Das Lächeln der Frauen
... bitte, nehmen Sie
Platz.« Er wies auf seinen Platz auf der Bank und blieb selbst vor einem Stuhl vis a vis stehen.
»Danke.« Der
Kellner rückte den Tisch mit der weißen Tischdecke und den bereits eingedeckten
Gläsern ein wenig ab, und ich ging vorbei und ließ mich auf dem ledergepolsterten
Sitz nieder.
André
Chabanais setzte sich ebenfalls.
»Was möchten
Sie trinken? Einen Champagner - zur Feier des großen Tages?« Er grinste
mich an.
Ich merkte,
wie ich rot wurde, und ärgerte mich, weil ich sah, daß er es auch sah. »Werden
Sie nicht frech«, entgegnete ich und hielt die Handtasche auf meinem Schoß fest
an mich gedrückt. »Aber ja, ein Champagner wäre sehr schön.«
Sein Blick
glitt flüchtig über meine bloßen Arme, dann sah er mich wieder an.
»Kompliment«, sagte er. »Sie sehen bezaubernd aus, wenn ich das einfach mal so
sagen darf. Das Kleid steht Ihnen hervorragend. Es unterstreicht die Farbe
Ihrer Augen.«
»Danke«, sagte
ich und lächelte. »Sie sehen auch gar nicht mal so schlecht aus heute abend.«
»Ach ...«
André Chabanais winkte dem Kellner. »Ich habe heute nur eine ganz kleine
Nebenrolle, wissen Sie.« Er wandte sich um. »Zwei Champagner, bitte!«
»Ich dachte,
die Nebenrolle hätte ich heute«, erwiderte ich. »Schließlich bin ich ja
sozusagen nur en passant hier.«
»Nun, wir
werden sehen«, erklärte Monsieur Chabanais. »Trotzdem dürfen Sie Ihre Handtasche
ablegen. Ihr Autor wird frühestens in einer Viertelstunde da sein.«
»Sie meinen, Ihr Autor«, sagte ich und legte die Handtasche zur Seite.
Monsieur
Chabanais lächelte. »Sagen wir einfach unser Autor.«
Der Kellner
kam und servierte den Champagner. Dann reichte er uns die Speisekarten. »Danke,
aber wir warten noch auf einen Gast«, sagte Monsieur Chabanais und legte die
Karten zur Seite.
Er nahm sein
Glas und prostete mir zu, und wir stießen kurz an. Der Champagner war eiskalt.
Ich trank drei große Schlucke und spürte, wie meine Nervosität einer gelösten
Vorfreude wich.
»Danke noch
mal fürs Arrangieren«, sagte ich. »Ehrlich gesagt, bin ich gespannt wie ein
Flitzebogen.« Ich stellte die Sektflöte ab.
André
Chabanais nickte. »Das kann ich gut verstehen.« Er lehnte sich in seinem Stuhl
zurück. »Wissen Sie, ich zum Beispiel bin ein großer Fan von Woody Allen. Ich
hab sogar mal angefangen, Klarinette zu spielen, nur weil er auch Klarinette
spielt.« Er lachte. »Leider stand meine neue Leidenschaft unter keinem guten
Stern. Die Nachbarn klopften immer gegen die Decke, wenn ich übte.«
Er trank einen
Schluck und strich mit der Hand über die weiße Tischdecke. »Na ja, jedenfalls
kam Woody Allen dann nach Paris und gab ein Konzert mit seiner komischen
Alt-Herren-Jazzband. Der Saal, in dem normalerweise klassische Musik von großen
Orchestern gespielt wird, war ausverkauft, und ich hatte einen Platz in der
fünften Reihe ergattert. Wie alle anderen war ich nicht in erster Linie wegen
der Musik hier. Ich meine, ehrlich gesagt, spielte Woody Allen auch nicht
besser als ein Jazzmusiker aus irgendeiner Kneipe am Montmartre. Aber diesen
alten Mann, den ich aus so vielen Filmen kannte, aus nächster Nähe zu sehen,
ihn direkt sprechen zu hören - das war etwas unglaublich Besonderes und sehr
aufregend.«
Er beugte sich
vor und stützte sein Kinn auf der Hand ab. »Über eine Sache ärgere ich mich übrigens
bis heute.«
Er schwieg
einen Moment, und ich trank meinen Champagner aus und beugte mich auch vor.
Dieser Chabanais war ein guter Geschichtenerzähler. Aber er war auch sehr
aufmerksam. Als er sah, daß mein Glas leer war, machte er dem Kellner ein
Zeichen und dieser brachte gleich zwei weitere Coupes de champagne. »A la
vôtre«, sagte André Chabanais und ich hob mein Glas, ohne zu protestieren.
»Also, über
eine Sache ärgern Sie sich bis heute«, wiederholte ich gespannt.
»Ja«, sagte er
und fuhr sich mit der Serviette kurz über den Mund. »Es war nämlich so: Als das
Konzert vorüber war, gab es einen Riesenapplaus. Die Leute standen auf oder
trampelten mit den Füßen, um den schmächtigen kleinen Mann zu ehren, der da in
seinem Pulli und seinen Cordhosen so bescheiden und verwirrt herumstand wie in
seinen Filmen. Er war schon fünfmal abgegangen und dann unter dem donnernden
Applaus seiner Fans wieder zurückgekommen, als mit einemmal ein Hüne in einem
schwarzen Anzug auf die Bühne sprang. Er hatte so zurückgegeltes schwarzes
Haar, wissen Sie, und sah auf den ersten Blick
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