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Das Lächeln der Frauen

Das Lächeln der Frauen

Titel: Das Lächeln der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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jemandem.«
    »Aaaah«, sagte
sie. »Und ... ist er nett?« Einer der Vorzüge des Alters war offenbar, daß man,
ohne Zeit zu verlieren, gleich zum Wesentlichen kommen konnte.
    Ich lachte und
biß mir auf die Unterlippe. »Ja ... ich denke, ja. Er ist Schriftsteller.«
    »Meine Güte,
ein Schriftsteller!« rief Elisabeth Dinsmore aus. »Wie aufregend!«
    »Tja«, sagte
ich, ohne auf die Details meiner Verabredung einzugehen. »Ich bin auch
ziemlich aufgeregt.«
    Nachdem ich
mich von Mrs. Dinsmore - Liz - verabschiedet hatte, die mich für den nächsten
Abend auf einen coup de champagne an ihren Tisch einlud, (»Aber Sie
werden wahrscheinlich Besseres zu tun haben, als mit einer alten Schachtel
Champagner zu schlürfen, Kindchen«, hatte sie blinzelnd hinzugefügt), blieb ich
noch einen Moment vor dem weißen Findling stehen.
    »Au revoir, Papa«, sagte ich leise. »Irgendwie habe ich das Gefühl, morgen wird ein
ganz besonderer Tag.«
    Und damit
sollte ich - irgendwie - auch recht behalten ...
     
    Ich stand in einer Schlange, die
bereits vor der großen Glastür anfing. Auch wenn die Coupole nicht
gerade mein Lieblingsrestaurant war, so war sie doch ein beliebter Treffpunkt
bei jung und alt. Nicht nur Touristen strömten in die legendäre Brasserie mit
der roten Markise, die als der größte Speisesaal von Paris galt und an dem
vielbefahrenen Boulevard Montparnasse lag. Auch Geschäftsleute und die Menschen,
die in Paris lebten, kamen gerne hierher, um zu essen und zu feiern. Vor einigen
Jahren hatte man im Tanzsaal, der unter der Brasserie lag, mittwochs immer
Salsa-Abende veranstaltet, doch mittlerweile war die Salsa-Welle wohl wieder
ein wenig abgeklungen, jedenfalls sah ich kein Plakat mehr, das auf dieses Spectacle hingewiesen hätte.
    Ich rückte ein
Stück in der Schlange vor und betrat das Innere der Coupole. Sofort
umfing mich lebhaftes Stimmengewirr. Kellner eilten mit riesigen Silbertabletts
durch die langen Reihen der weiß gedeckten Tische, über die sich die riesige
Halle wölbte. Auch wenn man vergeblich nach einer richtigen Kuppel Ausschau
hielt, war der Saal mit seinen grün bemalten Pfeilern und den Art-déco-Lampen
unter der Decke immer wieder beeindruckend. Das Restaurant vibrierte vor Leben
- se Bonner en spectacle war hier die Devise, und die Gäste schienen sie
zu beherzigen. Ich war lange nicht mehr hier gewesen und betrachtete amüsiert
das bunte Treiben.
    Ein
freundlicher Empfangschef verteilte kleine rote Karten an diejenigen unter den
Besuchern, die keinen Tisch reserviert hatten, und wies sie an, in der Bar zu
warten. Auf den Karten standen die Namen berühmter Komponisten, und alle paar
Minuten hörte man einen jungen Kellner, der im Bereich der Bar umherging und
sichtlich seinen Spaß daran hatte, wie ein Zirkusdirektor aus vollem Hals zu
schreien: »Bach, deux personnes, s'il vous plait« oder »Tschaikowsky,
quatre personnes, s'il vous plaît« oder »Debussy, six personnes, s'il
vous plaît«. Dann erhoben sich ein paar der Wartenden und wurden zu ihrem
Tisch geführt.
    »Bonsoir, Mademoiselle, vous avez une réservation? Haben
Sie reserviert?« fragte mich der Empfangschef geschäftig, als ich an der Reihe
war, und eine junge Frau nahm mir meinen Mantel ab und drückte mir eine
Garderobenmarke in die Hand.
    Ich nickte. »J'ai
un rendez-vous avec Monsieur André Chabanais«, sagte ich.
    Der
Empfangschef warf einen Blick auf seine lange Liste. »Ah, oui, hier ist
es«, sagte er. »Ein Tisch für drei Personen. Einen Augenblick bitte!« Er winkte
einen Kellner herbei. Der Kellner, ein älterer Herr mit kurzem grauen Haar,
lächelte mir mit wohlgefälligem Blick zu.
    »Wollen Sie
mir bitte folgen, Mademoiselle?«
    Ich nickte und
merkte, wie mein Herz plötzlich zu klopfen begann. In einer halben Stunde würde
ich Robert Miller endlich kennenlernen, der sich, wie er in seinem Brief
geschrieben hatte »so freute, mich bald leibhaftig zu sehen«.
    Ich strich
mein Kleid glatt. Es war das grüne Seidenkleid, das Kleid aus dem Buch, das
Kleid, das ich auf dem Photo trug, welches ich Miller geschickt hatte. Ich
hatte nichts dem Zufall überlassen.
    Der
freundliche Kellner blieb unvermittelt vor einer der holzgetäfelten Nischen
stehen. »Et voila«, sagte er. »Bitte sehr!«
    André
Chabanais sprang gleich von der Bank auf, um mich zu begrüßen. Er trug einen
Anzug und ein weißes Hemd mit einer eleganten dunkelblauen Krawatte.
»Mademoiselle Bredin«, rief er. »Wie schön, Sie zu sehen

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