur gerade so fürchterlich aufgeregt ...«
    »Trotzdem«,
sagte sie.
    »Nein, nein«,
ich hob beide Hände, »das soll keine Entschuldigung sein. Ich gelobe Besserung.
Wirklich. Verzeihen Sie mir?«
    Ich sah sie
reumütig an. Sie schlug die Augen nieder und ihre Mundwinkel zuckten, während
sie mit ihrem hübschen Bein wippte.
    »Ich biete
Ihnen zur Versöhnung ...«, ich machte eine leichte Verbeugung in ihre Richtung
und überlegte, »ein Himbeertörtchen an. Was sagen Sie dazu? Würden Sie sich
morgen mittag von mir auf ein Himbeertörtchen ins Ladurée einladen
lassen?«
    Sie lächelte.
»Da haben Sie Glück«, sagte sie. »Ich mag sehr gerne Himbeertörtchen.«
    »Darf ich
daraus schließen, daß Sie mir nicht mehr böse sind?«
    »Ja, dürfen
Sie.« Florence Mirabeau stand auf. »Dann will ich jetzt mal das Gutachten
holen«, sagte sie versöhnlich.
    »Ja, tun Sie
das!« rief ich. »Wunderbar! Ich kann es kaum erwarten!« Ich stand auch auf, um
sie zur Tür zu geleiten.
    »Sie müssen
jetzt nicht gleich übertreiben, Monsieur Chabanais. Ich mache nur meinen Job.«
    »Und darf ich
Ihnen mal etwas sagen, Mademoiselle Mirabeau? Sie machen Ihren Job sehr gut.«
    »Oh«, sagte
sie. »Danke. Das ist nett, daß Sie das sagen. Monsieur Chabanais, ich ...« Sie
errötete wieder und blieb einen Moment zögernd an der Tür stehen, so als ob sie
noch etwas sagen wollte.
    »Ja?« fragte
ich.
    Und dann
klingelte das Telefon. Ich wollte nicht schon wieder unhöflich sein, und so
blieb ich stehen, anstatt Florence Mirabeau aus dem Zimmer zu schieben und an
den Schreibtisch zu stürzen.
    Nach dem
dritten Klingeln sagte Mademoiselle Mirabeau:
    »Nun gehen Sie
schon ran, vielleicht ist es wichtig.«
    Sie lächelte
und verschwand durch die Tür. Schade, nun würde ich wahrscheinlich nie erfahren,
was sie noch hatte sagen wollen. Doch in einem hatte Florence Mirabeau recht
gehabt.
    Dieser Anruf war wichtig.
     
    Ich erkannte die Stimme sofort.
Ich hätte sie aus hundert anderen Stimmen heraus erkannt. Sie klang, wie beim
erstenmal, ein bißchen atemlos, so als ob jemand gerade eine Treppe hinaufgelaufen
wäre.
    »Spreche ich
da mit Monsieur André Chabanais?« fragte sie.
    »Am Apparat«,
entgegnete ich und lehnte mich mit einem breiten Lächeln in meinem Sessel zurück.
Der Fisch hatte angebissen.
    Aurélie Bredin
war begeistert von meinem Angebot, Robert Miller mit meiner Hilfe »zufällig« zu
begegnen, und die Fragen eins bis drei aus ihrer schnippischen Mail an den unfreundlichen Lektor der Editions Opale schienen erst einmal vergessen.
    »Was für eine
phantastische Idee!« sagte sie.
    Ich fand meine
Idee auch ganz phantastisch, aber das behielt ich natürlich für mich. »Nun ja, so phantastisch ist meine Idee jetzt auch nicht, aber ... sie ist nicht
schlecht«, erklärte ich großzügig.
    »Das ist
wirklich so unglaublich nett von Ihnen, Monsieur Chabanais«, fuhr
Aurélie Bredin fort, und ich sonnte mich in meiner plötzlichen Bedeutsamkeit
als Undertaker.
    »Il n'y a pas de quoi. Keine Ursache«, gab ich
weltmännisch zurück. »Wenn ich Ihnen damit weiterhelfen kann, dann freut es
mich doch.«
    Sie schwieg
einen Moment.
    »Und ich habe
gedacht, Sie wären so ein griesgrämiger Lektor, der an seinen Autor keinen rankommen
läßt«, sagte sie kleinlaut. »Ich hoffe, Sie sehen es mir nach.«
    Triumph,
Triumph! Dies war offenbar der Tag der Abbitten.
    Zwar bekam ich
kein Himbeertörtchen angeboten, aber darauf, ich gestehe es, war ich auch nicht
besonders scharf. Die leichten Schuldgefühle von Aurélie Bredin

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