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Das Lächeln der Frauen

Das Lächeln der Frauen

Titel: Das Lächeln der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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möchte
doch schon bestellen«, sagte er. »Wir nehmen zwei-, nein dreimal das Curry
d'Agneau des Indes, und dazu trinken wir ...«, er tippte in die Karte,
»diesen Château Lafite-Rothschild.«
    »Sehr gerne.«
Der Kellner nahm die Karten wieder an sich und stellte einen Brotkorb auf den
Tisch.
    »Wenn Sie
schon einmal hier sind, sollten Sie auch das berühmte Lammcurry probieren«,
sagte Monsieur Chabanais, dessen Laune immer besser wurde, und wies auf die wie
Maharadschas gekleideten Inder, die immer wieder mit einem kleinen Wägelchen
die Gänge des Restaurants auf- und abfuhren und das Lammcurry auftischten.
»Mich interessiert Ihre professionelle Meinung.«
    Als kurz nach
neun das Mobiltelefon von André Chabanais ein zweites Mal klingelte und Robert
Miller seine Verabredung in der Coupole endgültig absagte, war es zu
spät, um noch zu gehen, obwohl ich einen kurzen Moment lang daran dachte.
    Wir hatten
schon ein Glas von dem köstlichen, samtigen Rotwein getrunken, und das sagenhafte
Lammcurry, das meiner Meinung nach nicht ganz so sagenhaft war und durchaus
noch ein paar mehr Bananen, Äpfel und Kokosflocken hätte vertragen können,
dampfte auf unseren Tellern.
    Monsieur
Chabanais bemerkte wohl mein kurzes Zögern, als er mir mit bedauernder Miene
die Neuigkeit verkündete und ich in maßloser Enttäuschung das bauchige Rotweinglas
umfaßte.
    »So was
Dummes«, sagte er schließlich. »Ich fürchte, jetzt müssen wir zwei das Curry
allein aufessen.« Er schaute mich in komischer Verzweiflung an. »Sie wollen
mich doch jetzt nicht hier mit einem Kilo Lammfleisch und einer ganzen Flasche
Rotwein sitzenlassen, oder? Sagen Sie, daß das nicht Ihr Ernst ist!«
    Ich schüttelte
den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Sie können ja am wenigsten dafür. Na ja, da
kann man wohl nichts machen ...« Ich trank einen Schluck von dem Wein und rang
mir ein Lächeln ab.
    Ich war völlig
umsonst gekommen. Ich hatte mir umsonst einen Abend freigenommen. Ich hatte
mich umsonst gebadet, mir die Haare gemacht, das grüne Kleid angezogen. Ich
hatte umsonst vor dem Spiegel gestanden und mir Sätze überlegt, die ich Robert
Miller sagen wollte. Ich war so nah dran gewesen. Warum konnte nicht einmal
etwas klappen?
    »Oje, oje,
jetzt sind Sie aber ganz furchtbar enttäuscht«, sagte Chabanais mitfühlend.
Dann runzelte er die Stirn. »Ach, manchmal könnte ich diesen Miller zum Mond
schießen. Es ist nicht das erste Mal, daß er einen Termin im letzten Moment
absagt, wissen Sie?«
    Er sah mich
mit seinen braunen Augen an und lächelte. »Und jetzt sitzen Sie hier mit dem blöden
Lektor und denken, daß Sie ganz umsonst gekommen sind und das Curry ist auch
nicht so fabelhaft, wie alle sagen ...« Er seufzte. »Das ist in der Tat bitter.
Aber der Wein ist exzellent, das müssen Sie zugeben!«
    Ich nickte.
»Ja, das gebe ich zu.« André Chabanais gab sich alle Mühe, mich zu trösten, und
das war trotz allem irgendwie sehr nett.
    »Ach, kommen
Sie, Mademoiselle Bredin, seien Sie nicht so traurig«, sagte er jetzt. »Sie werden
diesen Autor schon noch kennenlernen, das ist doch nur eine Frage der Zeit.
Immerhin hat er Ihnen geschrieben, und das will etwas heißen, oder etwa nicht?«
Er breitete fragend die Arme aus.
    »Doch«, sagte
ich und fuhr mir nachdenklich mit dem Zeigefinger über die Lippen. Chabanais
hatte ja recht. Es war nichts verloren. Und im Grunde war es vielleicht sogar
besser, wenn ich Robert Miller allein sah. In meinem eigenen Restaurant.
    Chabanais
beugte sich vor. »Ich weiß, ich bin ein schlechter Ersatz für den großartigen
Mr. Miller, aber ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, damit Sie
diesen Abend nicht in allzu schlechter Erinnerung behalten und mir vielleicht
doch noch ein winziges Lächeln schenken.«
    Er tätschelte
meine Hand und hielt sie einen Moment länger als nötig fest. »Sie sind doch
eine so schicksalsgläubige Person, Mademoiselle Bredin. Was meinen Sie - könnte
es vielleicht einen tieferen Sinn haben, daß jetzt wir beide hier sitzen
und Händchen halten?«
    Er zwinkerte
mir zu, und ich lächelte wider Willen, bevor ich meine Hand wegzog und ihm auf
die Finger klopfte.
    »Manchen
Leuten reicht man den kleinen Finger, und dann wollen sie gleich die ganze
Hand«, sagte ich. »So viel Schicksal kann es gar nicht geben, Monsieur
Chabanais - geben Sie mir lieber noch etwas von dem Wein.«

10
    Der Abend verlief besser, als ich
gedacht hatte. Aurélie Bredin war sichtlich aufgeregt, aber

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