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Das Lächeln der Frauen

Das Lächeln der Frauen

Titel: Das Lächeln der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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Galeries
Lafayette die Rolltreppe hinuntergestürzt.
    Nun
wartete sie mit gebrochenem Bein auf Station IV und lächelte mich über ihr
geschientes Bein hinweg zaghaft an. Sie sah sehr klein aus, wie sie da unter
der Bettdecke lag, und mir zog sich für einen Moment das Herz zusammen.
    »Maman, was machst denn du für Geschichten?« fragte ich und gab ihr einen Kuß.
    »Ach, mon petit boubou«, seufzte sie. »Ich wußte, daß du sofort kommen
würdest.«
    Ich
nickte beschämt. Als Maman nach einer Stunde zum zweitenmal angerufen
hatte, um die Adresse des Krankenhauses durchzugeben, hatte Madame Petit
freundlicherweise so getan, als sei ich gerade in diesem Augenblick zur Tür
hereingekommen. Dann hatte sie mich vorwurfsvoll angeblickt und gesagt: »Ich
habe es Ihnen gesagt, Monsieur Chabanais, jetzt aber schnell!«
    Ich
nahm Mamans Hand und schwor mir, sie ab jetzt immer zurückzurufen, wenn
auch nur kurz. Ich blickte auf ihr geschientes Bein, das dick verbunden auf der
Bettdecke ruhte. »Hast du Schmerzen?«
    Sie
schüttelte den Kopf. »Es geht schon wieder. Ich habe ein Schmerzmittel
bekommen, aber ich bin ganz schläfrig davon.«
    »Wie
ist das denn nur passiert?« fragte ich.
    »Ach,
weißt du, im Dezember ist das Lafayette doch immer so wunderschön
geschmückt.« Sie sah mich mit leuchtenden Augen an. »Und da dachte ich mir, ich
schau mir das alles an, nehme noch einen kleinen Imbiß zu mir und mache schon
mal ein paar Weihnachtseinkäufe. Und dann hab ich mich irgendwie mit all den
Tüten auf der Rolltreppe verheddert und bin nach hinten rübergefallen. Ging
alles ganz schnell.«
    »Meine
Güte«, sagte ich. »Da hätte ja wer weiß was passieren können!«
    Sie
nickte. »Ich habe eben einen guten Schutzengel gehabt.«
    Mein
Blick fiel auf ein Paar braune Spangenschuhe mit einem zierlichen und nicht
gerade flachen Absatz, das vor dem schmalen Einbauschrank an der Seite des
Bettes stand. »Hattest du etwa diese Schuhe an?« fragte ich.
    Maman schwieg.
    »Maman, es ist Winter, jeder vernünftige Mensch zieht sich feste Schuhe an,
und du machst Weihnachtseinkäufe in Stöckelschuhen? Auf der
Rolltreppe?!«
    Sie
guckte schuldbewußt unter ihrer Decke hervor. Die Diskussion über das feste
und, wie ich immer sagte, altersgemäße Schuhwerk hatten wir schon öfter
geführt, aber sie wollte nichts davon hören.
    »Meine
Güte, Maman, du bist eine alte Dame. Du mußt ein bißchen vorsichtig
sein, weißt du?«
    »Ich
mag diese Oma-Schuhe nun mal nicht«, murrte sie. »Ich bin vielleicht alt, aber
ich habe immer noch sehr schöne Beine, oder etwa nicht?«
    Ich
lächelte und schüttelte den Kopf. Maman war immer unglaublich stolz auf
ihre wohlgeformten Beine gewesen. Und sie war mit ihren vierundsiebzig Jahren
immer noch ziemlich eitel.
    »Ja,
natürlich hast du die«, sagte ich. »Aber wenn sie gebrochen sind, nützen sie
dir auch nichts.«
    Ich
blieb zwei Stunden bei Maman, kaufte ihr noch Obst, Säfte, ein paar
Illustrierte und eine kleine Notausstattung fürs Bad, und dann fuhr ich wieder
in die Editions Opale zurück, um meine Unterlagen zu holen.
    Es
war bereits halb sechs und es lohnte sich nicht mehr, nach Hause zu gehen. So
beschloß ich, direkt vom Verlag aus in die Buchhandlung zu fahren. Madame Petit
war bereits gegangen, als ich zurückkam, doch im letzten Moment, als ich
eigentlich schon das Licht ausmachen wollte, entdeckte ich noch einen kleinen
Zettel von ihr, den sie an meine Lampe geheftet hatte.
    »Wie
geht es Ihrer Mutter?« stand auf dem Zettel. Und darunter: »Eine Amélie Bredin
bittet um Rückruf.«
    Heute
frage ich mich, ob nicht spätestens in diesem Moment alle Alarmglocken bei mir
hätten klingeln müssen. Aber ich sah die Zeichen nicht.
     
    Die
kleine Buchhandlung in der Rue Saint-Louis war bis auf den letzten Platz
ausverkauft. Ich stand mit Pascal Fermier, dem grauhaarigen Besitzer der Librairie
Capricorne, in einer Art Teeküche und spähte durch den dunkelgrauen
Vorhang, der das Hinterzimmer vom Rest der Buchhandlung abtrennte. Neben mir
stapelten sich auf dem Boden die Kataloge aller möglichen Verlage, ein paar
Kaffeebecher und Teller standen in einem Regal, das über der Spüle angebracht
war. Kartons türmten sich bis unter die Decke auf, daneben brummte ein
Kühlschrank.
    Robert
Miller alias Sam Goldberg stand neben mir und hielt sich an einem Glas Weißwein
fest.
    »How
lovely!« hatte er ausgerufen, als er vor einer Stunde die verwunschene
Buchhandlung des Monsieur Fermier

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